Der letzte Befehl
Befehl ein und runzelte dann die Stirn, als ihm weitere Daten geliefert wurden.
»Ma’am«, sagte er und blickte über die Schulter, »ich empfange hier etwas Komisches.«
Lieutenant (Junior-Grade) Tabatha Dombroski, die dienstjüngste unter den Taktischen Offizieren von HMS Star Witch , hatte gerade Wache in der Operationszentrale des Schweren Kreuzers. Fragend wölbte sie eine Augenbraue und blickte zu Sands hinüber. ›Etwas Komisches‹ war nicht die Art und Weise, in der dieser kompetente, erfahrene Techniker ihr üblicherweise Bericht erstattete.
»Was ist es denn?«, fragte Dombroski und durchquerte die recht große Sektion, in der die OPZ untergebracht war. Dann stieß sie ein Schnauben aus. »Vergessen Sie die Frage! Wenn Sie das wüssten, hätten Sie es mir vermutlich erzählt, oder nicht?«
»Ich denke, davon darf der Lieutenant ausgehen, Ma’am«, erwiderte Sands ernsthaft, doch in seinen Augen funkelte es. Lieutenant Dombroski hatte bislang deutlich weniger Fehler gemacht als einige andere Junior-Grades, die er im Laufe der Jahre kennengelernt hatte. Und sie war auch mehr als willens zuzugeben, dass selbst ihre Mannschaftsdienstgrade ihr vermutlich noch das eine oder andere beibringen konnten.
»Also gut, dann tue ich das«, gab sie zurück. Dann trat sie an seine Kommandostation heran und blickte ihm über die Schulter. »Also, was haben wir denn da nicht identifizieren können?«
»Das hier, Ma’am«, antwortete Sands deutlich ernsthafter. Er deutete auf seine Datenkolonnen, und Dombroski blickte sie nachdenklich an.
Viel zu sehen gab es nicht. Die Division veralteter Schwerer Kreuzer der Star-Knight -Klasse unter der Führung der Star Witch führte gerade Routine-Übungen durch, zur Vorbereitung ihrer Verlegung nach Silesia. Eigentlich hatten diese Schiffe bereits auf der Liste zum Abwracken gestanden, als die Schlacht von Manticore über die RMN hereingebrochen war. Daraufhin hatte man sie wieder aus der Reserve abgezogen und für die erneute Indienststellung gründlich überholt. Entsprechend bestand an Bord deutlich größerer Übungsbedarf als bei den meisten anderen Schiffen. Man hätte vielleicht anführen können, dass auf sie eine zwar zugegebenermaßen wichtige, aber doch nur sekundäre Verwendung wartete – und sie sollten auch erst in zweieinhalb Wochen verlegt werden –, deswegen bestand kein übermäßiger Handlungsbedarf. Doch Commodore James Tanner, der Kommandeur von CruDiv 114.1, hielt nicht viel davon, einzelne Details bis zum letzten Moment aufzuschieben. Er hatte die Genehmigung erhalten, Formationsübungen abzuhalten, in einem praktischerweise recht leeren Raumabschnitt, innerhalb der Hypergrenze, aber oberhalb der Ekliptik. Und genau das war auch während der letzten drei Tage geschehen. Zwischen Manöver- und Taktikübungen hatte jedes Schiff auch noch die bordeigenen Systeme überprüfen müssen, damit notfalls den Technikern von HMSS Hephaistos noch vor dem Auslaufen Zeit bliebe, etwaige Fehlfunktionen zu beseitigen. Im Zuge ihrer eigenen Systemtests hatte die Star Witch ein halbes Dutzend Geisterreiter-Aufklärungsplattformen ausgesetzt. Derzeit hatte Sands die Aufgabe, deren Telemetrie zu überwachen – nicht, dass er damit rechnete, irgendetwas zu finden. Er wollte nur sicherstellen, dass die Computer der OPZ und die Drohnen miteinander anständig kommunizierten. Ein weniger erfahrener oder gewissenhafter Taktikgast hätte vermutlich niemals den winzigen Kommunikationsfetzen bemerkt, der Sands gerade aufgefallen war.
»Schon eine Idee, woher das stammt?«, fragte Dombroski nach kurzem Nachdenken. »Ich meine, wer befindet sich denn in Richtung dieser Peilung?«
»Das ist es ja, was mir so komisch vorkommt, Ma’am.« Sands zuckte mit den Schultern. »Das Signal ist sehr scharf gebündelt, und es stammt aus einer Region, die noch weiter oberhalb der Ekliptik liegt als wir. Soweit ich das beurteilen kann, befindet sich dort draußen niemand . Zumindest nicht laut den Logbüchern unserer Schiffe.«
»Und was sagen die Computer dazu?« Die Falten auf Dombroskis Stirn vertieften sich.
»Kommt gerade«, erwiderte Sands, als auf einem weiteren Bildschirm etwas blinkte. Beide schauten hinüber, und der Sensortechniker spitzte die Lippen zu einem lautlosen Pfiff.
»Das ist aber ein verdammt großes Datenrafferpaket, Ma’am«, erklärte er.
»Jou«, gab ihm Dombroski recht. »Aber was im Augenblick viel wichtiger ist: Wir kennen noch nicht einmal das
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