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Der letzte Exfreund meines Lebens

Der letzte Exfreund meines Lebens

Titel: Der letzte Exfreund meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Murphy
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gedacht, dass er ihr einmal auf eine derart krasse und banale Weise wehtäte. Hatte gedacht, er hätte Tiefgang. Doch trotz aller Workshops zur Bewusstseinsbildung, all der Blicke mit dem dritten Auge, all
der Meditationen zur Stärkung von Freundlichkeit und Liebe und all des Ausbalancierens seiner geistigen Energie war er im Grunde nur ein ganz normaler Kerl, der nicht Nein sagen konnte, wenn sich ihm die Gelegenheit zum Vögeln bot.
    Verflucht, er hatte sie am nächsten Tag gebeten, seine Frau zu werden, dachte sie, trat wütend gegen den Geschirrschrank und verstauchte sich dabei den nackten Zeh. Sie holte keuchend Luft, denn ein heißer Schmerz zuckte durch ihren gesamten Fuß, und dabei fiel ihr eins der Gläser aus der Hand.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, heulte sie, bückte sich und sammelte die Scherben auf.
    Wobei ihr eins der Stücke schmerzlich in den Finger schnitt.
    »Autsch!« Das Blut spritzte aus der Wunde, und sie fuchtelte mit der verletzten Hand hilflos durch die Luft.
    »Alles in Ordnung, Kate?«, drang plötzlich Wills Stimme aus dem Flur.
    Sie zuckte zusammen und wischte sich eilig die Augen mit dem Ärmel ihres T-Shirts ab.
    »Ich habe ein Glas zerbrochen und mir dabei in den Finger geschnitten«, schniefte sie.
    Sie hörte, wie er in die Küche kam, und dann stand er plötzlich neben ihr. Eilig ging sie wieder in die Hocke, ließ ihr Haar vor ihre Augen fallen und sammelte die Scherben ein.
    »Lass sie liegen!«
    »Ich hebe nur die großen Stücke auf.« Sie richtete sich erneut auf, um zum Mülleimer zu gehen.
    »Nicht bewegen«, befahl Will, als er ihre nackten Füße sah. »Hier liegen schließlich überall Splitter herum. Du wirst dich schneiden, wenn du barfuß durch die Küche läufst.«
    Er nahm ihr die Scherben aus den Händen und warf sie
in den Mülleimer unter der Spüle. Das Knirschen unter seinen Schuhen machte deutlich, dass tatsächlich der gesamte Boden voller kleiner Splitter war, und so blieb sie stocksteif stehen. Dann legte er eine Hand in ihren Rücken und machte sich daran, sie auf den Arm zu nehmen, sie aber kreischte laut: »Was machst du da?«
    »Ich werde dich da rübertragen«, antwortete er und nickte in Richtung des Küchentischs.
    »Du wirst dir einen Bruch heben!«, protestierte sie. Der Abend war bereits erniedrigend genug für sie gewesen, ohne dass jetzt auch noch Will unter der Last ihres Gewichts zusammenbrach.
    »Ich bin nicht so schwach, wie ich aussehe.«
    »Trotzdem …«
    »Okay, dann springst du eben einfach auf«, erklärte er und wies auf seine Füße.
    »Was?«
    »Stell dich auf meine Schuhe, und dann gehen wir zusammen rüber. Los.« Er packte ihre Hände und zog sie an seine Brust.
    Während sie sich wie in einem seltsam intimen Tanz quer durch den Raum bewegten, dachte Kate, sie hätte sich wahrscheinlich doch am besten einfach von ihm tragen lassen. Denn dann stieße sie ihn nicht beinahe mit der Nase an. Ihr Herz ließ derart viele Schläge aus, dass sie die Befürchtung hatte, jeden Augenblick in Ohnmacht zu fallen, und in dem Bemühen, möglichst ruhig zu wirken, starrte sie angestrengt auf seinen muskulösen, sonnengebräunten Hals. Sie war alles andere als zierlich, Will hingegen war derart groß, dass sie ihm selbst, wenn sie auf seinen Schuhen stand, gerade einmal bis zur Schulter ging, und am liebsten hätte sie die Wange eng an seine Brust geschmiegt und sich die Augen aus dem Kopf geheult.

    Gott, ging es ihr durch den Kopf, Freddie hat eindeutig recht gehabt. Ich bin noch längst nicht über Will hinweg. Solange sie nicht mit ihm zusammen war, konnte sie sich sagen, sie hätte früher mal für ihn geschwärmt, aber diese erste Liebe hätte sich inzwischen längst gelegt. Doch fünf Minuten in seiner Gesellschaft reichten, dass sie wieder sechzehn und genauso unsterblich in ihn verliebt wie immer war.
    Aber auch ich selber habe recht gehabt, sagte sie sich streng. Was spielt es schon für eine Rolle, dass ich vollkommen verrückt nach diesem Typen bin, wenn es ihm nicht auch so geht?
    Anschließend hob Will sie derart schwungvoll auf den Tisch, als wäre sie nicht schwerer als ein Kind. »Zeig mir deine Wunde«, bat er sie. Sie blutete noch immer, und er zog einen Glassplitter aus ihrer Haut.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, als sie leise wimmerte. »Tut es sehr weh?«
    »Es brennt nur ein bisschen, weiter nichts.«
    Er holte sich ein Tuch, tupfte das Blut von ihrer Hand und öffnete den Mund, klappte ihn dann aber

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