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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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ersparte ihr und ihm ein unangenehmes Zusammentreffen.
    Die Tür ging auf und der Kollege Böckel kam herein. Der Dicke mit der Nickelbrille war Sarahs Intimfeind in zahllosen Dienstbesprechungen. Sie hasste den Zynismus und Sarkasmus, mit dem er seine und ihre Arbeit kommentierte. Böckel erweckte stets den Eindruck, als könne ihn auch ein Tsunami nicht aus der Ruhe bringen.
    Außerdem roch er nach Schweiß.
    »Sarah«, sagte er mit belegter Stimme. »Es tut mir so leid.«
    »Und was für ein Spruch kommt jetzt?«
    »Kein Spruch«, entgegnete er. »Ich stehe auf deiner Seite! Ich kriege das Schwein, das dich reingelegt hat. Wir haben uns zwar noch nie leiden können, aber ich glaube an deine Unschuld.«
    Sarah sah ihm in die Augen. Böckel schien es ernst zu meinen. »Von dir hätte ich Solidarität am wenigsten erwartet.«
    »Ich bin an dem Dealer dran, der dich belastet. Inoffiziell. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
    »Danke!«
    Ehe sie sich versah, nahm Böckel sie in die Arme und drückte sie an sich. Er roch nach Schweiß, aber die Umarmung tat ihr gut.
     
    Die Tür zu Hinrichs Büro stand offen. Als sie Vorbeigehen wollte, hörte sie Hinrichs’ Ruf. Er kam zur Tür und winkte sie herein. Er bot ihr den Stuhl vor seinem Schreibtisch an und entzündete sich eine Zigarette.
    Er sagte nichts, sie sagte nichts.
    Hinrichs brauchte vier lange Züge, bis er sich räusperte. »Ich verstehe nicht, warum Sie nicht ein Geständnis abgelegt haben.«
    »Es gibt nichts zu gestehen!«
    »Wir hätten einen Deal mit Staatsanwalt und Richter machen können. Geldstrafe, Beförderungssperre. Aber Sie hätten in der Abteilung bleiben können.«
    »Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen!«
    »Jeder hat doch mal eine schwache Stunde.«
    »Ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn es um Fleisch geht!«
    Hinrichs stand auf und öffnete das Fenster. »Sie waren mein bestes Pferd im Stall!«
    »Hätten Sie auf mich gewettet?«
    »Ich habe mich für Sie stark gemacht. Gegen viele Widerstände. Sie sind wegen Ihrer...«, er suchte nach dem richtigen Wort, »... Überzeugung nicht überall beliebt.«
    »Dafür habe ich jetzt die Quittung bekommen.«
    Hinrichs wurde laut: »Ach, jetzt lassen Sie diese Märtyrerhaltung. Mädchen, Sie sind Mitte dreißig! Sie haben das Leben noch vor sich. Rückschläge muss jeder einstecken.«
    Sarah zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich mache Ihnen ein Angebot, das Sie nicht ablehnen sollten.« Hinrichs drückte seine Zigarette aus. »Ich habe mit Kriminalrat Liebisch gesprochen. Seine Abteilung ist stark unterbesetzt. Er würde Sie vorübergehend nehmen...«
    »Ich soll Streife laufen?!«, entfuhr es Sarah.
    »Einsatz an der Front. Eine Bewährung. Eine zweite Chance. Wenn Sie da eine Zeit lang durchhalten und sich nichts zuschulden lassen kommen, kann ich Sie wieder anfordern.«
    Sarah stand auf. »Spießrutenlauf bei der Fleifa?! Können Sie sich vorstellen, was die über mich denken...«
    »Zu denen gehören eine Menge Leute, die auch schon mal auffällig geworden sind. Keiner wird Sie verurteilen«, unterbrach Hinrichs. »Wenn es Ihnen Ernst ist mit dem Kampf gegen die Fleischmafia, dann sollten Sie den Job machen.«
    »Lieber stelle ich mich im Supermarkt an die Kasse.« Sie schnappte ihren Karton und ging zur Tür.
    »Nur für den Fall, dass Sie es sich anders überlegen. Der Termin bei Liebisch ist morgen um neun.«
    »Aber ohne mich«, sagte Sarah und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
     

7.
     
    Bastian saß in einem stickigen, fensterlosen Raum und beobachtete zwei Fliegen beim Vögeln. Sie hatten es eilig. Vielleicht waren es Eintagsfliegen.
    Bastian war sich darüber im Klaren, dass er kein Superbulle war, dessen Suspendierung in den Stammlokalen der Nepper, Schlepper, Bauernfänger zu Freudenfeiern und Freibier Anlass geben würde. Niemand war je auf die Idee gekommen, seinen Kampf gegen das Verbrechen in einer Doku-Soap festzuhalten. Dabei hatte er eine ansehnliche Aufklärungsrate, seine Protokolle wiesen erheblich weniger Rechtschreibfehler auf als die vieler Kollegen und seine Krankentage hielten sich im Rahmen.
    Er hatte nicht gezögert, Liebischs Einladung anzunehmen. Er war geradezu dankbar, dass man ihm eine zweite Chance einräumte. Okay, es war eine Degradierung und er würde sie auf der monatlichen Gehaltsabrechnung spüren; aber welchen Job fand er noch in seinem Alter? Und ganz so schlecht war die Arbeit bei der Fleifa auch nicht. Immer dicht dran am

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