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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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Offenlegung.«
    »Es ist schwach«, sagt Marta. »Und es läuft auf einen Prozess innerhalb des Prozesses hinaus. So viele Zeugen. Richter Mason und Riley Moran. Und der Wachmann. Und Nat und Anna. Rusty noch mal. Wenn das alles vorbei ist, kann die Staatsanwaltschaft von Glück sagen, wenn die Geschworenen überhaupt noch wissen, worum es eigentlich geht.«
    Sandy denkt nach. Seine Hand hebt sich unbewusst und streicht um die Ränder des Ausschlags herum. Der sieht immer noch so aus, als müsste er wehtun.
    »Alles richtig«, sagt er. »Aber machen wir uns nichts vor. Diese Entwicklung ist und bleibt schlecht für die Verteidigung.«
    Nach dieser Einschätzung schauen wir alle meinen Vater an, um zu sehen, wie er auf die Diskussion reagiert. Er sitzt schlaff in seinem Clubsessel, abgespannt und blass und übernächtigt, und er scheint in Gedanken abgeglitten zu sein, denn als er schließlich aufblickt und merkt, dass alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist, zuckt er zusammen. Er lächelt mir schwach zu, ein bisschen verlegen, und schaut dann wieder nach unten auf seine im Schoß gefalteten Hände.
     
    Um 16.00 Uhr werden wir wieder zu Richter Yee gerufen, der auf den neusten Stand gebracht werden will, um einen Zeitplan festlegen zu können. Etliche Journalisten haben von dieser Sitzung erfahren, und Yee erklärt sich bereit, sie öffentlich abzuhalten. Außerdem sind einige Staatsanwälte ihrem Boss über die Straße gefolgt, weil sie den großen Moment mit ihm genießen wollen. Ich setze mich in die vorderste Bank, nur wenige Schritte hinter meinem Dad. Er sagt kaum ein Wort und ist in sich zusammengesunken wie eine leere Tasche.
    Yee fragt schlicht: »Wie geht's weiter?«, und Stern tritt vor. Er hat zum ersten Mal seinen Stock mit ins Gericht gebracht.
    »Euer Ehren, unsere Experten haben das Festplattenimage untersucht, das letztes Jahr im November gemacht wurde, und bestätigt, dass das Objekt dort nicht zu finden ist. Sie benötigen noch mindestens vierundzwanzig Stunden, um den Grund dafür festzustellen.«
    Brand erhebt sich für die Erwiderung der Anklagevertretung. »>Den Grund    »Richter Yee«, entgegnet Stern, »die Sachlage ist schwerlich so klar, wie Mr Brand es gern hätte. Weder Richter Sabich noch die von ihm beauftragten Personen hatten je länger als achtundfünfzig Minuten Zugriff auf den Computer. Uns wurde von Fachleuten versichert, dass die Manipulationen, von denen hier die Rede ist, unmöglich innerhalb dieses Zeitraums hätten bewerkstelligt werden können, wahrscheinlich nicht mal von professionellen Computerexperten, was keiner der infrage kommenden Personen war.«
    »Das ist mir nicht bekannt, Euer Ehren. Wir mussten das testen«, sagt Brand. Seine vorsichtige Erwiderung lässt mich vermuten, dass Gorvetich ihm einen noch längeren Zeitraum genannt hat als Hans und Franz uns. Sie werden eine andere Theorie brauchen, aber sie haben eine, genau wie Stern erwartet hat. »Außerdem, Euer Ehren«, sagt Brand, »hat Richter Sabich je seine Schlüssel zum Gerichtsgebäude abgegeben?«
    »Richter Sabich hat keinen Schlüssel zu den Amtsräumen von Richter Mason, wo der Computer untergebracht war«, sagt Sandy.
    »Wollen Sie behaupten, dass Richter Sabich niemals nach den normalen Dienstzeiten im Gebäude war? Wollen Sie behaupten, dass er nicht die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes kennt, die Schlüssel zu allen Räumen haben?«
    Richter Yee beobachtet das Hin und Her mit einer Hand vor dem Mund, aber in der anderen Hand beginnt sein Stift zu wippen. Der funktioniert genau umgekehrt wie ein Hundeschwanz, je stärker er wippt, desto größer ist sein Unmut.
    »Euer Ehren«, sagt Stern, »die Anklagevertretung ist sehr schnell damit bei der Hand, Richter Sabich zu beschuldigen. Aber sie hat keine schlüssigen Beweise.«
    »Wer würde sonst von der Fälschung profitieren?«, entgegnet Brand.
    »Richter, ich muss gestehen, was mir im Augenblick durch den Kopf geht, ist die Tatsache, dass Mr Molto vor zwanzig Jahren den bewusst vorschriftswidrigen Umgang mit

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