Der letzte Befehl
lächelte. »Nennen Sie es ruhig Lampenfieber des Produktionschefs. Oder vielleicht doch lieber: Neid.« Sein Lächeln wurde noch breiter. »Sie alle werden von jetzt an völlig offen handeln können. Ich habe gerade erst begriffen, wie sehr ich mir wünschte, mir wäre das ebenfalls möglich. Und ich glaube, ich muss zugeben, dass ich das Ganze doch nicht so gelassen hinnehmen kann, wie ich immer gedacht hatte. Also habe ich wahrscheinlich nur aus reiner Frustration noch einmal die Details klarstellen wollen.«
Das Lächeln verwandelte sich in ein echtes Grinsen, dann zuckte Detweiler mit den Schultern.
»Aber wenn ich das alles noch einmal klarstelle, dann möchte ich auch noch einmal auf ein paar Personen hinweisen, die uns vielleicht Sorgen bereiten könnten. Clinton, ich weiß, dass Sie und Prinz Felix schon seit vielen Jahren eng befreundet sind, aber gemäß unseren jüngsten Analysen wird sich Ihnen das Parlament von Siegfried wahrscheinlich entgegenstellen, wenn Sie Felix einladen, sich dem Faktor anzuschließen. Zumindest anfänglich ist mit Widerstand zu rechnen. Für uns sieht es ganz danach aus, als würde es zumindest vorerst zu einem Bündnis der konservativsten Adeligen und den zunehmend erstarkenden Industriellen kommen: Der Adel befürchtet, er könnte seinen derzeitigen Einfluss verlieren, und die Industriellen werden befürchten, es könnten sich jetzt unvermittelt die Spielregeln ändern, wo die Industrie doch gerade dabei ist, ernstzunehmenden politischen Einfluss zu gewinnen. Es bereitet mir wirklich Sorgen, dass Sie und Felix einander derart nahe stehen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass er versuchen wird, das Ganze zu forcieren, und unsere Analysten sind der Ansicht, die Wahrscheinlichkeit, dass er dabei scheitert, liegt bei vierzig Prozent. Andererseits liegt es natürlich in der Natur genau dieses Bündnisses, das uns derzeit Kopfzerbrechen bereitet, dass es früher oder später wieder auseinanderbrechen muss – genau dann, wenn die Interessen des Adels und der Industriellen divergieren oder geradewegs miteinander kollidieren. Es wird auch einen gewissen Einfluss haben, wenn sich die Lage in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft immer weiter zuspitzt. Deswegen wird nach Meinung derselben Analysten die Chance, dass Siegfried letztendlich um Anschluss an den Faktor ersuchen wird, auf über neunzig Prozent ansteigen, wenn wir zuvor deutlich gezeigt haben, wir seien bereit, ihre Entscheidung gegen diesen Anschluss in aller Ruhe zu akzeptieren. Deswegen denke ich, Sie werden mit Ihrem impulsiven alten Freund recht vorsichtig umgehen müssen. Die Einladung zum Anschluss muss natürlich ausgesprochen werden, aber Sie müssen noch einmal betonen, dass ...«
»Na ja, irgendwann musste das ja allgemein bekannt werden«, sagte William Alexander düster.
Zusammen mit seinem Bruder saß er am Swimmingpool und schaute zu, wie Honor Alexander-Harrington eine Bahn nach der anderen schwamm. Der Earl von White Haven hielt einen Bierkrug in der Hand, und in seinen blauen Augen stand unverkennbare Sorge zu lesen, während seine Frau mit ihrer unerschütterlichen Entschlossenheit und der Anmut eines Delfins ihre Bahnen zog. Sie war schon immer gerne geschwommen, doch diese Hingabe, die Art und Weise, in der sie sich ganz in der körperlichen Anstrengung verlor, als sei das für sie die einzige Möglichkeit, ihren Verstand ein wenig abzuschalten, war Hamish gänzlich neu. Dergleichen hatte er nie zuvor bei ihr erlebt, und es bereitete ihm wirklich mehr Sorgen, als er zuzugeben bereit war. Es beunruhigte ihn fast so sehr wie die Albträume, unter denen seine Frau jede Nacht litt – den Albträumen, von denen er eigentlich gar nichts wissen sollte. Neben seinem Sessel lag Nimitz auf dem Gras, und er behielt Honor in einer Weise im Blick, die Hamish deutlich verriet, dass sich auch der ’Kater Sorgen um seine Person machte.
Wahrscheinlich aber , gestand sich der Earl ein, nicht aus den gleichen Gründen . Nimitz war nicht gerade glücklich über Honors Trauer oder ihre Albträume oder – vor allem – über diese nagende Besorgnis angesichts der unüberwindbaren Trauer ihres Vaters. Doch der Baumkater hatte keinerlei Schwierigkeiten mit dem, was Honor angesichts des Angriffs auf Sphinx zu unternehmen beabsichtigte. Tatsächlich stimmte er ihr sogar zu, mit jeder Faser seines Daseins. Und er zweifelte auch keinen Moment lang daran, dass seine Person letztendlich Erfolg haben würde. Obwohl Hamish die
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