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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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ritten damit um die Mühle herum. Hinter den Stützen kamen nun andere hervorgestürzt und spielten Bauern, die die Ritter überfielen.
    »Das sollten sie lassen«, sagte der Schulze. »Die edlen Herren kennen da wenig Erbarmen.«
    Die Mädchen spielten mit Puppen, die aus Stroh gebunden waren, würfelten mit Schweineknöchelchen oder versuchten, einen Reifen aus Schilfrohr zum Laufen zu bringen.
    Die drei Frauen im Hof waren immer noch fleißig. Katharina Rehbock war dabei, ein Schaf zu scheren, während sich die beiden Schwestern um das Gemüsegärtchen kümmerten. Adela pflanzte Salat, Agnes zog Karotten aus dem Boden.
    Der Dorfschulze hatte nicht lange Gefallen an dieser Idylle, sondern sah mit scharfem Auge zur Oder hin, wo vor einem kleinen Eichengehölz die beiden Schweinehirten auf dem Boden lagen. »Der Czeslaw und der Bucco sind wieder einmal auf der Jagd. Wenn sie das im Schloß erfahren, ist die Hölle los.«
    Die beiden Schweinehirten waren bekannt dafür, daß sie Schlingen auslegten und dann mit einem gezähmten Frettchen die Kaninchen aus dem Bau und in die Schlingen trieben. Die Jagd aber, auch solche von geringem Wert, war dem Adel vorbehalten.
    Der Dorfschulze sprang auf. »Die schnapp' ich mir!«
    Doch als er jetzt stand und ganz zufällig auch nach Osten blickte, verschlug es ihm die Sprache, denn über die Felder quoll es heran wie Jauche aus dem umgekippten Faß.
    »Die Litauer!« schrie er. »Rette sich, wer kann!«
    Katharina Rehbock hatte die Litauer nicht viel später als der Dorfschulze am Horizont erblickt. »Alle zur Mühle hoch, wir verschanzen uns!«
    Kerstian und der Dorfschulze kamen indes vom Hügel heruntergerannt, während Denecken, der ungetreue Knecht, sich auf das Pferd des Schulzen warf, das ausgespannt am Trog gestanden hatte, und in Richtung Oder floh.
    »Mutter, es hat keinen Sinn!« rief Adela. »Laß uns ebenfalls fliehen. Allein gegen ein ganzes Heer sind wir verloren.«
    »Wir bleiben hier!« Mit der erhobenen Sense hinderte sie die anderen Knechte und Mägde, es dem Denecken gleichzutun.
    Der Dorfschulze berechnete kühl, wo die Überlebenschancen größer waren. Auf dem Feld hetzten ihn die Litauer wie einen Hasen, in der festen Mühle aber konnten sie vielleicht die Stunden überstehen, bis Hilfe aus Bärwalde kam. Also beschloß er, wieder kehrtzumachen. Kerstian konnte nicht anders, als der Müllerin zu helfen. Sie hasteten den kleinen Hügel zur Mühle hinauf.
    »Nehmt die Spieße!« Katharina Rehbock warf sie ihren Knechten zu. »Und Ihr, Schulze, und Ihr, Kerstian, klettert nach oben und schießt Bolzen aus den Löchern. Gott wird uns helfen gegen die Heiden.«
    »Das ist Hochmut!« rief Adela. »Der Herr läßt sich zu nichts zwingen von uns.«
    »Halt den Mund!« Katharina Rehbock stieß ihre älteste Tochter ins Innere der Mühle, wo sie gegen die Säcke fiel, die Denecken vergessen hatte, und zu Boden stürzte. »Du bist dasselbe schlappe Betweib wie dein Vater!«
    Die Tür flog zu, und die Müllerin befahl den Knechten, Hölzer und Balken vorzulegen.
    Da waren die ersten Litauer auch schon im Hof. Nicht mehr als zehn, und Adela hoffte schon, die anderen würden die Mühle links liegenlassen, um möglichst schnell über die Oder zu kommen und die reicheren Städte auf der anderen Seite heimzusuchen.
    »Jeder nimmt sich einen vor«, wies Katharina Rehbock ihre Knechte an. »Von links nach rechts. Und mit der Armbrust auf den Anführer halten.«
    Einige der Litauer wurden in der Tat getroffen, und alle rissen die Pferde herum. Erst unten am Weg kamen sie zum Stehen. Katharina Rehbock und ihre Tochter Agnes rissen eine Luke auf und verhöhnten sie mit kräftigen Worten.
    Vitjanis, seit Skirgals Tod Unterführer der Litauer, rieb sich die Augen und stieß Mindaugas an, einen seiner Kameraden. »Du, was ist das für ein schönes Weib da in der Mühle!«
    »Die muß ich haben!«
    Inzwischen war auch David von Grodno, ihr bewährter Feldherr, an der Rehbockschen Mühle angekommen.
    »Wer sie sich holt, der soll sie haben!« rief er seinen Männern zu.
    »Sie haben Bolzen, Lanzen und Steine«, murrte einer der Reiter. »Und was ist denn da schon an Beute zu holen.«
    »Dann steckt die Mühle an und räuchert sie aus!«
    Und um den Reitern seinen Mut zu zeigen, ritt David von Grodno auf die Mühle zu, ohne sich um das zu kümmern, was ihm entgegenflog. Vitjanis wie Mindaugas zögerten nicht, ihn als Schild für sich zu nutzen und ihm bis zum Fuße der Mühle zu

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