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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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zerrten ihn hinaus in die Halle. Froeses Augen gewöhnten sich an das Neonlicht und jetzt sah er auch die Maschine, deren Stampfen ihn in den letzten Stunden begleitet hatte. Die Maschine gab schmatzende Geräusche von sich. Zwei Männer in weißen Kitteln schaufelten Fleischreste in den gierigen Schlund des Häckslers. Messer und Pressen zerschnitten und zermalmten das Fleisch zu einem Brei, der auf einem Förderband zur Weiterverarbeitung in die Nebenhalle transportiert wurde. Froese stand vor einer riesigen Anlage zur Wurstherstellung.
    Er schluckte. Die beiden Wachmänner nahmen ihm die Handschellen ab.
    »Wir wollen doch keine Reklamationen wegen der Metallrückstände«, sagte einer der beiden und grinste.
    Froeses Knie wurden weich, er sackte zu Boden. Die Männer stellten ihn wieder auf die Beine.
    »Das könnt ihr doch nicht machen«, krächzte Froese.
    Die beiden Männer zerrten ihn zu der Maschine. Der Schacht, in den das Fleisch geschaufelt wurde, war groß genug, um einen Menschen aufnehmen zu können. Froese schloss mit seinem Leben ab. Er würde als Mortadella enden. Was für ein Tod!
    »Sie heißen Froese, nicht wahr?«, hörte er plötzlich eine tiefe Stimme.
    Froese drehte sich um. Neben der Maschine saß ein weiß | gekleideter alter Mann in einem weißen Rollstuhl. Der jün- 9 gere Mann hinter dem Rollstuhl hatte eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Alten.
    Froese wusste, wer die beiden waren.
    Günther Wollweber gab seinen Männern ein Zeichen. Sie brachten Froese zu ihm. »Sie arbeiten für den Bergmann?«
    Froese nickte. Was gab es da zu leugnen?
    »Sie können gehen.«
    Froese nickte, rührte sich aber nicht. Die Bedeutung die- 1 ser Worte hatte ihn noch nicht erreicht.
    »Sie gehen zurück zu Ihren Leuten, mit einer Botschaft 1 für den Bergmann.«
    Froeses Herz schickte Blut in scheinbar abgestorbene I Gliedmaßen. Er würde nicht sterben, er würde leben!
    »Ich will ihn sprechen. Ort und Zeit überlasse ich ihm. $ Nur er und ich. Haben Sie das verstanden?« Der alte Mann 8 musterte sein Gegenüber unbewegt.
    »Ja.«
    »Man wird Ihnen jetzt wieder die Augen verbinden und Sie von hier wegschaffen. Sie persönlich überbringen mir die Nachricht des Bergmanns! Kommen Sie ins Restaurant Artischocke.«
    Damit war für Günther Wollweber die Unterredung beendet, er setzte die Räder seines Stuhls in Bewegung. Die beiden Männer schnappten sich Froese und führten ihn weg.
    »Halt!«, rief Boris Wollweber und für einen Augenblick dachte Froese, dass das alles nur ein grausames Spiel sei.
    »Der Treffpunkt muss rollstuhlgerecht sein!«
    Froese nickte.
     
    Wollweber rollte zum Mercedes. Boris öffnete die Beifahrertür.
    »Ich halte deine Entscheidung für falsch!«
    »Das hast du bereits gesagt, ich bleibe dabei.«
    »Der Bergmann wird es als Schwäche auslegen.«
    »Wir sind geschwächt. Es ist Zeit, den Krieg zu beenden. Der Markt ist groß genug für beide Organisationen.«
    Boris hob seinen Vater auf den Beifahrersitz.
    Günther Wollweber musterte seinen Sohn. »Denk an das Material, das uns Grieser gebracht hat. Das eröffnet uns neue Möglichkeiten. Aber das erfordert auch alle Kraft. Die dürfen wir nicht in einem Krieg mit dem Bergmann verschleißen. Wir ziehen mit ihm an einem Strang. Es geht um unsere gemeinsame Zukunft.«
     

9.
     
    Bastian war genervt. Seit zwei Tagen lief er mit Sarah Streife und er hatte das Gefühl, einen Racheengel neben sich zu haben. Von ihrer Seite gab es nämlich nur ein Thema, und das waren Hähnchenschenkel, die ihr angeblich jemand untergeschoben hatte.
    Nach dem Gespräch bei Liebisch hatte Bastian zunächst geglaubt, eine Gesinnungsgenossin getroffen zu haben, und hätte beinahe ein Rezept beigesteuert, aber die Kollegin outete sich schnell als fanatische Vegetarierin. Schade. Denn sie roch gut, hatte ein nettes Lächeln und eine ungeheuer sexy Figur. Er konnte sich mit Sarah mehr vorstellen, als Streife zu laufen, aber es lagen Weltanschauungen zwischen ihnen. Das turnte ungeheuer ab. Er selbst hielt sich bedeckt, was sein Dienstvergehen anging. Alles nur ein Missverständnis.
    Für ihn war es selbstverständlich, dass sich Kollegen duzten, die zusammen Dienst schoben. Aber Sarah war von Anfang an konsequent auf Distanz und beim Sie geblieben, sodass er sich nicht traute, ihr das Du anzubieten. Wahrscheinlich ging sie davon aus, dass ihr gemeinsamer Job nur eine kurze Episode in ihrem Leben bleiben würde.
     
    Bastian schielte auf die Armbanduhr. In

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