Der letzte Krieger: Roman

verpasst hätte. Aber Frauen konnten so etwas nicht leiden, also versuchte er es mit ein paar leichten Ohrfeigen. Nichts geschah. War der Elf wirklich tot? Schon aus Neugier kniete sich Athanor neben ihn und hielt ihm die Nase zu. Fast sofort klappte Davarons Mund auf.
    »Er atmet noch«, rief Athanor Elanya entgegen.
    Sie eilte herbei. Wasser schwappte aus ihren Stiefeln und tropfte vom Hüftrock ihrer Rüstung. Es rann aus allen Beuteln, die sie am Gürtel trug, und die Hose klebte ihr in Falten an den Beinen. Im Eifer des Gefechts hatte Athanor seine nassen Sachen völlig vergessen. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass auch seine Taschen mit dem Fluss in Berührung gekommen waren. Die Vorräte würden womöglich anfangen zu schimmeln. Ich hätte fester zuschlagen sollen , grollte er mit einem Blick auf den bewusstlosen Körper vor sich.
    Elanya fiel auf Davarons anderer Seite auf die Knie und suchte seinen Kopf nach Wunden ab. In der Schulterklappe ihrer Rüstung prangten die Abdrücke großer Zähne.
    »Wie schlimm hat er dich erwischt?«, fragte Athanor und wies mit einem Nicken auf die zerdrückte Stelle.
    »Nur eine Quetschung«, wehrte Elanya ab, ohne aufzusehen. »Er war schon geschwächt.«
    Zimperlich ist sie wirklich nicht. Oder diese seltsame Rüstung aus gehärtetem Stoff war besser als alles, was er kannte.
    Versteckt zwischen blutigen Strähnen klaffte ein Riss in Davarons Kopfhaut, doch der Knochen darunter war heil. »Das ist es nicht«, befand Elanya und sprang wieder auf. »Komm, hilf mir! Wir müssen ihn von diesem Untier befreien.«
    »Hat er …« Athanor deutete im Aufstehen auf den verbrannt stinkenden Schädel. »Kann er einen Gegner durch Magie töten?«
    »Davaron beherrscht die Feuermagie nur schlecht, weil sein Vater ein Sohn Ardas war«, sagte Elanya mit einem Unterton, den er nicht einordnen konnte. »Aber er befand sich in Lebensgefahr und hat vielleicht mehr Kraft in diesen Zauber gelegt, als gut für ihn ist.«
    Gemeinsam zogen sie Davaron unter dem toten Rokkur hervor. Während sich Elanya erneut über den Elf beugte, versuchte Athanor zu verstehen, was sie gesagt hatte. »Er gehört zu den Abkömmlingen Piriths, aber sein Vater war von deinem Volk?«
    »Ja. Ein Kind gehört stets dem Volk seiner Mutter an«, erklärte sie und hob eins von Davarons Lidern, um in sein Auge zu sehen.
    Das klang vernünftig, schließlich konnte man als Mann nie sicher sein, ob man wirklich der Vater war. »Und die Nachkommen Piriths erben also das Talent zur Feuermagie, die er deshalb nur gut genug beherrscht, um einem solchen Ungetüm den Schädel zu braten?«
    »Könntest du später fragen? Ich muss mich reinigen und auf ihn einstimmen, um ihn zu heilen.«
    »Ja, sicher. Kümmere dich um ihn.« Athanor gab sich wenig Mühe, seine Gleichgültigkeit zu verbergen. »Ich muss das Muli wieder einfangen.« Von dem verfluchten Biest war weit und breit nichts mehr zu sehen. Von dem Elfenross allerdings auch nichts.

7
    Während Athanor den Proviant zum Trocknen in der Sonne ausbreitete, kehrten die Tiere von selbst zurück. Als Erster betrat Davarons Grauer mit geblähten Nüstern die Lichtung und spähte zu den toten Bestien hinüber. Erst als er sich weiter vorwagte, folgte ihm auch das Muli.
    Das Pferd ist deutlich brauchbarer als sein Herr. Athanor sah zu Elanya, die in ihre Magie vertieft war. Musste sie ausgerechnet jetzt auftauchen? Wenn sie nicht eingegriffen hätte, würden die Seelenfänger Davaron nun in die Dunkelheit zerren, und er wäre ihn los. Sie mochte eine Bestie auf sich gelenkt und damit vielleicht auch sein Leben gerettet haben, aber das war nur Spekulation. Davarons Zustand dagegen war Gewissheit, und er hätte auch ein wenig nachgeholfen, um ganz sicherzugehen.
    Ein Stechen in der Schulter erinnerte ihn an seine eigenen Blessuren, doch die mussten warten. Ohne vernünftige Waffe fühlte er sich auf dieser Lichtung geradezu nackt, und sein Schwert steckte noch immer in dem toten Rokkur. Die Parierstange verhinderte, dass er es einfach mit der Spitze voran herauszog, also versuchte er, den Kadaver auf die Seite zu wälzen. Doch das Biest schien so viel zu wiegen wie ein Ochse, und ständig waren die Flügel im Weg.
    »Das funktioniert nie«, ließ sich Davarons Stimme vernehmen. Der Elf hatte sich aufgesetzt und sah immer noch totenbleich aus, aber er klang schon wieder ganz wie er selbst.
    »Schlaf weiter, bis deine Meinung gefragt ist!« Also für immer! Fluchend holte Athanor seine