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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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kannte. Wir hatten zusammen Kunstgeschichte studiert. Er ist ein ausgesprochener Miró-
    Experte und auch mit dem Umlauf falscher Grafiken bestens vertraut. Zuerst wollte er mich anzeigen, kam dann jedoch auf eine andere Idee. Er wollte die Lithos behalten, aber das Geld zurückhaben. Darüber hinaus forderte er Schweigegeld. Da es sich um eine ziemlich große Summe handelte und die ganze Situation nicht ungefährlich war, wollte ich mich mit Enqvist 365
    beratschlagen, ehe ich zahlte. Ich bat den Mann, am nächsten Tag wiederzukommen, und nahm in der Zwischenzeit Kontakt zu Enqvist auf. Er hörte sich die ganze Geschichte an und wollte den Namen des Mannes wissen. Zu mir sagte er, ich solle Ruhe bewahren und die Forderungen des Mannes erfüllen. Der Kreis würde die Kosten übernehmen. Doch als er am nächsten Tag nicht erschien und weitere Tage verstrichen, ohne dass ich ihn zu Gesicht bekam, rief ich Enqvist erneut an, weil ich fürchtete, der Erpresser könnte es sich anders überlegt haben und zur Polizei gegangen sein. Enqvist sagte mir, ich brauche mich nicht zu beunruhigen, die Sache sei bereits erledigt. Ich ahnte Böses, hütete mich aber davor, neugierige Fragen zu stellen. Am nächsten Tag las ich in der Zeitung, in einem Müllcontainer in der Grevgata sei eine männliche Leiche gefunden worden. Das war, als hätte mir jemand eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Ich wusste, dass der Mann in der Grevgata wohnte.
    Ich verfolgte alle Berichte zu diesem Fall in den Zeitungen und im Fernsehen. Für mich gab es keinen Zweifel, wer da ermordet worden war. Das war im Oktober letzten Jahres, und ich hatte endgültig die Schnauze voll. Ich hielt es einfach nicht mehr länger aus. Doch um verschwinden zu können, brauchte ich ein gewisses Startkapital, und sah bei meiner damaligen Situation nur eine Möglichkeit, rasch an Bargeld zu kommen. Eine Möglichkeit, die ich nutzte.«
    »Ich nehme an, du sprichst von PMs Bildern«, sagte Roffe grimmig.

»Ich muss daran erinnern, dass ich in einer absoluten Zwangslage war, und natürlich wollte ich PM irgendwann für seinen Verlust entschädigen, aber in diesem Moment brauchte ich einfach alles, was ich zusammenkratzen konnte.«
    »Und was konntest du noch zusammenkratzen?«
    »Über meine Geschäfte musste ich Enqvist Rechenschaft ablegen, spätestens jeden dritten Monat. Seit Anfang September hatte ich bereits zwei Millionen eingenommen, und in der Kasse 366
    befanden sich noch dreihunderttausend, die ich noch nicht in Kredite umgewandelt hatte. Dieses Geld plus die bereits erzielten Gewinne aus dem Verkauf von Lithografien plus die Bruttoeinnahmen aus PMs Ausstellung ergaben ungefähr achthunderttausend. Ich dachte, das würde reichen, um zirka ein halbes Jahr untertauchen zu können. Ich hoffe, du verstehst, dass das kein Luxustrip erster Klasse war. Ich musste einer weit verzweigten Organisation entkommen, und so etwas kostet Geld. Während dieses halben Jahres wurden mehrere Kredite zur Zahlung fällig. Nachdem ich Enqvist über diese Kredite noch keine Rechenschaft abgelegt hatte, wusste er auch nicht, wer die Kreditnehmer waren. Und ich wusste, dass ich fast zwei Millionen bekommen würde, wenn ich das Risiko einging, die Schulden im Frühjahr einzutreiben.«
    »Wo warst du in dem halben Jahr?«
    »In Dänemark. Ich nannte mich Arne Hansson. Natürlich war ich gezwungen, mir einen neuen Pass zu besorgen.«
    »Wann bist du zurückgekommen, um deine Schulden
    einzutreiben?«
    »Im April. Und alles begann ausgezeichnet. Alle Schulden wurden pünktlich beglichen. Doch gab es noch ein paar Forderungen, die erst in den nächsten Monaten zur Zahlung anstanden. Die hätte ich einfach vergessen sollen. Aber das tat ich nicht. Sie hätten mindestens eine weitere halbe Million eingebracht, nur hatte ich nicht den Mut, später noch einmal wiederzukommen oder bis zur Fälligkeit der Zahlungen zu warten. Da kam ich auf die idiotische Idee, meine Schuldscheine an einen Bekannten zu verkaufen. Auf diese Weise wollte ich zumindest die Hälfte des Geldes kassieren. Es ging mir ja darum, kurzfristig so viel Geld wie möglich locker zu machen.
    Es kostet einiges, sich in einem anderen Land niederzulassen.«
    »Wolltest du denn in Dänemark bleiben?«
    367
    »Nein, das wäre zu riskant gewesen. Ich dachte an Kanada, wo ich eine Menge Leute kenne. Aber wie du siehst, ist nichts draus geworden. Jetzt sitze ich hier und bin noch am Leben, aber ich kann nicht leugnen, dass ich

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