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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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Arme geöffnet, wie um die Welt zu umarmen. Das war das letzte klare Bild gewesen, dann war der Drache auf die Schattenberge zugeflogen und bald hinter ihnen verschwunden.
    Der Drache existierte also und er trug jemanden auf seinem Rücken.
    Den Prinzen? Wen, wenn nicht den Prinzen? Robi war hin und her gerissen. Ein Teil von ihr sagte, der Traum sei wahr, der Drache sei gekommen, um ihr durch seine bloße Gegenwart beizustehen und sie zu retten. Nun würde er bald wiederkommen und sie von hier wegholen. Glück durchströmte sie, Hoffnung regte sich, die Erinnerung an das Licht, das sich smaragdgrün verfärbte, durchstrahlte sie von innen wie das Licht einer Kerze.
    Der andere Teil sagte, das sei völlig unlogisch, sie war schließlich keine Prinzessin oder so was. Es gab noch einen Drachen, das war alles.
    Es gab noch einen Drachen mit einem Typen darauf, der rein zufällig gerade in dem Moment dahergekommen war, als sie verzweifelt und in Gefahr war, um sie durch seine bloße Gegenwart zu retten, und der rein zufällig ganz ähnlich aussah wie der Drache, von dem sie jede Nacht träumte, seitdem ihre Familie zerstört war. Bloßer Zufall?
    Da war auch noch eine weitere Überlegung, die ihr durch den Kopf ging, so widerwärtig wie ein Wurm, wie eine Raupe, behaart und giftig wie die Würmer in den Kirschen, wenn die im Juni so köstlich aussahen, es aber nicht waren. Vielleicht stimmte das, was Tracarna und Stramazzo sagten. Vielleicht waren es nicht nur Verleumdungen und Lügen. Vielleicht war sie keine gewöhnliche Person. Vielleicht stimmte es, dass ihre Familie... böse war. Eine Familie, die... Robi schreckte davor zurück, den Satz auch nur zu denken... eine Familie, die Elfen geholfen hatte. Das war grauenhaft, es konnte einfach nicht wahr sein, ihre Mama und ihr Papa waren gut. Es konnte einfach nicht wahr sein, dass sie etwas so Schmutziges getan hatten, wie einen Elfen zu beschützen, und noch dazu für Geld. So hatte nämlich die Anklage gelautet: Einem Elfen Schutz geboten zu haben, im Tausch für die Goldstücke, die ihnen dann dazu gedient hatten, das Haus und den Bauernhof zu kaufen, die Kuh, das Pferd, die Schafe, die Hühner und den Obstgarten. Wer einen Elfen beschützt, der kann auch Beziehungen zu einem Drachen haben. Und der, den sie geschützt hatten, war nicht irgendein Elf gewesen, sondern DER ELF, der ein Jahr vor ihrer, Robis, Geburt ganz Daligar in Angst und Schrecken versetzt hatte. Es war der Verwaltungsrichter gewesen, der die Stadt vor der Raserei dieses schrecklichen Individuums bewahrt hatte, eines blutrünstigen, viehischen Kerls, der seinen Spaß daran gefunden hätte, alle abzuschlachten, Soldaten, Frauen, Kinder, Hunde und sogar die Hühner, wenn der Verwaltungsrichter mit seinem Mut und seiner Tapferkeit ihn nicht aufgehalten hätte.
    Die Einzelheiten dieses Vorfalls waren nie aufgeklärt worden. Und auch an dem Vorfall selbst hatte Robi so ihre Zweifel. Ihr ganzes Leben lang war ihr noch nie ein Kind begegnet, das von einem der Menschen abstammte, die der schreckliche Elf von Daligar getötet haben sollte, dabei waren doch sämtliche Waisen der Grafschaft hier um sie versammelt.
    Wenn der Elf so mächtig gewesen war, dass er bloß durch den Klang seines schrecklichen Namens sämtliche Soldaten außer Gefecht gesetzt hatte, wie hatte dann der Verwaltungsrichter es mit ihm aufnehmen können? Vielleicht so wie der tapfere Stramazzo mit dem Drachen? Robi kicherte. Ihre Fröhlichkeit kehrte wieder. Und wenn das alles falsch war, dass Drachen böse sind und Elfen missgünstig? Wenn das alles genauso falsch war wie die heroische Schlacht im Weinberg?
    »Eine heroische Schlacht, wirklich he-ro-isch«, fuhr Tracarna fort, »das Blut lief an ihm hinunter wie Most aus einem Fass...«
    Vielleicht waren Drachen ja gut, und ein Drache war im Begriff, sie holen zu kommen. Robi schloss die Augen, Hunger und Traurigkeit schwanden und hinter den Augenlidern entstand wieder das Bild. Der Drache war so nah, dass seine Flügel alles überschatteten. Robi konnte das goldene Fell erkennen, von dem sein Körper, abwechselnd mit den grünen Schuppen, bedeckt war.
    Auch wenn sie die Augen geschlossen hatte, merkte sie, dass jemand in der Nähe war. Es war das untrügliche Gefühl, das man verspürt, wenn einen jemand ansieht. Robi machte die Augen auf: Cala war über sie gebeugt. Creschio und Moron standen ein paar Schritte hinter ihr, die Arme über der Brust verschränkt, während Cala kniete und sie

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