Der letzte Elf
ebenso kolossalen Öffnung am höchsten Punkt der Höhle, sodass er dort ausströmte und die Rauchfahne bildete. Das war ein Vulkan! Ein Dampfvulkan! Großmutter hatte ihm davon erzählt.
Der Kleine erinnerte sich an einen Nachmittag, an dem Großmutter ihm vom glühenden Herzen der Erde erzählt hatte, von den Vulkanen und Erdbeben. Sie hatte auf den Boden der Hütte gezeichnet, weil sie schon seit einer Weile kein Pergament mehr hatten, und ihm gezeigt, wie das glühende Herz der Erde Hitze an die Vulkane abgibt. Über einer Kerze hatte sie auch ein zur Hälfte mit Wasser gefülltes Fläschchen erwärmt und ihm vorgeführt, wie die Hitze den Holzstöpsel mit einem leisen Plopp und einem Dampfwölkchen wegspringen ließ. Er hatte sich gebogen vor Lachen und Großmutter hatte auch gelacht, dann hatte sie drei Nüsse hervorgeholt, die sie für große Gelegenheiten bereithielt, und hatte gesagt, wenn man lacht, ist das immer eine Gelegenheit. Das war eine gute Idee gewesen, denn danach hatten sie keine Nüsse mehr gehabt, Großmutter hatte aber auch nie wieder gelacht, deshalb hatte es auch nie mehr etwas zum Feiern gegeben.
Der Kleine schreckte aus seinen Erinnerungen hoch und betrachtete die Dampfsäule, die er vor sich hatte.
Er wusste, was das war: ein tiefer Schacht, der mit dem glühenden Herzen der Erde in Verbindung stand, dem Mittelpunkt der Erde, wo das Feuer, aus dem sie entstanden ist, noch immer brennt. Kein Vulkan mit Lava und Geröll. Ein Dampfvulkan. Uralte unterirdische Flüsse treffen auf diese Hitze und werden zu Dampf, der aufsteigt und immer weiter aufstiegt, bis er als Dampf- und Rauchfahne aus der Erde austritt. Das war es, warum um den Gipfel immer eine riesige Wolke lag! Sie kam aus dem Inneren des Berges. Nein, aus dem Mittelpunkt der Erde, und den Berg durchquerte sie nur. Dann stieg der Dampf zum Himmel auf, und da dehnte er sich frei aus, bis er die Sterne verdunkelte. Wolken. Wolken und nochmals Wolken. Die Sterne jahrelang verdunkelt. Wolken und wieder Wolken. Regen und wieder Regen.
»Das ist ein Vulkan, nicht wahr?« Der kleine Elf schien die Sprache wiedergefunden zu haben. »Ein Dampfvulkan. Der Dampf kommt aus dem Mittelpunkt der Erde, tritt hier aus, steigt hoch hinauf und verfinstert den Himmel, dann wird er zur Wolke und die wird zum Regen.«
Er sah die anderen an. Sein Gesicht strahlte: Jetzt wusste er Bescheid.
»Das ist der Grund, warum es so finster ist und immer regnet!«, erklärte er frohlockend. »Man müsste nur den riesigen Stein verschieben und den Krater schließen und alles wäre wieder wie früher. Sonne und Regen wechseln sich ab. Kein Schlamm mehr. Im Übrigen sieht dieser Stein aus wie gemacht, um sich in den Krater einzufügen. Vorsprünge und Einkerbungen entsprechen sich genau.«
Der Kleine ging weiter um den Krater und den riesigen Stein herum und beobachtete alles genau.
»He, die entsprechen sich ja ganz genau. Sogar die Äderung im Stein stimmt überein!«
Der Kleine war sprachlos. Das wissenschaftliche Interesse wurde abgelöst von Empörung.
»Dieser Stein war seit jeher hier, um den Krater zu verschließen, und du hast ihn beiseitegeschoben!!!«, sagte er zum Drachen. »Du hast den Vulkan geöffnet!« Seine Stimme klang nun wirklich entrüstet. »Wie konntest du nur so etwas Dummes tun? Das hat Jahre voller Schlamm und Regen gekostet! Es kostet immer noch Jahre voller Schlamm und Regen!«
»Noch so einer, der die Diplomatenschule besucht hat«, schnaubte Monser. »Geht weg von seinen Nüstern«, sagte er zu den anderen beiden. »Aber begreift ihr denn nicht, wenn er einmal schnaubt, sind wir geröstet?«
Doch der Drache schien nicht die Absicht zu haben, ihnen etwas zu tun. Anscheinend sind Drachen nur so lange schrecklich, wie sie jung sind, der hier aber schien uralt. Uralt, sehr müde, verzweifelt. Er fing wieder an, zu wimmern und zu jaulen, einige Stalaktiten bebten bedrohlich. Der Hund winselte, um ihn zu trösten.
Die Frau blieb ruhig. Sie trat zum Drachen und wagte sogar, ihm die Pfote zu streicheln. »Es ist nichts, es ist nichts, jetzt bringen wir alles in Ordnung. Hab keine Angst. Aber du musst uns alles ganz genau erklären, sonst verstehen wir nichts. Erklär uns alles von Anfang an.«
Allmählich ließ das Gewimmer nach. Die Stalaktiten hörten auf zu beben. Der Drache jammerte noch ein bisschen, dann begann er mit seiner Geschichte.
KAPITEL 13
I ch kam an diesen Ort vor langer, langer Zeit, als ich noch klein war«, begann
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