Der letzte Krieger: Roman
Axt, brach den Brustkorb der Bestie auf und arbeitete sich nach unten, bis er endlich an den Schwertgriff kam. Erleichtert säuberte er die Klinge, bevor er sie in die Scheide schob. Sobald er Zeit fand, würde er sie schärfen und ölen.
Ein leiser Ruf lenkte seinen Blick auf Elanya. Sie lockte Davarons Pferd zu sich, um ihm Last und Packsattel abzunehmen. Auf die Entfernung sah es aus, als hätten die Stoffballen trotz der Flucht durch den Wald keinen Schaden genommen. Sollte er genauer nachsehen? Warum eigentlich? Davaron saß immer noch faul herum. Sollte sich doch der Elf darum kümmern.
Der Bastard tötet also durch Magie. Das sollte ich im Hinterkopf behalten, wenn ich ihn loswerden will. Allerdings konnte er diesen Plan vergessen, solange Elanya in der Nähe war. Sie schwang sich gerade auf Davarons Pferd und ritt in den Fluss zurück. Wahrscheinlich hatte sie noch Gepäck am anderen Ufer, das sie holen wollte. War sie der vermeintliche Faun gewesen, der ihn verfolgt hatte? Kein Wunder, dass sie nicht auf seine Tricks hereingefallen war. Ohne den Angriff dieser Biester hätte sie sich wohl weiterhin verborgen gehalten. Aber warum?
Athanor unterdrückte den Reflex, sich sofort wieder mit dem Schwert zu gürten, und sah an sich hinab. Die Klauen des Rokkur hatten dem Kettenhemd einigen Schaden zugefügt. Er konnte es notdürftig flicken, und bis sie zu den Zwergen kamen, würde dieses Provisorium genügen müssen.
Um sich nicht an den aufgeplatzten Ringen zu verletzen, zog er das Kettenhemd vorsichtiger aus als sonst. Dem Brennen und Pochen an allen möglichen Stellen nach zu urteilen, hatte er schon wieder genug Wunden abbekommen. Die Haut auf Wangen und Stirn spannte, wo Blut auf ihr trocknete. Auch der gepolsterte Waffenrock hatte unter den Krallen gelitten. Zwei Risse waren so groß, dass die Wollfüllung hervorquoll. Noch mehr Flickarbeit. Von seiner Hose, die erneut von Rissen und Blutflecken strotzte, gar nicht zu reden. Bis auf das Lendentuch zog Athanor alles aus und begutachtete seine Wunden. An den Beinen fanden sich etliche oberflächliche Schnitte und Kratzer. Nur einer war so tief, dass er den Aufwand eines Verbands lohnte. Ständiger Mangel an Stoffstreifen machte in dieser Hinsicht sehr genügsam. Tückischer waren die vielen, teils tiefen Stiche, die die Klauen auch an seiner Schulter hinterlassen hatten. Sie bluteten wenig und eiterten gern. Er würde diese Stellen im Auge behalten müssen.
»Was den Dickschädel angeht, kannst du es mit jedem Rokkur aufnehmen«, befand Davaron, der zum Ufer schlenderte, als hätte er nicht eben noch halb tot im Gras gelegen.
»Deshalb musste ich auch nicht von einem Mädchen gerettet werden«, gab Athanor zurück, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Die Ablenkung durch den Pfeil hatte ihm geholfen, doch das musste der Elf nicht wissen.
Davaron bedachte ihn mit dem üblichen finsteren Blick, den das geronnene Blut in seinem Haar noch unterstrich. »Du verstehst nichts von Magie. Ich wäre auch ohne Elanya wieder aufgewacht.«
Athanor verzog spöttisch den Mund. Wärst du nicht.
Doch Davaron hatte sich wieder abgewandt und sah Elanya entgegen, die zurück durch den Fluss geritten kam. Die Riemen zweier vollgepackter Taschen kreuzten sich nun vor ihrer Brust, und ihr Bogen ragte aus dem Köcher auf ihrem Rücken.
»Elanya, was tust du hier?«, fragte Davaron, als sie am Ufer vom Pferd sprang. »Wir sind längst weit von den Elfenlanden entfernt.«
Ihr Blick glitt zu Athanor und rasch wieder weg. War da nicht ein rötlicher Hauch auf ihren Wangen? Wenn das nicht zu bedeuten hat, dass sie meinetwegen hier ist, bin ich der König der Zwerge. Unwillkürlich musste Athanor grinsen. »Das liegt doch auf der Hand. Sie will mich nicht mehr aus den Augen lassen.«
»Was?« Elanya sah ertappt und verwirrt aus. »Aber …«
»Und was sollte der Grund für diesen seltsamen Wunsch sein?«, fragte Davaron, obwohl Athanor jede Wette eingegangen wäre, dass der Elf an dasselbe dachte wie er.
Es ihm unter die Nase zu reiben, tat trotzdem gut. »Weil ich so ein toller Kerl bin natürlich.« Beinahe hätte er selbst darüber gelacht, wie eingebildet es klang, aber der arrogante Elf hatte diese Antwort mehr als verdient.
Elanya schnappte hörbar nach Luft und sah ihn empört an. »Das ist völliger Unsinn. Ich bin hier, weil Aphaiya mich geschickt hat.«
Frauen! Nie um eine Ausrede verlegen.
»Wenn du in diesem Augenblick dein Gesicht sehen könntest,
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