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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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Jauchegrubenmord
    Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautete, liegen der Polizei Erkenntnisse vor, dass eine zeitliche Übereinstimmung zwischen dem Verschwinden einer in Kunstkreisen bekannten
    Persönlichkeit und dem Jauchegrubenmord besteht. Die betreffende Person soll überdies private Kontakte nach Christiansholm gepflegt haben. Auch scheint diese Tat möglicherweise in Verbindung mit einem weiteren Mord in Stockholm zu stehen. Hauptkommissar Stenberg von der Kripo in Christiansholm dementiert indes, dass die Leiche bereits identifiziert werden konnte. Aus ermittlungstaktischen Gründen beschränkte er sich auf die Aussage, die Polizei gehe mehreren Spuren nach. Konkretere Aussagen lasse die gegenwärtige Situation nicht zu.
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    Mittwoch, 3. Mai
    PM spülte das Geschirr ab, während Katharina regungslos am Küchentisch saß und gegen den heftigen Drang ankämpfte, einen gewaltigen Streit vom Zaun zu brechen. Ermattet starrte sie seinen ihr zugekehrten Rücken an. Herrgott, wie ihr seine egozentrische Verschlossenheit zum Hals heraushing. Wie oft hatte sie nicht schon hier gesessen und sich von seiner Unnahbarkeit und Schwermut vollkommen ausgeschlossen gefühlt.
    Schon seit einer Woche – seit seiner Rückkehr aus Stockholm
    – war er in diesen dumpfen Grübeleien versunken. Grübeleien, die zu nichts anderem zu führen schienen, als dass er sich von seiner Umwelt und vor allem von ihr zurückzog.
    Das Wochenende war entsetzlich gewesen. Es hatte damit begonnen, dass Marika aus Kalmar angerufen und ihrer Mutter unter Tränen mitgeteilt hatte, sie liege mit einer fiebrigen Erkältung im Bett und könne folglich nicht nach Hause kommen. Mit krächzender Stimme hatte sie von ihrem Streit mit Daniel berichtet, der sie nun sicher nicht mehr lieben würde.
    Katharina hatte versucht, Marika etwas Tröstendes und Beruhigendes zu sagen, war sich jedoch hilflos und viel zu weit weg vorgekommen. Am Abend vor dem ersten Mai, der
    Walpurgisnacht, hatten sie mit Kajsa und Olle und deren Sohn Joakim eigentlich einen gemütlichen Abend verbringen wollen.
    Doch Patrik war von Anfang an in düsterer Stimmung gewesen, was er zu überspielen versuchte, indem er ein Glas nach dem anderen trank. Mit dem Ergebnis, dass er schon während des Essens stockbesoffen war. Als es an der Zeit war, nach draußen zu gehen und das Feuer zu entzünden, lag er schnarchend auf dem Sofa. Nur die Rücksicht auf ihre Gäste hatte Katharina 110
    davon abgehalten, ihm einen Eimer mit kaltem Wasser über den Kopf zu schütten. Später hatte er jeden ihrer Versuche ignoriert, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Warum konnte er sich nicht wie andere Leute von seinem inneren Druck befreien, indem er über seine Probleme redete? Irgendwann musste er doch an diesen Punkt kommen.
    Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz nach sieben. Bald würde er ins Wohnzimmer gehen, um sich die Nachrichten anzusehen, und dann würde er für den Rest des Abends unbeweglich vor dem Fernseher hocken bleiben. Die Frage war, wie lange sie das noch aushielt, bevor sie wahnsinnig wurde.
    Nicht einmal als er wegen Axels Betrug völlig außer sich war, hatte er sich so von ihr abgeschottet. Damals hatte er sich zumindest hin und wieder durch einen Wutanfall oder einen deprimierten Monolog über die Sinnlosigkeit der Welt etwas Luft verschafft. Er hatte menschliche Regungen gezeigt.
    Ihr Blick fiel auf den Futternapf der Katzen, der direkt neben der Küchentür stand. Er war halb gefüllt mit etwas, das vertrocknet und unappetitlich aussah.
    »Was ist denn das für ein ekliges Zeug im Futternapf?«, fragte sie. »Hast du ihnen heute noch nichts zu fressen gegeben?«
    »Das sind die Reste von Roffes Essen«, antwortete er.
    »Was war das?«
    »Spaghetti Carbonara. Es scheint ihnen nicht geschmeckt zu haben. Roffe hat unheimlich viel Pfeffer reingetan.«
    Katharina schnaubte entrüstet und schien endlich das passende Thema gefunden zu haben, um ihn aus der Reserve zu locken.
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass sie so was fressen.
    Manchmal frage ich mich wirklich, was in deinem Kopf vorgeht. Vielleicht könntest du endlich aufwachen und feststellen, dass noch eine Welt um dich herum existiert.«
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    Als er nichts entgegnete, fuhr sie fort ihn zu attackieren. »Ja, was ist jetzt? Ich meine, mit den Katzen. Die haben doch Hunger.«
    Sie rechnete nicht mit einer Antwort. Er schien voll und ganz damit beschäftigt zu sein, die tropfnassen Teller und Gläser auf dem Trockengestell zu

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