Der letzte Befehl
Schließlich vermochte ein Impellerkeil theoretisch augenblicklich bis zur Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Allerdings gab es bei dieser Beschleunigung einige Mängel und Grenzen. Deswegen waren theoretisch mögliche Beschleunigungswerte für die Konstrukteure echter Schiffe stets deutlich weniger interessant als die Beschleunigungswerte, die sich hinreichend effektiv kompensieren ließen, um zu verhindern, dass sich die Besatzung eines solchen Schiffes in eine sehr gleichmäßige, dünne Schicht aus Zelltrümmern verwandelte, die sämtliche Schotts des Schiffsinneren bedeckte.
Vor diesem Hintergrund stellte selbst die niedrigere mögliche Maximalbeschleunigung des Spider-Antriebs eine ernstzunehmende Herausforderung dar, schließlich lieferte dieser Antrieb eben keinen Impellerkeil. Ohne Keil entstand somit auch keine praktische Schwerkraftsenke für den Trägheitskompensator. Das wiederum bedeutete, die höchstmögliche Normalraum-Beschleunigung, die ein mit Spider ausgestattetes Schiff erreichen konnte, hing von der Leistungsfähigkeit der verfügbaren Schwerefeldgeneratoren ab, mit denen sich die unschönen Nebeneffekte besagter Beschleunigung kompensieren ließen. Bedauerlicherweise waren Schwerefeldgeneratoren in dieser Hinsicht deutlich weniger leistungsfähig als Trägheitskompensatoren. Das wiederum wirkte sich unmittelbar auf die Maximalbeschleunigung aus, die ein Schiff unter Spider-Antrieb erreichen konnte. Zugleich bedeutete es auch, dass bei einem Schiff mit Spider-Antrieb die einzelnen Decks senkrecht zur Fahrtrichtung angeordnet sein mussten, nicht parallel wie bei Schiffen mit Impellerantrieb. Das war auch der Hauptgrund für die kürzere, ›gedrungenere‹ Form der mesanischen Schiffe. Dabei war noch gar nicht berücksichtigt, dass dieser neue Antrieb die Konstrukteure jener Schiffe dazu gezwungen hatte, zahlreiche der Dinge zu überdenken, die Raumschiff-Konstrukteure buchstäblich seit Jahrhunderten stets in der gleichen Art und Weise zu handhaben pflegten.
Obwohl die Physiker des Alignments also motiviert waren, die Weiterentwicklung der Schwerefeldgeneratoren rascher voranzutreiben als jeder andere, gab es doch immer noch Grenzen. Bis zu einer faktischen Beschleunigung von einhundertundfünfzig Gravos ließ sich ein Effizienz-Level von neunundneunzig Prozent erreichen, sodass man an Bord nur eine Beschleunigung von einem Gravo spürte. Doch steigerte man die Beschleunigung, ließ die Wirksamkeit der Generatoren drastisch nach. Das Ausmaß der erforderlichen Geräte selbst wuchs exponentiell an, was sich natürlich auf das verfügbare Innenvolumen der Schiffe auswirkte. Und selbst dann sorgte jedes weitere Gravo tatsächlicher Beschleunigung zu einem Anstieg der ›gefühlten‹ Beschleunigung um beinahe 0,05 Gravos. Das klang nicht sonderlich beunruhigend, doch es bedeutete, dass fünfzig weitere Beschleunigungs-Gravos die gefühlte Schwerkraft an Bord um zweieinhalb Gravos steigerte. Somit ergab sich im Schiffsinneren eine effektive Schwerkraft von 3,5 Gravos. Ging man darüber hinaus, wurde es zunehmend schwierig, sich zu bewegen, und damit war die Mannschaft selbst beim Erfüllen von Routineaufgaben zumindest ... eingeschränkt. Zugleich waren dafür Schwerefeldgeneratoren erforderlich, die beinahe doppelt so groß waren wie die, mit denen man zu einem Wirksamkeitsverhältnis von 150:1 kam.
Nach langen Überlegungen und Beratungen hatten die Konstrukteure die schiffsinternen Konstruktionen und die Kontrollzentren hinreichend verstärkt, um Manövrier- und Kampffähigkeit noch bei bis zu vier Gravos Schwerkraft an Bord zu erhalten. Doch bei dieser Beschleunigung ließ die Kampf effizienz merklich nach, schlichtweg aufgrund der physiologischen Grenzen, die einer jeden menschlichen Besatzung nun einmal gesetzt waren. Schlimmer noch: Selbst damit ergab sich eine tatsächliche Beschleunigung von gerade einmal zweihundertundzehn Gravos, und das war schlichtweg armselig im Vergleich zu den Standards der Schiffe unter Impellerantrieb. In Notfällen ließ sich die Beschleunigung der Spider-Schiffe auf bis zu dreihundertundzehn Gravos steigern, aber dann ergab sich an Bord eine ›gefühlte‹ Schwerkraft von neun Gravos. Für solche Notfälle standen der Besatzung natürlich Andruckliegen zur Verfügung, aber dreihundertundzehn Gravos war immer noch kaum die Hälfte der Beschleunigung, die selbst der größte Superdreadnought der RMN erreichen konnte. Und sogar in den besten Andruckliegen
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