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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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die Grundlagen erworben, konnte Erbrow die Zeit mit Lernen zubringen. Auch die verkohlten und zernagten Exemplare abgerechnet, waren immer noch genug Bücher da, um sich gern hier aufzuhalten und nicht unter Verlassenheit und Einsamkeit zu leiden.
    Yorsch würde den Drachen also so lang allein in der Bibliothek lassen können, wie er brauchte, um Sajra und Monser ausfindig zu machen, seine Braut zu finden, Steinigungen, Gehängtwerden und Scheiterhaufen aus dem Weg zu gehen und zurückzukehren.
    Höchstens ein Jahrzehnt oder zwei.
    Seine menschliche Gemahlin wäre sicherlich hocherfreut, ihr Leben hoch droben auf einem unzugänglichen Berg zuzubringen, in Gesellschaft eines Drachen, denn Drachen sieht man schließlich nicht jeden Tag, der sich beim Feueranzünden nützlich erweist, sodass man sich ein paar Bohnen kochen kann, was für die Menschen bei ihrer diesbezüglichen Unfähigkeit ja immer ein gewisses Problem ist. Und dann, was konnte idyllischer sein als das Leben in einer Bibliothek, in der das gesamte menschliche Wissen versammelt war, oder was davon übrig blieb, was immer noch beachtlich war? Er würde seine Kinder erziehen und ihnen Lesen, Schreiben, Astronomie, Geometrie, Zoologie und Tanzen beibringen, sie mit goldenen Bohnen und rosa Pampelmusen füttern, und so, wenn sie niemals tote Kaninchen äßen, würden sie vielleicht weniger grobschlächtig als ihre Mutter und würden vielleicht auch weniger schlecht riechen, als die Menschen das im Allgemeinen tun.
    Der Plan war perfekt. Das Problem war nur, wie .
    Yorsch versuchte, von seinem Stalaktiten herabzusteigen. Das war nicht leicht, weil Erbrow ihm seine Flechtsandalen aus den Binsen wilder Mandarinen zerbissen hatte. Das war wenige Tage nach dem Schlüpfen gewesen, vor zwei Wochen, als ihm die seitlichen hinteren Stoßzähne wuchsen, die besonders unangenehm sein müssen. Aber damit nicht genug, außerdem war der Boden der Grotte nun nicht mehr mit einem Flaum aus gelben und goldenen Schmetterlingen bedeckt, sondern von einer dicken Schicht Vogeldreck überzogen.
    Yorsch war nicht der Einzige, der bemerkt hatte, wie viel angenehmer die Temperatur im Inneren der Grotte war, verglichen mit dem Frost draußen, und durch die zerbrochenen Fenster konnte hier nun jeder Zuflucht suchen. Die Spitzen fast sämtlicher Stalaktiten waren mit Nestern von irgendwelchen Vögeln besetzt. Da waren Zaunkönige und ein paar Stare, die überwiegende Mehrheit aber waren Elstern - die absolut kreischendste, krächzendste und zänkischste Vogelart mit der größten Produktion an Exkrementen, wie Yorsch nicht umhin gekonnt hatte festzustellen.
    Von einem sauberen Fleck zum anderen hüpfend und balancierend, erreichte der Elfenjunge die Kletterpflanze mit den goldenen Bohnen. In einer Ecke machte ein Elsternjunges Jagd auf die letzten verbliebenen Schmetterlinge, die sich tapfer gegen die Ausrottung ihrer Art zur Wehr setzten. Das Junge kreischte befriedigt, da wurde es von einer Eule gepackt.
    Das Elsternjunge hatte keine Zeit mehr zu schreien, Federn flogen und Blut spritzte in alle Richtungen, auf die goldenen Bohnen, auf den Boden und auf die Brust des jungen Elfen, der spürte, wie sich sein Magen vor Erbitterung und Verzweiflung - mittlerweile seine gewöhnliche Seelenlage - zusammenkrampfte.
    Der Lärm hatte den Drachen geweckt, er öffnete die Augen und hob die Schwanzspitze. Über Kothaufen, Federn und von den Eulen abgenagte Knöchelchen hinweghüpfend, gelangte Yorsch zu ihm.
    Nach dem großartigen Flug übers Meer am Tag zuvor waren sie in die Bibliothek zurückgekehrt, aber sie war lang genug verlassen gewesen, dass sie sich in eine Art Räuberhöhle der Tiere verwandelt hatte. Nur der mittlere, von allem abgeschlossene Raum, unzugänglich und vollgestopft mit Büchern, war noch sauber und ordentlich, aber außer Büchern hätte nicht einmal ein Spatz sich dort hineinzwängen können, geschweige denn sie beide.
    Yorsch ging mit Überlegung vor. Der Drache sah ihn an. Verschlafen, aber aufmerksam. Yorsch lächelte ihm zu. Das Lernen soll für den Schüler eine lustvolle Erfahrung sein.
    Keines der Bücher, die er gelesen hatte, wandte sich an kleine Kinder, aber ein Gutteil der philosophischen Texte behandelte die Frage, wie man unterrichten soll. Zwei Drittel davon empfahlen zur Verbesserung des Lernerfolgs Stockschläge auf die Finger, während das übrige Drittel auf spielerische Lernmethoden setzte, um die Aufmerksamkeit des Lernenden zu wecken. Drachen

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