Der letzte Befehl
Momenten.
Wie diesem hier.
»Guten Abend«, sagte Elisabeth III. mit ruhiger Stimme. »Ich spreche heute zu Ihnen, weil das Sternenimperium – unser Sternenimperium – vor der zweifellos größten Herausforderung und Bedrohung unserer gesamten Geschichte steht.«
Sie hielt inne und kraulte zärtlich die Ohren des Baumkaters, der es sich auf der Rückenlehne ihres Sessels bequem gemacht hatte. Auf diese Weise wollte die Königin ihren Untertanen die Zeit geben, das soeben Gehörte erst einmal zu begreifen. Dann ließ sie den Arm wieder sinken, legte die gefalteten Hände auf die antike Schreibtischunterlage und fuhr mit ruhiger Stimme fort.
»Die vergangenen fünfzehn T-Monate waren im Leben eines jeden Mannes, einer jeden Frau und eines jeden Kindes im Alten Sternenkönigreich von Manticore höchst traumatisch. Niemand hätte sich die Kette von Ereignissen ausmalen können, nicht in seinen schlimmsten Albträumen, die mit der Schlacht von Monica ihren Anfang genommen hat. Dann kamen das avisierte Gipfeltreffen von Präsidentin Pritchart und mir, dann vor dreizehn Monaten das Attentat auf Admiral Webster und gleichzeitig der Angriff auf Queen Berry von Torch und meine eigene Nichte. Es folgte die Schlacht von Lovat vor einem T-Jahr – ein entscheidender Sieg ... weniger als drei Monate später gefolgt von der Schlacht von Manticore, bei der wir zahllose Tote zu beklagen hatten und unzählige Schiffe verloren wurden. Und kaum dass wir uns von diesem verzweifelten Kampf ein wenig erholt hatten, standen wir vor New Tuscany bereits einer neuen Konfrontation gegenüber – dieses Mal mit der Solaren Liga. Sie alle wissen, was geschehen ist, nachdem Admiral Josef Byng heimtückisch und feige drei Schiffe unserer Navy vernichtet und die gesamte Besatzung dieser Schiffe ermordet hat – drei Zerstörer , auf die siebzehn solarische Schlachtkreuzer das Feuer eröffnet hatten, obwohl unsere Zerstörer nicht einmal ihre Impellerkeile oder Seitenschilde aktiviert hatten. Und Sie alle wissen auch, was geschehen ist, nachdem Gräfin Gold Peak vor New Tuscany eingetroffen ist, um eine Erklärung zu verlangen.«
Wieder hielt die Königin inne, dann atmete sie tief durch.
»Die Konfrontation mit der Solaren Liga haben nicht wir herbeigeführt. Wir haben uns redlich bemüht, dieses der solaren Regierung auch zu vermitteln, doch jegliche unserer diplomatischen Bemühungen wurden schroff abgewiesen, und unsere Warnung, wie ernst die bevorstehende Konfrontation werden würde, wurde ignoriert. Gleiches gilt für unsere Mutmaßungen, Außenstehende hätten diese Konfrontation gezielt herbeigeführt. Dies führte vor etwas weniger als vier T-Monaten zur Schlacht von Spindle, bei der eine Hand voll unsere eigenen Schweren Kreuzer mehr als siebzig solarische Superdreadnoughts vernichtend geschlagen haben.«
Ihre Stimme verriet eisernen Stolz, doch ihre Miene blieb sachlich, ernst und fokussiert.
»Sie alle werden sich gewiss an jenen Moment erinnern, an dem wir Furcht und Stolz gleichermaßen verspürt haben. Furcht angesichts einer ungewissen Zukunft, Stolz auf unsere Männer und Frauen in Uniform, nachdem wir erfuhren, dass kein einziger Manticoraner, und auch keiner unserer Verbündeten von Grayson, bei der Schlacht von Spindle auch nur verwundet wurde. Es schien unmöglich, dass die vielgepriesene Solarian League Navy derart vollständig besiegt worden sein sollte.
Und das« – ihre Stimme wurde leiser und zugleich deutlich härter – »machte die furchtbaren Schrecken und das Entsetzen angesichts dieses Angriffs auf unser Heimatsystem noch viel schlimmer, als es ohnehin geworden wäre. Wir wurden zu einem Zeitpunkt angegriffen, an dem unser Selbstvertrauen und unsere Erleichterung einen neuen Höhepunkt erreicht hatten, und der Angriff hat uns all gänzlich überrascht. Die Wahrheit ist, dass niemand – nicht die Admiralität, nicht unsere Nachrichtendienste, nicht unsere Diplomaten, nicht unsere politische Führungsspitze, nicht ich persönlich, wirklich niemand! – diesen Angriff überhaupt hat kommen sehen.«
Sie gestand es ein, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Wir sind der Ansicht, dieser Angriff sei nur möglich gewesen, weil diese Angreifer für ihre Sternenschiffe eine gänzlich neue Antriebstechnologie entwickelt hatten. Nach gründlichster Analyse sämtlicher Aufzeichnungen unserer Vorposten, glauben wir den Hyperabdruck identifiziert zu haben, den die Angreifer bei ihrem Eintreffen hinterließen. Doch zum
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