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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weil niemand wusste, dass das Alignment überhaupt existierte, oder gar vermuten konnte, welches Ziel es letztendlich verfolgte, hatte auch niemand je von einer Entwicklung gehört, die ›Spider-Antrieb‹ hieß. Niemand hätte auch nur für möglich gehalten, so etwas wie Oyster Bay könne jemals in Angriff genommen werden, ohne dass die als Ziel ausgewählte Sternnation davon erführe. Die außerordentlich empfindlichen, stets sorgsam gewarteten Warnsysteme hätten das Kommen einer feindlichen Streitmacht schon lange vor dem eigentlichen Angriff bemerken müssen. Und dann wäre noch reichlich Zeit geblieben, sich auf diesen Angriff vernünftig vorzubereiten.
    Ja, man hätte sogar, wenngleich mit zweifelhafter Berechtigung, noch etwas anderes anführen können: Wenn man den Manticoranern überhaupt irgendetwas vorwerfen könnte, dann war das möglicherweise Überheblichkeit. Schließlich hatte die Royal Manticoran Navy gerade erst unter Beweis gestellt, wie sehr sie der vielgerühmten SLN technisch gesehen überlegen war. Und da Manticore es hartnäckig geschafft hatte, sämtlichen Bemühungen aller havenitischen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen immer wenigstens einen Schritt voraus zu sein, konnte man den Manticoranern kaum verübeln, dass sie in die Leistungsfähigkeit ihrer Hardware ein gewisses Vertrauen setzten. Zu ihrer Ehre musste gesagt sein, dass die Strategen der Admiralität nie vergaßen, wie vergänglich jeglicher technologische Vorsprung war – wie Thomas Theisman mit Unternehmen Donnerkeil ja auch deutlich unter Beweis gestellt hatte. Doch trotzdem waren sie im Augenblick davon überzeugt, ihr technischer Vorsprung sei derzeit schlichtweg überwältigend. Und in fast jeder Hinsicht stimmte das ja auch.
    Doch die Schiffe, die bei Oyster Bay zum Einsatz kamen, basierten auf einer Technologie, die sich drastisch von allem unterschied, was bis dahin in der Galaxis verwendet worden war. Das alleine war bereits mindestens ebenso beeindruckend wie alle Leistungen und Erfolge von Manticore. Natürlich konnte man diese grundlegende Abkehr von der bisherigen Vorgehensweise nicht gerade als ›elegant‹ bezeichnen. Im Vergleich zu jedem Schiff, das unter Impellerantrieb fuhr, waren die mesanischen Schiffe gedrungen und stummelig und sahen schlichtweg sonderbar aus. Anders als die Schiffe mit Gravitationsantrieb erzeugte ›Spider‹ keinen Impellerkeil. Statt zwei einander zugeneigten Flächen aus Gravitationswellen, um Bänder verzerrten Raumes rings um jene Normalraum-Tasche zu erzeugen, die ein Schiff stets umgab, verwendete der Spider-Antrieb buchstäblich Dutzende einzelner Emitter, um Sporne oder Dornen höchst fokussierter Gravitation zu generieren. Im Prinzip fungierte jeder einzelne dieser Dornen wie ein Press- oder Traktorstrahl – nur dass niemand, der sich geistiger Gesundheit erfreute, derart leistungsstarke Press- oder Traktorstrahler überhaupt für möglich gehalten hätte. Über eine hinreichend kurze Distanz hinweg hätten sie sogar durchaus als Energiewaffen eingesetzt werden können, denn diese fokussierten, gerichteten Strahlen waren leistungsstark genug, um ihrerseits kleine Fokusse zu erzeugen – also eigentlich winzige Löcher im ›echten‹ Universum. In diesen Fokussen war der Raum derart verzerrt, dass die Strahlen geradewegs bis zur Alpha-Mauer vordrangen, der Grenzfläche zwischen Normalraum und Hyperraum.
    Ein einzelner dieser Strahlen wäre nicht allzu nützlich gewesen. So leistungsstark er auch sein mochte, das war nicht einmal ein Schatten dessen, was selbst ein einzelner Beta-Emitter eines jeden Schiffes zu leisten vermochte – von einem Alpha-Emitter ganz zu schweigen. Was ein solcher Dorn leistete, reichte nicht einmal aus, die Kräuselwellen entlang der Hyperraum-Mauer zu erzeugen, die Manticore für ihre ÜL-Kommunikation nutzte. Doch immerhin drang ein solcher Dorn bis zur Mauer vor, und er hielt sich dort fest. Damit konnte sich ein mit Spider ausgestattetes Schiff im Tiefenraum an einem beliebigen Punkt verankern – einem Punkt, der stets verfügbar war, überall, in jeder Richtung. Und wenn Dutzende dieser Strahlen zusammenarbeiteten, sich in die Alpha-Mauer krallten und dann stoßweise zogen, dann brachten sie etwas fertig, was sogar außerordentlich nützlich war.
    Die maximale Beschleunigung, die sich mit dieser neuen Technologie theoretisch erreichen ließ, war deutlich geringer als die theoretisch erreichbare Beschleunigung unter Impellerantrieb.

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