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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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(Verbrennung von Yorschs rechtem Arm und Vernichtung von acht rosa Mandarinenbäumchen) und dann einen halben Tag damit zugebracht, herumzutrippeln wie jemand, der überzeugt ist, den Bruchteil einer Unze zu wiegen, wobei er drei rosa Pampelmusenbüsche umlegte, als er mit allen Beinen gleichzeitig hinaufhüpfen wollte.
    Die zweite Idee war pragmatischer gewesen. Yorsch hatte sich aus den Blättern der umgelegten Pampelmusenbüsche zwei mechanische Flügel gebastelt und es mit der direkten Vorführung versucht. Der Kleine hatte ihm mit verwundertem Desinteresse zugeschaut, wie er über die Lichtung hin und her lief und dabei zwei riesige, rosa Pampelmusenblätter schwenkte.
    Bevor Yorsch von der vielen Rennerei einem Herzanfall erlag, war Erbrow auf einen kleinen Frosch gestoßen. Zuerst war er erschrocken, da es der erste Frosch war, den er sah, und die dadurch ausgelöste Stichflamme hatte einen wilden Pflaumenbaum in der Nähe zerstört, doch dann hatte er vergnügt zu spielen angefangen, indem er in alle Richtungen hüpfte.
    Angesichts des geringen Erfolgs hatte Yorsch versucht, seine Methoden zu verbessern, war auf einen Felsen geklettert, um dann zu Boden zu gleiten. Es war viel Zeit vergangen, seitdem er das Handbuch über den Bau von Flugmaschinen studiert hatte, und er konnte nicht mehr darin nachlesen, weil es durch das zweiten Niesen des Drachen zu Asche geworden war, während die Texte über Heißluftballons und Segeldrachen dem ersten Niesen zum Opfer gefallen waren.
    Offenbar waren die Flügel nicht groß genug, oder vielleicht auch standen die Blätter, die die Steuerung übernahmen, nicht im richtigen Winkel zu denen, die den Gleitflug ermöglichten. Beim ersten Versuch war er kläglich abgestürzt und inmitten einer Wolke aus rosa Pampelmusenblättern auf einer Wiese voller Enzian gelandet. Der Ausdruck des kleinen Drachen war von Verwunderung in Entsetzen übergegangen, die Felswand neben ihm würde noch lang die Spuren seines verzweifelten Weinens tragen. Yorsch hatte gelernt, Feuer zu löschen: Er setzte das Verfahren der Energieübertragung, womit er es entzünden konnte, im umgekehrten Sinne ein. Tatsächlich ist es jedoch so, dass die Energie übertragen wird, nicht aber vernichtet. Sie saß also dann im Kopf des Jungen, hinter der Stirn, über der Nase, um genau zu sein, wo sie eine Weile lang ein Brennen verursachte, das sich wie ein Mittelding zwischen einer inneren Verbrennung und mörderischem Kopfweh anfühlte, und bestimmt wäre das alles leichter zu ertragen gewesen, wenn da nicht die Prellung der Knöchel, die Verbrennungen am Rücken, die Aufschürfungen am linken Knie hinzugekommen wären, ganz zu schweigen von den blauen Flecken am Ellbogen und der Verstauchung des linken großen Zehs.
     
     
    Er ließ Augen und Finger über das alte Pergament gleiten, das er mittlerweile schon auswendig konnte. Er hielt Arnikablüten und frischen Schnee in der Hand und strich sich damit über die schmerzhaftesten Stellen, über Verbrennungen, Schnitte, Verstauchungen, Abschürfungen, Verrenkungen, Prellungen und blaue Flecken. Plötzlich fuhr er auf. Da war eine Seite, die er nicht hatte ablösen können, jetzt löste sie sich und wurde lesbar.
    Die Bergarnika, die er zusammen mit dem Schnee in der Hand hielt, kombiniert mit dem Rauch des Rosmarins entfaltete auf den Pergamentseiten eine großartige Wirkung gegen den Schimmel. Eine interessante Entdeckung.
    Er hätte sie dem Handbuch zur Konservierung und Bewahrung antiker Pergamente hinzufügen können, wenn der Kleine dieses nicht schon zernagt hätte.
    Es waren nur wenige Zeilen.
    Findet der Drache niemanden, der ihm Geschichten mit vertauschten Prinzessinnen und wunderschönen Prinzen erzählt, so gibt es noch eine andere Möglichkeit, nämlich sie aus Büchern vorzulesen. Es gibt eine neue Klasse von Lebewesen, hervorgegangen aus der Verbindung von Elfen und Menschen. Sie sind nicht wie die Elfen, die nur wissenschaftliche Bücher lieben und solche, die Anweisungen geben, wie man etwas macht, und auch nicht wie die Menschen, die überhaupt keine Art von Büchern mehr mögen, weil sie nach dem Zusammenbruch des Reichs und dem Hereinbrechen der widerwärtigen barbarischen Horden rechte Grobiane geworden sind, wie Wildschweine und schlimmer.
     
     
    Yorsch las einmal, dann noch einmal, dann las er noch einmal, wieder und wieder las er die Zeilen, bis er über jeden möglichen Zweifel hinaus sicher war, dass sich jedes Wort, jeder Buchstabe und

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