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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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versuchte nachzudenken, doch ihre Kräfte ließen sie im Stich. Stattdessen brach sie in Tränen aus.
    »Nehmen Sie den Hund weg!«, schluchzte sie.
    Er schwieg und schaute sie auffordernd an.
    »Was soll ich Ihnen denn sagen?«
    »Das wissen Sie genau. Worüber haben Sie mit Sven Berg geredet?«
    »Ich habe nicht mit ihm geredet.«
    »Was wissen Sie von meiner Vergangenheit?«
    »Ich weiß nichts … von Ihrer Vergangenheit.«
    »Sie haben mehrere Andeutungen gemacht, und jetzt will ich Klartext hören.«
    Sie warf einen verstohlenen Blick auf den hechelnden Hund zu ihren Füßen, dessen lange rote Zunge fast den Boden berührte.
    Trotz der drückenden Hitze wirkte er erschreckend aufmerksam und jederzeit bereit, dem kleinsten Kommando seines Herrn zu gehorchen.
    »Was wollen Sie denn hören?«, wiederholte sie.
    »Machen Sie schon! Meine Geduld ist bald zu Ende«, sagte er.
    Sie wusste, was er hören wollte, aber darüber konnte sie kein Wort verlieren. Er schien verrückt genug, seinen nicht minder verrückten Hund auf sie zu hetzen. Ein Bild von Patrik, wie er rastlos im Wohnzimmer hin und her lief, schoss ihr durch den Kopf. Starr vor Schreck nahm er die furchtbare Nachricht auf:
    »Es tut uns sehr Leid, aber Ihre Frau wurde von einem Hund in Stücke gerissen.«
    »Ich glaube, Sie haben da etwas missverstanden«, versuchte sie es verzweifelt.
    Er schüttelte den Kopf.
    421
    »Was habe ich denn gesagt?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
    »Das wissen Sie selbst am besten.«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    Er schaute seinen Hund an, als wolle er ihm im nächsten Moment den entscheidenden Befehl geben.
    »Warten Sie!«, schrie sie. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, und ich weiß nichts von Ihrer Vergangenheit … die interessiert mich auch nicht. Das Einzige, das ich weiß, ist, dass Sie mit Hilfe der Behörden eine neue Identität bekommen haben. Warum, weiß ich nicht, und ich will es auch gar nicht wissen.«
    Er verzog keine Miene. »Gibt es noch jemanden außer Ihnen, der das weiß?«
    »Nein, das … kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ihr Mann?«
    »Nein«, log sie.
    »Was ist mit der Frau in Äsperöd und dem Mann mit den Wachhunden?«
    »Woher sollten die etwas wissen?«
    »Hat dieser Sven Berg behauptet, ich hätte mit ihm über den Kauf eines Hundes gesprochen?«
    »Ich weiß nicht, was er behauptet hat. Ich habe kein Wort mit ihm gewechselt. Ich habe nur mit Astrid gesprochen.«
    »Was hat sie behauptet?«
    »Sie hat behauptet, Sie seien sehr sympathisch «, sagte Katharina in einem Ton, der ihre eigene Meinung mehr als deutlich machte.
    Seine Augen ruhten mit erschreckender Ausdruckslosigkeit auf ihr. »Ich will hören, was sie gesagt hat.«
    »Herrgott, wie soll ich mich denn daran erinnern? Sie hat alles Mögliche gesagt und dabei zufällig erwähnt, dass Sie einmal bei ihr eingekauft hätten. Sie sagte, das sei Ihr erster Tag auf dem 422
    Hof gewesen. Sie hätten auch Svens Hunde gesehen und wären sehr angetan von ihnen gewesen.«
    »Hat Sie Ihnen erzählt, ich hätte mit Sven über die Hunde gesprochen?«
    »Nein, Astrid sagte, Sie wollten ein anderes Mal
    wiederkommen, um mit Sven über die Hunde zu sprechen. Das war alles. Sonst hat sie nur ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass Sie nie wieder bei ihr eingekauft hätten.«
    »Woher haben Sie die Informationen über mich?«
    »Das … das war in der Stadt auf dem Präsidium. Ich wurde vernommen in Zusammenhang mit dem Fund der Leiche in der Jauchegrube und saß eine Weile allein im Büro des
    Kommissars. Ich war sehr aufgeregt und besorgt wegen des Verdachts gegen meinen Mann. Ich nehme an, Sie haben davon gehört, die Polizei hat doch sicher auch mit Ihnen gesprochen.
    Als der Kommissar zwischendurch aus dem Zimmer ging, konnte ich einen kurzen Blick auf die Unterlagen werfen, die offen auf seinem Schreibtisch lagen …«
    Es fiel ihr erstaunlich leicht, die Wahrheit zu modifizieren.
    Sein Blick brannte auf ihrer Haut, als versuche Nygren, sie Schicht um Schicht abzuschälen, um die Lügen zu entdecken, die sich darunter befanden.
    »Was für Unterlagen?«
    »Daran kann ich mich nicht genau erinnern, irgendwas darüber, dass Sie beim Einwohnermeldeamt nicht geführt werden und dass die Reichspolizeibehörde für Ihre Identität bürgt.«
    Endlich wandte er die Augen von ihr ab. Sie riskierte einen kurzen Blick auf seinen Hund. Die Sekunden der Stille kamen ihr wie eine Ewigkeit vor. Nur das kurzatmige Hecheln des Hundes war zu hören. Ihre

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