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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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Geschehen, da fiel unter Umständen ab und zu eine Scheibe Wurst ab.
    Die Tür öffnete sich und eine schwarzhaarige Frau schaute in den Raum. Mitte dreißig, schlank, hübsches Gesicht, wache Augen. Sie schien nicht gefunden zu haben, wonach sie suchte, und schaute erneut auf die Ziffer an der Tür. Ihre Stirn legte sich in Falten.
    »Wenn Sie einen Termin bei Liebisch haben, dann sind Sie hier richtig.« Bastian verscheuchte eine Fliege von seinem Handrücken.
    Die Erklärung schien die Frau umzustimmen, sie trat ein und nahm Platz.
    »Ich kenne Sie«, sagte Bastian. »Sie sind die Kollegin Kutah von der Soko Fleisch.«
    Sarah nickte. Sie hatte den Mann auch schon mal gesehen. Einer von denen, die ihr nachstarrten, wenn sie sich in der Kantine begegneten. Bennecke hieß er, wenn sie sich richtig erinnerte. Der Kollege musterte sie unverhohlen. Vielleicht hätte sie doch nicht das figurbetonte Kostüm anziehen sollen.
    Sarah unterdrückte einen Rülpser. Sie hatte einen Kater. Nach dem Gespräch mit Hinrichs hatte sie sich zusammen mit Petra sinnlos betrunken und ihren Abschied vom Polizeidienst gefeiert. Dann hatte sie die ganze Nacht neben einem schnarchenden Imogen gelegen und mit zunehmenden Kopfschmerzen und einem schlechten Gewissen gekämpft. Morgens um sechs war die Entscheidung gefallen. Wer immer sie fertig machen wollte, sie würde ihm den Gefallen nicht tun und den Polizeidienst quittieren. Die Bösen durften nicht gewinnen!
    Sie war aufgestanden und hatte eine Stunde im Bad verbracht, um die Spuren des vielen Alkohols und des wenigen Schlafs, die sich in ihr Gesicht gefräst hatten, zu beseitigen.
    Jetzt war sie hier, um ihre zweite Chance zu nutzen.
     
    Liebisch kam herein. Der Kriminalrat sah aus, als wäre er einem Werbeplakat für die Polizei entsprungen: hoch gewachsen, sportlich, ein ernster, aber keineswegs unfreundlicher Blick, ein leicht geöffneter Mund, dem man gegebenenfalls ein sympathisches Lächeln entlocken konnte. Sein vitales Aussehen täuschte darüber hinweg, dass er auf die sechzig zuging. Liebisch hätte sich auch gut als Verkäufer von Rheumadecken, Hausratversicherungen, Granatwerfern und Viagra gemacht. Die Totalansicht versprach 150 Prozent Vertrauen, 100 Prozent Zuverlässigkeit, 47 Prozent Langlebigkeit.
    Er reichte erst Sarah, dann Bastian die Hand und warf ihre Personalakten auf den Tisch. »Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum, Sie beide haben Scheiße gebaut. Normalerweise müsste man Ihnen einen Tritt in den Arsch geben, aber selbst dafür haben wir zu wenig Leute.« Er setzte sich auf die Kante des wackeligen Holztisches. »Sie sind hier, weil Ihre Chefs aus unerfindlichen Gründen einen Narren an Ihnen gefressen haben und die Straftat, wegen der gegen Sie ermittelt wird, Ihre erste Verfehlung war.«
    »Wie wäre es, wenn Sie - zumindest in meinem Fall - die Unschuldsvermutung gelten lassen würden«, fiel ihm Sarah ins Wort.
    »Ach, halten Sie den Mund!«, knurrte Liebisch. »Mich interessiert Ihr Fall nicht, dafür sind andere zuständig.«
    Sarah schluckte ob der brüsken Zurechtweisung.
    »Mich interessiert nur: Sind Sie bereit, sich für die Fleifa den Arsch aufzureißen? Überstunden zu machen, ohne sofort zum Personalrat zu rennen? Meine Anweisungen widerspruchslos auszuführen und miteinander durch dick und dünn zu gehen?« Er schaute zu Sarah und dann zu Bastian.
    »Wir beide werden ein Team?«, fragte Bastian.
    »Sind Sie schwerhörig?«, blökte Liebisch. »Habe ich das nicht gesagt?«
    »Ich bin dabei«, sagte Bastian.
    Die beiden Männer schauten zu Sarah. Die nickte.
    Bastian und Sarah musterten sich. Von Zuneigung auf den ersten Blick konnte nicht die Rede sein.
     

8.
     
    Seit zwölf Stunden hatte Gerd Froese nichts gegessen und nichts getrunken. Doch er spürte weder Hunger noch Durst, nur Angst. Todesangst. Wollwebers Leute hatten ihn auf dem Schwarzmarkt abgegriffen, die Augen verbunden, seine Hände gefesselt und ihn abtransportiert.
    Er hatte gewusst, dass er in fremden Revieren wilderte, aber er war zu faul gewesen, seine Frikadellen in Steglitz an den Mann zu bringen, und hatte stattdessen in Charlottenburg sein Glück versucht. Charlottenburg war Wollweber-Land.
    Und nun saß er seit Stunden in einem dunklen Container und wartete. Das einzige Geräusch, das er hörte, war das Stampfen eines starken Motors.
    Plötzlich wurde die Containertür geöffnet, grelles Licht fiel herein. Froese blinzelte.
    Zwei Männer ergriffen ihn und

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