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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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des Universums konnte niemand längere Zeit eine Schwerkraft von neun Gravos ertragen. Schlimmer noch: Kleinere Schiffe mit Spider-Antrieb hatten gegenüber größeren keinerlei Beschleunigungsvorteil. Und da man das Schiff relativ zur Hypermauer stabilisieren musste, waren mindestens drei Sätze dieser ›Spinnenbeine‹ erforderlich. Deswegen wiesen derartige Schiffe auch diesen sonderbar geformten ›Dreifach-Kiel‹ auf. Das wiederum bedeutete, dass ein Schiff mit Spider-Antrieb nicht nur zwei Breitseiten besaß, sondern sogar drei ... und keine davon war durch die undurchdringliche Barriere eines Impellerkeils geschützt. Das hatte zwei Folgen: Zum einen war es erforderlich, bei Spider-Schiffen Bereiche massiv zu panzern, die bei Impeller-Schiffen gänzlich ungepanzert bleiben konnten. Zum anderen gab es eben keine Impellerkeil-›Decke› und keinen zugehörigen ›Boden‹, die durch einen Seitenschild zu verbinden wären. Und um alles noch ein wenig interessanter zu gestalten, ließ sich ein Spider-Antrieb auch nicht durch einen kugelförmigen Seitenschild hindurch nutzen, wie er bei den Orbitalforts genutzt wurde.
    Das alles stimmte, und das alles waren unbestreitbare Nachteile. Doch Spider hatte auch einen gewaltigen Vorteil : Ein Schiff, das unter diesem Antrieb fuhr, ließ sich praktisch nicht orten. Das galt für sämtliche Sensorsysteme, die überhaupt verwendet wurden (einschließlich denen der MAN selbst). Man musste schon näher als eine einzige Lichtsekunde herankommen, um ein solches Schiff orten zu können. Sogar die MAN selbst hatte ernstliche Schwierigkeiten, dieses Kunststück zu vollbringen; für jemanden, der nicht genau wusste, wonach er Ausschau zu halten hatte, war es praktisch unmöglich. Im Prinzip war das Antriebsfeld eines Schiffs mit Spider-Antrieb unsichtbar. Und fast alle passiven Langstreckensensoren hielten immer nur nach den Antriebssignaturen von Schiffen Ausschau.
    Das erklärte, wie Admiral Frederick Topolevs und Konteradmiral Lydia Papnikitas’ Angriffseinheiten ihre Raketengondeln absetzen konnten, ohne dass irgendjemand es bemerkt hatte. Und es erklärte auch, wie Commodore Karol Østbys und Commodore Milena Omelchenkos Aufklärer seit über zwei Monaten unentdeckt durch beide Regionen des Doppelsternsystems von Manticore streifen konnten, während Commodore Roderick Sungs Kundschafter und Admiral Jennifer Colensos Angriffsschiffe genau das Gleiche vor Jelzins Stern taten.
    Und niemand wusste etwas davon oder hatte auch nur einen Verdacht, was schon bald geschehen würde.
    Nun tauchten die mesanischen Angriffseinheiten aus der Dunkelheit auf. Die einkommenden Waffen besaßen nur außerordentlich schwache Radarsignaturen, und sie näherten sich ihrem Ziel mit kaum 60000 Kps. Selbst wenn sie jemandem aufgefallen wären, hätte ihre niedrige Geschwindigkeit vermutlich dafür gesorgt, dass jegliche Filter sie als ›nicht bedrohlich‹ eingestuft hätten. Doch zufälligerweise wurde keine einzige der Raketen geortet, die tiefer und tiefer ins Systeminnere vordrangen: ungesehen, ungeortet, wie die Klauen eines riesigen, tödlichen, unsichtbaren Raubvogels.
    Eigentlich wurde das Doppelsternsystem Manticore von sechs verschiedenen Einheiten gleichzeitig angegriffen. Jeder dieser Angriffe richtete sich gegen die Infrastruktur eines der bewohnten Planeten, aufgeteilt in zwei aufeinanderfolgende Wellen. Doch man hatte die separaten Angriffe so aufeinander abgestimmt, dass sie gemeinsam einen einzigen, vernichtenden Schlag bilden sollten.
    Bei der ersten Welle eines jeden Angriffs wurde eine Waffe eingesetzt, die einen ebenso grundlegenden technologischen Durchbruch darstellte wie die manticoranische Mehrstufenrakete: ein Graser-Torpedo, der selbst eine Abart des Spider-Antriebs nutzte. Diese Torpedos waren groß und klobig. Sie wiesen die gleiche dreizählige Symmetrie auf wie die Schiffe der Shark -Klasse, die sie hierhergebracht und abgesetzt hatten, und das aus genau den gleichen Gründen.
    Die unhandliche Größe dieser Torpedos machte es gelinde gesagt schwierig, sie in Magazine zu befördern und abzufeuern, und die Sharks waren überhaupt nicht darauf ausgelegt, diese Torpedos zum Einsatz zu bringen. Ja, sogar die Sharks selbst hätten hier eigentlich gar nicht genutzt werden sollen. Ursprünglich hatte man vorgesehen, für dieses Unternehmen Schiffe der Leonard-Detweiler -Klasse zu nutzen. Diese hatte man von Anfang an so konstruiert, dass sie die Graser-Torpedos an Bord

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