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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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tatsächlichen Gegebenheiten des Militärs ungleich realistischer einschätzen konnte, hatte er feststellen müssen, dass er in dieser Hinsicht ebenso zuversichtlich war wie Nimitz. Ihn jedoch bereitete es ernstliche Sorge, welchen Preis Honor für diesen Erfolg letztendlich würde zahlen müssen.
    Und es frisst dich innerlich auf, dass sie immer noch so sehr leidet , gestand er sich selbst ein. Da musst du dich doch fragen, ob das jemals besser werden wird, ganz egal, wie ihre Rache ausfallen mag.
    Der Earl von White Haven verdrängte diesen Gedanken und blickte seinen Bruder an.
    »Hast du eine Ahnung, auf welchem Wege es bekannt geworden ist?«, fragte er.
    »Eigentlich nicht.« Baron Grantville zuckte mit den Schultern, dann nippte er an seinem Glas Eistee. »Aber es ist irgendwie von Beowulf gekommen. Es ist wohl möglich, dass Patricia Givens’ Kontakt die Information bewusst weitergegeben hat, auch wenn ich nicht wüsste, warum er das tun sollte. Vielleicht hat ja auch nur irgendein beowulfianischer Medienheini etwas aufgeschnappt, das von Sol gekommen ist. Auf jeden Fall ist die Katze jetzt aus dem Sack – es sei denn, wir wären so dämlich, das offiziell leugnen zu wollen.«
    »Ja, das wäre wirklich außerordentlich dämlich«, stimmte White Haven zu.
    »Ich weiß. Und wenn die Sache nicht auf diese Weise ans Tageslicht gekommen wäre, dann hätten wir es früher oder später selbst verbreiten müssen. Also werden wir auf diese Weise eigentlich bloß ein bisschen früher als ursprünglich geplant zum Handeln gezwungen. Aber damit bleibt immer noch die Frage offen, was wir denn eigentlich unternehmen wollen.«
    »Unternehmen?«, wiederholte White Haven und wölbte in offenkundigem Erstaunen eine Augenbraue. »In welcher Hinsicht denn?«
    »Wie wir öffentlich reagieren wollen«, erwiderte Grantville ein wenig gereizt. »Genauer gesagt: wie wir darauf reagieren sollen, dass diese Information einfach so durchgesickert ist, statt dass wir das offiziell verkündet haben. Du weißt doch selbst, wie entscheidend es ist, dass wir ...«
    Unvermittelt stockte er und kniff misstrauisch die Augen zusammen. Angesichts des Grinsens seines Bruders stieß er ein Schnauben aus.
    »Du hältst dich wohl für besonders schlau, was, Ham?«, fragte er beißend.
    »Das vielleicht nicht gerade, aber ich habe immerhin einen Sinn für Humor«, erwiderte White Haven.
    »So kann man das auch sehen.«
    White Haven lachte in sich hinein. Eigentlich war das alles nicht sonderlich komisch, aber alles, womit man William im Augenblick amüsieren konnte, war den Versuch allemal wert.
    »Und wie wollen wir nun reagieren?«, fragte er dann deutlich ernsthafter.
    »Das findest du um neunzehn Uhr Ortszeit heraus«, gab William zurück. »Dann wird Elizabeth systemweit eine Ansprache übertragen.«
    Mit ernster Miene erschien Elizabeth Winton auf den HD-Displays im ganzen Doppelsternsystem von Manticore, nachdem die gänzlich unnötige offizielle Ankündigung endlich zu einem Ende gekommen war.
    Es war ja nun nicht so, als würde irgendjemand sie nicht erkennen, obwohl sich die Königin von Manticore gemeinhin nicht persönlich an alle ihre Untertanen gleichzeitig wandte. Tatsächlich war das in jüngster Zeit überhaupt nicht mehr möglich. Sie konnte nicht einmal sämtliche ihrer Untertanen im ›Alten Sternenkönigreich‹ gleichzeitig erreichen, geschweige denn sämtliche Untertanen im ganzen Sternenimperium, denn niemand vermochte ein Signal durch einen Wurmlochknoten zu Trevors Stern oder dem Lynx-Terminus zu senden. Wenn Königin Elisabeth normalerweise öffentlich auftrat, dann geschah das bei relativ kleinen Zusammentreffen – bei ›Bürgerversammlungen‹, Bürgervereinigungen, Wohltätigkeitsveranstaltungen und ähnlichen Ereignissen. Einzelne Ausschnitte aus den Aufzeichnungen dieser Ereignisse, manchmal sogar ganze Reden, wurden dann häufig zu einem späteren Zeitpunkt systemweit übertragen. Aber die Tradition verlangte, dass der regierende Monarch sich nicht in Fragen der Parteipolitik einmischte. Natürlich wusste jeder, dass der Monarch (oder die Monarchin) sich daran nicht hielt, schließlich war der Regent von Manticore nicht nur amtierendes Staatsoberhaupt, sondern auch Regierungschef. Aber mit den alltäglichen Wirren der Politik sollte der Monarch trotzdem nichts zu tun haben. Daher vertrat in der Öffentlichkeit gewöhnlich der Premierminister die Regierung Ihrer Majestät – außer in ganz besonders kritischen

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