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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Böhm
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konzentrieren. Was war nur los mit ihm?
     
    Becker war immer ein Mann mit Prinzipien gewesen. Er liebte seinen Beruf über alles und ordnete ihm sein Privatl e ben völlig unter. Nach dem schmerzhaften Ende seiner lan g jährigen Beziehung mit einer ehemaligen Kollegin hatte er sich noch mehr in seine Arbeit vergraben und war zum Pe r fektionisten geworden, der von den Ko l legen wegen seiner oftmals pedantischen Sor g falt bewundert, manchmal aber auch heimlich belächelt wurde. Er ve r folgte jede noch so winzige Spur mit Akribie und verbiss sich dann in Kleini g keiten, die ihn Tag und Nacht nicht mehr losließen. Aber er hatte auch ein untrügliches Gespür für Menschen und Situ a tionen und konnte sich meistens auf seine n Instinkt verla s sen, der ihm signalisierte , wenn ein Ve r dächtiger oder ein Zeuge log. Hatte ihn diesmal seine Nase im Stich g e lassen? Er seufzte tief und gab es auf. Morgen würde er sich noch einmal den Exmann der Toten vo r nehmen .
    In Hamburg hatte e r sich d as Haus angesehen und die Wohnung, die diesem zwar immer noch gehörte , aber seit etwas mehr als zwei Jahren leer stand. Becker hatte sich, ein bisschen an der Legalität vorbei, beim Hau s verwalter als Kaufinteressent ausgegeben und ihn geb e ten, einen Blick in die Räume werfen zu dürfen. Der Mann hatte sich zwar g e wundert, wieso Herr Bauer ihn nicht darüber informiert hatte, dass seine Wohnung zum Verkauf stand. Aber da Becker einen ordentlichen Ei n druck auf ihn machte und er ohnehin gerade im Haus war, hatte er schließlich achse l zuckend zugestimmt und die Woh - nungstür au f gesperrt.
    Der Kommissar wusste hinterher selbst nicht, was er sich davon ve r sprochen hatte. Die Wohnung war leer, kein Möbelstück, keine Gegenstände, die auf seine früheren B e wohner hätten schließen la s sen. In der Küche ein leeres Wasserglas neben der Spüle, sonst nichts. Die Räume waren groß und hell, der Balkon geräumig , in der Ecke ein paar leere Bl u menkübel . Eine Wohnung, die sicher mit der entsprechenden Ei n richtung als komfortabel bezeichnet werden konnte. Es roch muffig, wie das eben so ist, wenn Räume längere Zeit nicht gelüftet werden . Nach einer kna p pen Vierte l stunde hatte er zusammen mit dem Verwalter die Wohnung wieder ve r lassen.
    „Wissen Sie, als Herr Bauer damals seine neue Frau mi t brachte, wurde hier im Haus eine ganze Menge g e tuschelt. Er war ja erst vor Kurzem geschieden worden , nachdem seine erste Frau ihn ve r lassen hatte. K einer rechnete damals damit , dass er so schnell mit einer Neuen aufkreuzen würde. Na ja, aber viel zu lachen hatte die wohl auch nicht, was man so gehört hat.“
    Becker hatte gar nicht richtig zugehört und wurde erst aufmerksam, als der Verwalter for t fuhr:
    „ Man erzählt sich, dass er ihr ständig Eifersuchtsszenen gemacht hätte. Dabei war das eine ganz Schüchterne. Aber wer weiß das schon. Stille Wasser sind eben tief.“ 
    „Kannten Sie die erste Frau von Herrn Bauer gut?“
    „Was heißt schon kennen? Sie war eine recht Fesche, hatte irgendwas mit Werbung zu tun. Aber die haben sich nicht viel um unserein s gekü m mert. Waren viel unterwegs. Eines Tages war sie dann ve r schwunden. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Angeblich hatte sie einen Au t ounfall und war lange im Kranke n haus . Jedenfalls ist sie nie mehr hier aufgetaucht. Aber mer k würdig war das schon.“ Er kratzte sich am Kopf: „ Geht mich ja auch nichts an. I ch muss jetzt weiter, tut mir leid. Werden Sie denn die Wo h nung kaufen?“
    Becker hatte ihm versichert, dass er es sich überlegen werde und sich hastig verabschiedet. Dann hatte er g e macht, dass er fortkam.
    Jetzt machte er sich allerdings heftige Vorwürfe, dass er dem redsel i gen Verwalter nicht besser und vor allem nicht länger zugehört hatte. Der Gedanke, irgendwann etwas Wichtiges überhört oder übersehen zu haben, quälte ihn immer noch. Was war das nur gewesen? Irgendeine una b sichtliche B e merkung … Von wem?
    Er hatte danach noch die Freundin aufsuchen wollen, bei der Sabine nach ihrer Scheidung eine Zeit lang g e lebt hatte . Auf sein Läuten hatte jedoch niemand g e öffnet . V on einer Nachbarin erfuhr Becker, dass die ganze Familie in Urlaub war und erst in der kommenden Woche zurüc k erwartet wurde. Er würde einfach die Hamburger Ko l legen bitten, die Frau nach ihrer Rückkehr zu befragen, obwohl er sich davon nicht besonders viel ve r sprach.   
    M it Stefan Winter musste er

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