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Der letzte Exfreund meines Lebens

Der letzte Exfreund meines Lebens

Titel: Der letzte Exfreund meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Murphy
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»verschlungen«, was aus seiner Sicht sein bisher größtes Glück gewesen war.
    »Das stimmt. Wenn wir wirklich diesen Typen schlucken würden, würden wir ihn sicher sofort wieder ausspucken. Weil er nämlich einfach ungenießbar ist.«
    »Aber du musst zugeben, dass eure Familie manchmal ziemlich … griechisch wirkt.«
    »Griechisch?«, fragte Lorcan ihn verständnislos.
    Will sah ihn lächelnd an. »Du weißt schon, was ich damit sagen will.«
    »Dass wir manchmal ziemlich theatralisch sind.«
    »Nein – obwohl deine Mutter sicher eine wirklich furchteinflößende Medea abgeben würde.«
    »Dann meinst du also inzestuös?«
    »Nein, ich dachte eher daran, dass ihr euren Freunden jede Menge Gutes tut, man jedoch niemals euer Feind sein will. Schließlich habe ich am eigenen Leib erfahren, was für ein Glück es ist, ein Freund eurer Familie zu sein.«
    Will hatte von den griechischen Qualitäten der Familie – ihrer unerschütterlichen Treue gegenüber Freunden und Verwandten und auch ihrer grenzenlosen Gastfreundschaft – in hohem Maße profitiert, doch sosehr er die O’Neills auch liebte, konnte er durchaus verstehen, dass ein anderer diesen Clan vielleicht als überwältigend empfand. Sie bildeten eine eingeschworene Gemeinschaft, waren alle talentiert, dekadent und gastfreundlich, aber um es mit ihnen aufzunehmen,
durfte man nicht allzu zart besaitet sein. Die größten Sünden, die ein Mensch nach Ansicht der O’Neills begehen konnte, waren, langweilig zu sein und/oder ihre Gastfreundschaft auszuschlagen. Und Will hatte den Eindruck, dass Kates Freund beider Vergehen für schuldig befunden worden war.
    »Ich nehme an, dass Mum manchmal tatsächlich ziemlich furchteinflößend ist«, gab Lorcan unumwunden zu. »Und Rachel erst recht. Ich denke lieber nicht darüber nach, was aus uns beiden geworden wäre, wäre Tom tatsächlich getürmt.«
    »Rachel hält niemanden gefangen.«
    »Apropos gefangen, ich werde mal gehen und Tom etwas auf Trab bringen. Wir sehen uns dann gleich unten.« Lorcan ging zur Tür, blieb dort aber noch einmal stehen. »Glaubst du wirklich, dass wir wie die Griechen sind?«
    »Ja, aber im positiven Sinn«, versicherte ihm Will.
     
    Im positiven Sinn, sagte sich Will und rückte an seiner Fliege herum. Die O’Neills hatten ihm nicht nur das Leben gerettet, sondern ihn vor einem Leben als Herumtreiber bewahrt. Seine eigene Familie hatte immer Geld gehabt, deshalb hatten sie ihn nie gezwungen, etwas in der Schule zu erreichen oder hart zu arbeiten, weil sich nur auf diese Art ein angenehmer Lebensstandard erwirtschaften ließ. Trotzdem hatte er dank der O’Neills und vor allem Lorcan einiges erreicht. In der Schule war Lorcan sein bester Freund gewesen, und als er aufs College gegangen war, hatte er das auch getan, denn er wäre ihm ganz egal wohin gefolgt. Und als er entdeckt hatte, dass er die Fähigkeit zu harter Arbeit und auch die erforderliche Disziplin dafür besaß, hatte das ihn selbst am meisten überrascht.
    Als Kind war er gleichzeitig privilegiert und unterprivilegiert
gewesen. Seine talentierten, wohlhabenden Eltern hatten ihn willkürlich entweder total verwöhnt oder vernachlässigt. Seine Mutter, Helen Kilgannon, eine wunderschöne, aber psychisch instabile Künstlerin, die als irische Aristokratin Erbin eines riesigen Vermögens gewesen war, hatte seinen Vater, Philip Sargent, in den ersten Jahren ihrer Ehe unterstützt, bis aus dem notorischen Radaubruder und Frauenhelden ein berühmter (und kürzlich zum Ritter geschlagener) Bühnenautor geworden war. Kurz nach Wills Geburt hatte er den ersten renommierten Preis erhalten und zum ersten Mal in seinem Leben selber richtig Geld verdient.
    Will schien damals alles zu haben, was einem Jungen wichtig war. Bis seine Welt ein paar Wochen nach seinem fünfzehnten Geburtstag aus dem Gleichgewicht geraten war. Sein Vater hatte seine Mutter wegen der glamourösen Hauptdarstellerin in seinem letzten West-End-Stück verlassen, und Helen war in einer tiefen Depression versunken und nur hin und wieder daraus aufgetaucht, dann aber in eine solche Unruhe verfallen, dass es für den Jungen noch schwerer gewesen war. Während einer dieser Phasen hatte sie sich Will geschnappt und war mit ihm nach Irland zurückgekehrt, um dort ein neues Leben »unter ihren eigenen Leuten« zu beginnen. Anfangs hatte Will diese Umwälzung gehasst, weil er ständig für seinen »piekfeinen« englischen Akzent und für den sprichwörtlichen

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