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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Böhm
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gedacht, sich nach einer a n deren Wohnung umzusehen. Er hielt sich ohnehin fast nur zum Schl a fen hier auf und manchmal nicht einmal das, denn es gab in seinem Büro auch eine Klappliege, falls es abends wieder einmal so spät g e worden war, dass sich die Hei m fahrt nicht mehr lohnte.
    Heute aber war er froh, als Ralf ihn vor seiner Haustür abgesetzt hatte und er die Tür seiner Wohnung en d lich hinter sich schließen konnte. Er setzte Teewasser auf und schmierte sich ein paar Butterbrote. Im Küh l schrank fanden sich noch ein Rest Schinken und etwas Käse, das würde re i chen. Morgen musste er unbedingt einkaufen. Nun noch schnell die Post du rchsehen, die sich im Brie f kasten seit Tagen angesammelt hatte – die Waschmaschine sollte er vielleicht auch mal wieder a n stellen .
    D anach gab es dann w irklich überhaupt keinen Grund mehr , das Telefon auf dem kleinen Tisc h chen in der Ecke neben dem Sessel weiter zu ignorieren. Er zog den Zettel mit der Heidelberger Telefo n nummer heraus, ließ sich in seinen Sessel fallen und griff zum Hörer.

20
     
     
     
     
     
     
     
    A m nächsten Tag regnete es immer noch , aber Beckers L aune konnte das nichts anhaben. Sogar die Aussicht auf einen langweiligen Vormittag mit lästiger Verwaltung s arbeit schreckte ihn heute ebenso wenig wie die Erkenn t nis, dass seine Reise nach Hamburg ihm nicht den erhofften Du r chbruch bei seinen E r mittlungsarbeiten im Fall Sabine Schneider gebracht hatte. Er hatte gut geschlafen und fühlte sich au s geruht und fit. Kein neuer Mordfall, kein Totschlag. D ie Verbrecherwelt Frankfurts hatte offenbar beschlossen, ihm eine Nacht lang Ruhe zu gö n nen.
    Als er gerade dabei war, seinen Rechner hochzufahren, um seinen Posteingang zu sichten , klopfte es, und auf s ein „Herein“ öffnete sich die Tür und Lothar Weber, genannt Lolle, aus dem Labor steckte den Kopf herein. Lolle war ein Mann von ungeheuren Ausmaßen, eins neunzig groß mit gewaltigem Umfang , um den sich dem Wetter zum Trotz ein fa r benfrohes Hawa i ihemd spannte . Auf seinem mächtigen Körper thronte übe r gangslos ein kahler Schädel , der von einem spärlichen Haarkranz semme l blonder Haare umgeben war. Er hatte immer gute Laune, war stets zu einem Scherz aufgelegt und b e saß ein Herz aus Gold. Wenn es aber um seine Arbeit ging und darum , jede noch so winzige Spur zu finden und auszuwerten, dann ve r stand er keinen Spaß. Darin war er Spezialist und alle wussten das. Und wenn Lolle persönlich kam, hatte das immer etwas zu b e deuten.
    „Hallo, Ul i , ich glaube, ich habe hier was für dich. Du ermittelst doch im Fall Schneider. “
    Becker spitzte die Ohren. War das endlich die ersehnte Nadel im Heuhaufen?
    „Komm rein, Kumpel , hast du Zeit für einen Kaffee?“
    „Immer, das weißt du doch.“
    Er setzte sich breitbeinig auf den Stuhl vor Beckers Schrei b tisch und legte dem Kommissar einen kleinen fest verschlossenen Plasti k beutel vor die Nase. 
    „Weißt du , was das hier ist?“
    Becker erkannte die kleine weiße Karte sofort. Er nickte.
    „Was ist damit?“
    „Tja, dieses Kärtchen muss wohl du rch mehrere Hände g e gangen sein. Wir haben natürlich die Finge r abdrücke der Toten darauf g e funden und noch zwei weitere , die jedoch nicht in unserer Kartei sind. Aber dann gibt es da noch einen Abdruck, den wir fast übe r sehen hätten, weil er aus lauter Fragmenten besteht. Dieser f ragmentierte Fingerabdruck stammt also von jemandem, der die meh r fach gefaltete Karte zwischen den Fingern hielt, bevor sie in die Hand der Toten g e langte. Erst als ich sie wieder genau so gefaltet habe, wurde aus den über die Karte ve r teilten Fragmenten plötzlich ein kompletter Finge r abdruck.“  
    „ Und? Konntest du den Abdruck ident i fizieren? Lass dir doch nicht alles einzeln aus der Nase ziehen “ , fragte Becker unge du ldig. Er kannte Loll e und wusste, dass der seinen Auftritt g e noss.
    „Ja, deshalb bin ich ja hier. Es ist der Fingerabdruck dieses Journalisten , der die Tote damals g e funden hat.“
    Jetzt war Becker hellwach. Zwar hatten sie Stefan Winters Fingerabdrücke an mehreren Stellen in Sabines Wohnung gefunden. Doch jetzt sah es ganz so aus, als sei er es auch gewesen, der der Toten die Visitenkarte in die Hand g e drückt hatte . Aber w arum? Was hatte er damit b e zweckt? Hatte Winter doch etwas mit dem Tod Sabines zu tun? Plötzlich hatte Becker es eilig, Lolle loszuwerden. Er b e dankte sich bei ihm und lobte

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