Der letzte Befehl
Na ja, es war ja nicht so, als hätte Albrecht das nicht schon die ganze Zeit über erwartet. Nachdem zerstörte Sternenschiffe und tote Raumfahrer sehr deutlich gezeigt hatten, in welch katastrophalem Ausmaß der solarische Flottennachrichtendienst dabei versagt hatte, die Bedrohung richtig einzuschätzen, mussten selbst Solly -Admiräle allmählich begreifen, dass es an der Zeit war, in ihren verschiedenen Nachrichtendiensten endlich einmal gründlich aufzuräumen. Es wäre interessant zu wissen, ob man die derzeitigen Chefs des Flottennachrichtendienstes und des Amtes für Operationsanalyse öffentlich zum Sündenbock erklären oder sie einfach nur heimlich, still und leise in den Ruhestand versetzen würde. Aber es war unausweichlich, dass schon bald deutlich fähigere Nachfolger an ihre Stelle treten würden – auch das war nicht weiter verwunderlich, denn es war kaum vorstellbar, dass sich noch unfähigere Nachfolger finden ließen.
»Wenn also nichts gänzlich Unerwartetes geschieht – was natürlich bedauerlicherweise immer passieren kann«, fuhr er fort, »wird Filareta seinen Befehlen Folge leisten und die Kapitulation Manticores verlangen. Das werden die Mantys ablehnen, und dann werden Filareta und ein Großteil seiner Superdreadnoughts ganz genau die gleiche Abreibung erhalten wie kürzlich Crandall im Spindle-System. Natürlich könnte sich plötzlich doch noch ein gewisses Maß an Zurückhaltung zu Wort melden, was wir nicht hoffen wollen! Aber für diesen unwahrscheinlichen Fall haben wir bereits einige Vorkehrungen getroffen, um die weitere Entwicklung der Situation ein wenig ... voranzutreiben, könnte man wohl sagen.«
Wieder hielt er inne und lächelte dünn.
»Um ehrlich zu sein, legen unsere Quellen auf Alterde folgende Vermutung nahe: Sollte es Filareta tatsächlich genauso übel erwischen wie zuvor Crandall, dann dürfte die zweite Angriffswelle, die Rajampet derzeit vorbereitet, für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt werden. Schließlich wird selbst die SLN nicht bereit sein, unbegrenzt viele Superdreadnoughts geradewegs in den Shredder hineinzuschicken.
Aber selbst wenn das passieren sollte, haben wir ... Vorbereitungen getroffen, um dafür zu sorgen, dass mindestens ein Dutzend Parlamentsmitglieder Erklärungen verlangen werden. Es besteht sogar die Möglichkeit – die mir ehrlich gestanden ganz besonders köstlich erscheint –, dass Beowulf dabei die Führung übernehmen wird. Gleichzeitig werden wir den Ausführungsbefehl für die erste Welle ›spontaner Aufstände‹ gegen das tyrannische Vorgehen der Grenzsicherheit ausgeben. Wenn das geschieht, wird es Zeit für den Faktor, an die Öffentlichkeit zu treten.«
Sein Gesichtsausdruck wurde noch deutlich angespannter, und er lehnte sich der Kamera ein wenig entgegen.
»Die Vorarbeiten sind bereits erledigt, und bislang ist alles weitgehend nach Plan verlaufen. Aber es besteht immer die Möglichkeit, dass sich daran etwas ändert, und es ist von entscheidender Bedeutung, dass die nächste Phase in angemessener Weise durchgeführt wird. Von einer oder zwei Ausnahmen abgesehen sollten sämtliche ›Anschlüsse‹ problemlos verlaufen. Die Bevölkerungen müssten den Schutz durch den Faktor sehr willkommen heißen. Aber bei besagten Ausnahmen – falls sie überhaupt auftreten – wird man äußerst vorsichtig vorgehen müssen. Ich weiß, dass wir darüber bereits gesprochen haben, aber ich möchte noch einmal betonen, dass es absolut essenziell ist, den Faktor als einen Zusammenschluss auf gänzlich freiwilliger Basis darzustellen, an dem alle Beteiligten profitieren – obwohl wir natürlich besagte Systeme gerade ausgewählt haben, weil sie uns industriell und wirtschaftlich betrachtet sehr nützlich sein können. Aber die Freiwilligkeit dieses Zusammenschlusses muss sehr deutlich herausgestellt werden! Wenn sich also herausstellt, dass das eine oder andere Ihrer Zielgebiete nicht willens ist, sich aus freien Stücken anzuschließen, dann müssen Sie das akzeptieren. Es wird später noch genug Zeit bleiben, sie doch noch einzugliedern, und in nächster Zukunft ist es viel wichtiger, dass sie alle sich ganz offenkundig lediglich dem Chaos und der Anarchie entgegenstellen, die sich in der Schale und dem Rand immer weiter ausbreiten.«
Zur Betonung ließ Albrecht Detweiler auch diesen Satz noch ein wenig sacken. Dann lehnte er sich wieder in seinem Sessel zurück.
»Mir ist durchaus bewusst, dass Sie alle das bereits wussten.« Er
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