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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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ihr Großen«, sagte er, zu Creschio und Moron gewandt, »einer von euch beiden geht ein bisschen Rosmarin holen, der andere einen Weiden- oder Fichtenzweig, dann braten wir den restlichen Hühnerstall am Spieß.«
    Er konnte nicht ausreden. Die Kinder stürzten nach draußen auf den Zaun zu, von wo der unverwechselbare Geruch nach etwas Warmem kam, in das man seine Zähne schlagen konnte, das einem den Magen füllte und Hunger, Angst, Trübsinn und Traurigkeit vertrieb, die immer in leeren Mägen hausen.
    »Nur Hunger ist stärker als Angst«, erklärte der Drache rasch. »Das gilt für Hunde, Katzen, Menschen, Goldfische, Drachen und Trolle. Die Elfen kenne ich nicht gut genug, um in dieser Hinsicht ein Urteil über sie abgeben zu können.«
    Cala war dageblieben. Sie trat zu Yorsch, stieß einen tiefen Seufzer aus, schluckte und blieb stehen. Yorsch kniete nieder und brachte seinen Kopf auf Augenhöhe des Mädchens.
    »Wo hat man Robi hingebracht?«, fragte er sanft.
    Cala beruhigte sich, schluckte noch einmal, dann konnte sie sprechen: »Nach Daligar, man hat sie nach Daligar gebracht. Ich habe Tracarna und Stramazzo miteinander reden hören. Man hat sie an einen Ort gebracht, der heißt ›Die Verliese des alten Palasts‹.«
    »Ich weiß, wo das ist«, sagte Yorsch, »als Kind war ich auch dort.«
    Cala schluckte noch einmal.
    »Sie haben gesagt... sie haben gesagt... ich glaube, sie werden ihr sehr wehtun... Tracarna hat sie geschlagen... sehr schlimm.«
    »Hab keine Angst! Jetzt gehe ich sie holen. Hab keine Angst, es wird alles gut.«
    Yorsch wiederholte das mehrmals, nicht nur um Cala zu beruhigen, sondern auch sich selbst. Es würde alles gut, bestimmt.
    Cala nickte. Tränen traten ihr in die Augen, aber sie schluckte sie hinunter und weinte nicht.
    Yorsch wandte sich zum Gehen. Er war schon an der Tür, als Cala etwas murmelte.
    »Wie bitte?«, fragte er und wandte sich um.
    Schüchtern hob Cala die linke Hand mit gespreizten Fingern, allen fünfen, und seufzte noch einmal tief.
    »Danke für meine Hand«, sagte sie, und das war verständlich.
     
     
    In den wenigen Minuten, die Yorsch sich mit Cala unterhielt, hatte Erbrow die Kinder eingeteilt. Die Kleineren hatte er in dem mit Gänsen und Herzchen verzierten Häuschen untergebracht, das Tracarna und Stramazzo hatten offen stehen lassen, die größeren waren ihm trotz des Regens dabei behilflich, einen riesigen Spieß zusammenzubasteln. Im Haus von Tracarna und Stramazzo hatten die Kinder echtes Brot aus echtem Mehl gefunden und so gelbes Zeug, das einen sehr eigenartigen Geruch hatte und das sie Bier nannten. Überall flogen die Federn von Gänsen und Hühnern herum, und Yorsch sah mit Entsetzen auf die armen Wesen, denen sie den Hals umdrehten.
    »Will jemand ein paar goldene Bohnen?«, fragte er.
    Er bekam keine Antwort.
    »Stimmt es, dass ihr manchmal Menschen fresst?«, erkundigte sich eines der kleineren Kinder.
    »Nur ausnahmsweise«, erwiderte der Drache würdevoll, »der Geschmack ist nicht der beste und das Schuhwerk ist ein weiteres Problem...«
    »Könntest du Stramazzo fressen?«, fragte der Kleine hoffnungsvoll.
    »Ist das der mit dem großen Hintern in hellem Erbsengrün?«, erkundigte sich der Drache mit einem gewissen Interesse.
    »Drachen fressen keine Menschen. Drachen fressen nie Menschen. NIE!«, brüllte Yorsch, der nun wirklich langsam völlig außer sich war.
    Damit erwirkte er zumindest einen Augenblick Ruhe.
    »Ich gehe nach Daligar, um Robi zurückzuholen«, sagte er zum Drachen.
    »Daligar, ist das diese nette Ortschaft, wo die Soldaten mit Pfeilen schießen? Hast du etwas dagegen, wenn ich hierbleibe und die Kinder beschütze? Es könnten Gefahren auftauchen. Ich weiß nicht... ich möchte ja nicht, dass die Gänse sie angreifen...« Der Drache verlor sich im Unbestimmten.
    Yorsch dachte nach.
    »Ja, das ist eine gute Idee. Bleib du hier und beschütz die Kinder. Die Soldaten könnten wiederkommen oder diese schauerlichen Erwachsenen, denen sie, wie man das nennt, ›anvertraut‹ waren.« Er wandte sich an die Kinder: »Wenn ich wiederkomme, kann, wer will, mit uns ziehen bis ans Meer jenseits der Schattenberge.«
     
     
    Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, aber endlich wusste er, was zu tun war: Robi holen und dann alle ans Meer in Sicherheit bringen.
    »Am Meer gibt es Muscheln, die vielleicht denken und Gedichte schreiben, aber man kann sie essen«, sagte er sich die Worte Monsers, des Jägers, vor, und mehr als

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