Der letzte Befehl
ihre Forscher und Entwickler. Und sie hat auch den Rest des Universums im Blick.« Er schüttelte den Kopf. »Manchmal habe ich das Gefühl, ein paar von den Leuten hier ist gar nicht bewusst, dass sie bei der Navy sind und sich deswegen auch mit deren kleinen Schwächen und Launen abfinden müssen – zum Beispiel, was Notfallmaßnahmen und entsprechende Übungen angeht. Und selbst von den anderen, die nicht ganz so sehr in ihrer eigenen Welt versunken sind, denkt meines Erachtens kaum einer darüber nach, dass irgendjemand ihnen schaden könnte! Ganz zu schweigen davon, dass es selbst auf der modernsten und bestausgestatteten Raumstation immer noch zu Unfällen kommen kann.«
Howell nickte. Er war sich nicht ganz sicher, was er von Faradays Entscheidung halten sollte, die Raumstation tatsächlich evakuieren zu lassen und sämtliche Besatzungsmitglieder, von einer kleinen Wartungsmannschaft abgesehen, zum Planeten Gryphon zu schicken. Allerdings war der Captain sofort bereit zuzugeben, dass die bisherigen Evakuierungsübungen an Bord der Station Weyland wirklich katastrophal ausgefallen waren. Und zweifellos hatte Faraday auch recht, was mögliche Unfälle betraf. Schon seit Jahrzehnten war es auf keiner der wichtigsten Industrieplattformen des Sternenimperiums zu einem katastrophalen Zwischenfall mehr gekommen, doch auch schwerere Unfälle ließen sich nun einmal nicht immer vermeiden. Und so lag auch eine echte Katastrophe stets im Bereich des Möglichen – wie unwahrscheinlich etwas Derartiges auch scheinen mochte. Und wenn die Übungs-Evakuierung vor wenigen Wochen eben nicht ›bloß‹ eine Übung gewesen wäre, dann wäre das Ausmaß an Verlusten an Bord schlichtweg verheerend gewesen.
Die von Faraday angeordneten Übungen hatten zu reichlich Ärger und Frustration geführt. Gleichzeitig jedoch hatten sich seine mürrischen Untergebenen gezwungen gesehen hinzunehmen, dass er es ernstlich darauf anlegte, sie alle bei lebendigem Leib von der Station fortzuschaffen, sollte tatsächlich irgendetwas schieflaufen. Sie mochten darüber nicht gerade glücklich sein, doch zumindest versuchten sie nach Kräften, Effizienz zu simulieren.
Natürlich hatten sie alle gewusst, dass es immer nur Übungen gewesen waren, also konnten sie sich nach ungefähr einer halben Stunde dieses zeitverschwenderischen Unsinns wieder mit den wirklich wichtigen Dingen befassen. Zumindest bis zu diesem Morgen, hieß es. Da hatte es nach Abschluss der Evakuierungsanstrengungen nur lapidar geheißen: ›Das ist keine Übung‹.
Und das war so ziemlich die einzige Vorwarnung, die sie erhalten hatten, bevor die Rettungskapseln tatsächlich ins All hinausbefördert wurden – mit Kurs auf Gryphon. Und die Behörden auf Gryphon hatten genauso wenig Ahnung, dass sie kommen würden, wie die Besatzungsmitglieder damit gerechnet hatten, dass sie die Station tatsächlich verlassen müssten. Auch die behördlichen Pläne zum
Katastrophenmanagement im Falle einer Evakuierung der Weyland hatte man auf Gryphon ein bisschen arg spät entwickelt: Die Besatzung der Station saß nun zusammengepfercht in allen nur erdenklichen notdürftig improvisierten Auffangstationen, während man sich vor Ort überlegte, was man denn nun mit den unerwarteten Neuankömmlingen eigentlich anstellen sollte. Da derartige Pläne eigentlich längst hätten vorliegen müssen, herrschte auf der Oberfläche des Planeten beachtliches Chaos. Vizeadmiral Faraday würde sich nicht gerade Freunde machen, wenn es galt, die entsprechenden Effizienzberichte abzufassen.
»Alles in allem haben wir heute doch eine ganze Menge geschafft«, fasste Faraday zusammen. »Ich denke, in wenigen Tagen sollten wir damit anfangen können, die Rettungskapseln der Fabrikationsabteilungen wieder andocken zu lassen. Auf jeden Fall möchte ich damit anfangen.«
»Darf ich mich erkundigen warum, Sir?«, fragte Howell ein wenig beklommen.
»Allerdings«, erwiderte Faraday mit einem haifischartigen Lächeln auf den Lippen. »Während wir die Kapseln der Fabrikationsabteilungen wieder andocken lassen und die Kapseln der Forschungsabteilungen rezertifizieren, werden Sie und ich, dazu Admiral Yeager und ein Sicherheitsteam des ONI, das sich zufälligerweise gerade im System befindet, als ich diese kleine Übung ausgerufen habe, das Ganze einmal unter die Lupe nehmen. Wir werden ein auf den neuesten Stand gebrachtes Backup sämtlicher Daten nach Gryphon schicken – nur für den Notfall. Zudem werden wir uns
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