Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
Vom Netzwerk:
beiden Kühltaschen zu sich heran und öffnete sie. Sie war randvoll mit Rindersteaks gefüllt, vakuumverpackt.
    »Wir werden Sie jetzt in Ruhe speisen lassen«, sagte Günther Wollweber. »Mein Sohn wird anschließend mit Ihnen die Details besprechen. Sie werden bekommen, was Sie verdienen. Guten Appetit!«
    Boris Wollweber und Grieser tauschten einen einvernehmlichen Blick, dann schob der Sohn den Alten aus dem Raum.
    Grieser schnitt tiefer in das Steak. Wie scharf dieses Messer war! Er musste sich unbedingt auch so ein Steakmesser besorgen.
    Er begutachtete die Delikatesse und verzog plötzlich das Gesicht. Wollte man ihn verarschen? Glaubte man, er wüsste nicht mehr, was ein englisches Steak war? Er war doch kein Anfänger. Das Filet war medium gebraten.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und der Kellner mit der verunstalteten Wange erschien. »Haben der Herr noch einen Wunsch?«
    »Kommen Sie mal her!«, sagte Grieser barsch.
    Mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck trat der Kellner näher und stellte sich neben ihn.
    »Wie heißen Sie?«
    »Samtlebe.«
    Grieser hob das Steak mit Messer und Gabel an. »Herr Samtlebe. Nennen Sie das englisch?!!!«
    Demonstrativ ließ er Gabel und Steakmesser auf den Teller fallen. »Reklamieren Sie das in der Küche und bringen Sie mir ein neues! B-l-u-t-i-g!!«
    »Sehr wohl!«
    Grieser wunderte sich, dass der Kellner nicht den Teller, sondern nur das Messer aufnahm. Aber er war nur sehr kurz irritiert. Das Messer fuhr an seiner Kehle vorbei, Griesers Blut spritzte auf das Hüftsteak.
    »Blutig genug?«, fragte Samtlebe, aber das hörte Grieser schon nicht mehr.
     

2.
     
    Auf der Leinwand erschien ein Foto von Günther Wollweber. The man in white. Sarah Kutah legte die Fernbedienung beiseite und wandte sich an ihre beiden Zuhörer.
    »Seit Beginn der Prohibition wird der illegale Fleischmarkt von Günther Wollweber kontrolliert. Er war früher Vorsitzender der Fleischerinnung in Brandenburg und besaß eine gut gehende Wurstfabrik. Er hat es geschafft, ein Imperium aufzubauen. Mit hervorragenden Geschäftskontakten nach Russland, zu denen er früher schon Verbindungen hatte.«
    »Ja, ja, die Russen!«, seufzte Hinrichs und steckte sich eine Zigarette an. »Die werden noch an ihrem Fleisch ersticken!«
    Sarahs Chef war Kettenraucher und scherte sich einen Dreck darum, dass im Präsidium Rauchverbot herrschte.
    Hinrichs war so alt, dass er die Beatles, Boney M. und Paul Breitner noch live in Stadien gesehen hatte, und er sah aus wie die Standardausführung seiner Profession. Er brauchte beim heiteren Beruferaten nur eine Miene aufzusetzen und jeder wusste, dass er Polizist war. Für seine Körpergröße von 172 cm wog er rund dreißig Kilogramm zu viel. Böse Zungen beschrieben ihn als schlecht geklonten Reiner Calmund, was aber ungerecht war, denn wenn Hinrichs einen Anzug trug, saß der perfekt.
    Hinrichs hatte die Laufbahn ohne große Probleme und Schwierigkeiten absolviert, sein Lebensentwurf sah keine Außergewöhnlichkeit vor. Er hatte nie vorgehabt, eigene Kerben ins Holz der Weltgeschichte zu schlagen.
    Eberwein schob Hinrichs den Aschenbecher zu. »Könnten Sie das Rauchen bitte unterlassen!«
    »Das versuche ich seit Jahren, ohne Erfolg. Selbst mein Arzt hat die Hoffnung aufgegeben.«
    Das Duell der beiden Männer wurde mit Blicken ausgetragen und hatte keinen eindeutigen Sieger. Hinrichs ignorierte den Aschenbecher, stand auf, ging zum Fenster und öffnete es einen Spalt.
    Sarah konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Hinrichs hatte keinerlei Respekt vor Autoritäten.
    Dank des Lichts, das durch den offenen Fensterspalt in den abgedunkelten Raums sickerte, bemerkte sie, dass Eberwein sie musterte. Vielleicht hätte sie ein anderes Kostüm anziehen sollen, eines, das ihre Figur besser betonte. Dieser Staatssekretär sah verdammt gut aus, leicht sonnengebräuntes, glatt rasiertes Gesicht, ein wacher Blick und ein jugendliches Lachen, das sie schon bei der Begrüßung umgehauen hatte.
    Sarah wusste, auch ohne den Schriftzug auf dem Etikett in seiner Kleidung zu kennen, dass alles maßgeschneidert und vom Feinsten und Teuersten war. Eberwein hatte seinen Schneider und seinen Schuster zu wohlhabenden Leuten gemacht, die jetzt in der Karibik segelten und dort auf seinen Friseur und seine Maniküre trafen. Gemeinsam tranken sie unter blauem Himmel auf das Wohl ihres Kunden.
    Der Staatssekretär hatte sich telefonisch angemeldet. Die Kanzlerin wollte in ihrer

Weitere Kostenlose Bücher