DER LETZTE BESUCHER
wie immer den kriminalistischen Spü r sinn des Kollegen in den höchsten Tönen , denn jeder , der Lolle kannte, wusste, wie wichtig ihm solche Anerkennung war. Danach wechselte er noch ein paar belan g lose Sätze mit ihm und schob den Koloss dann hastig zur Tür hinaus. Er musste sich beeilen, wenn er heute noch mit Winter sprechen wollte. Der Bericht über seine Hamburger E r mittlungen konnte warten, der lief ihm nicht davon. Z uerst einmal galt es jetzt herausz u finden, ob Winter heute übe r haupt im Lande war.
Er hatte Glück. Ein kurzer Telefonanruf in Stuttgart e r gab, dass der Journalist heute von einer Diens t reise nach Stockholm zurück kehren sollte und auf einem Zwische n stopp das Frankfurter Redaktionsbüro aufsuchen wollte, b e vor er am Abend zurück nach Stuttgart flog. Becker notierte Flugnummer und A n kunftszeit in Frankfurt und machte sich auf die Suche nach seinem Assistenten . Er traf ihn auf dem Flur, beladen mit einem Berg erledigte r Akten, die er gerade zurück ins Archiv bringen wollte.
„Hinlegen“, kommandierte er, und als der junge Mann ihn erstaunt ansah, fügte er grinsend hinzu: „nicht Sie, die Akten natürlich ! Wir müssen zum Flu g hafen.“
Auf dem Weg zum Fahrstuhl informierte er den jungen Mann kurz über Lothar Webers Entdeckung und rief sich noch einmal alle bisherigen Ermittlungserge b nisse der Reihe nach ins G e dächtnis. A uch jetzt nagte wieder das Gefühl an ihm, irgendwann etwas Wesentliches übersehen oder übe r hört zu haben. Jemand hatte etwas gesagt. War es Winter gewesen, oder Bauer, vielleicht auch der Hau s meister in der Schwanthaler Straße? Oder Beate? Es wollte ihm einfach nicht ei n fallen.
Auf dem Flughafen herrschte großer Betrieb. Das war um die Mittagszeit immer so, jeden Tag, und gegen Abend noch ei n mal . D ie Fluglotsen konnten ein Lied davon singen. Eingeweihte sprachen vom sogenannten Mittags- bzw. Aben d knoten, wo sich oben in der Luft die Flugzeuge und unten in der Abflughalle die Passagiere drängten. Becker schaute auf die Anzeigetafel in der A n kunft shalle . Die Maschine aus Stoc k holm musste jeden Augenblick landen, Ausgang B 2 , las er. Nun, da war b e stimmt noch Zeit für einen Cappu c cino und ein Sandwich im Stehen, denn zum Mittagessen blieb ihnen vermutlich wieder ei n mal keine Zeit. Die beiden Männer bestellten, aßen hastig und eilten dann zurück in die Ankunftsebene. Sie kamen gerade rech t zeitig, als Stefan Winter seinen Trolley schwungvoll du rch die Gla s tür schob.
„Guten Tag, Herr Winter, schön, dass wir Sie hier treffen. Das er spart mir eine Fahrt zu Ihnen nach Stuttgart “, begrüßte Becker den erstaunt aufblickenden Journalisten. „ Wissen S ie, e s gibt da noch einige Unklarheiten im Z u sammenhang mit Sabine Schneiders Tod . “
„Oh, hallo . Guten Tag. Was denn für Unklarheiten? Das ist aber ganz schlecht jetzt. Ich muss dringend in die Stadt. Habe dort im Büro einen Termin, tut mir leid “ , lautete die u n wirsche Antwort.
„Es dauert auch nicht lange. Ich mache Ihnen einen Vo r schlag. Wir bringen Sie in die Stadt und sprechen unte r wegs im Auto, okay ?“
„Na gut. Meinetwegen. Wenn es unbedingt sein muss. “ Aber es war ihm sichtlich una n genehm.
Am Auto angekommen, gab Becker seinem Assistenten die Autoschlüssel, ließ Winter hinten ei n steigen und setzte sich neben ihn. Dann kam er ohne Umschweife zur Sache: „Herr Winter, als Sie Ihre tote Freundin fanden, haben Sie ihr da etwas in d ie Hand g e drückt ?“
„Ich, nnnein, wieso? Wie kommen Sie darauf? Was sollte das denn sein? “
„Denken Sie bitte genau nach. Es ist sehr wichtig! “
„ Nein, verdammt noch mal, wieso sollte ich das tun?“
„Das möchte ich gern von Ihnen wissen. Frau Schneider hielt in der geballten F aust ihre eigene zerknitterte Visite n karte, auf der wir Ihre Fingerabdrücke g e funden haben, Herr Winter.“
Stefan Winter schwieg und blinzelte angestrengt.
Becker wurde allmählich unge du ldig. „Also ? “ , fragte er noch ei n mal.
„Ach so, ich erinnere mich jetzt. Als ich Sabine fand, hielt sie irgendetwas mit der Hand umklammert . Möglich, dass es eine zerknitterte Visitenkarte war. Ich wollte nac h sehen, was es war , hab´s dann aber gelassen. Aber mehr war da nicht. Wirklich nicht. Genügt Ihnen das?“
„Und warum haben Sie die Beamten von der Spure n sicherung nicht sofort darauf hi n gewiesen?“
„Mein Gott, ich war doch selbst so du rcheinander,
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