Der letzte Kuss
Bronson wieder in der Stadt?«
Rick und Chase wechselten einen überraschten Blick. »Und ob«, antwortete Rick. »Sie besitzt ein kleines Geschäft in der First Street.«
»Und sie ist unverheiratet«, ergänzte Chase und lächelte endlich.
Romans Adrenalinspiegel stieg rapide an. »Was für ein Geschäft?«
»Warum gehst du nicht einfach vorbei und siehst es dir an?«, wollte Rick wissen.
Der Gedanke reizte ihn. Roman fragte sich, wie sie jetzt wohl war. Immer noch so still und ernst wie damals? Ob ihr das pechschwarze Haar noch auf den Rücken fiel und so manchen Mann in Versuchung führte, es zu berühren? Er war neugierig, ob ihre grünen Augen noch so ausdrucksstark und offen wirkten. Sie waren wie ein Fenster zu ihrer Seele gewesen – für denjenigen, dem etwas daran lag, hineinzuschauen.
Ihm hatte es etwas bedeutet, und er war für sein Bemühen mit Nichtachtung gestraft worden. »Hat sie sich sehr verändert?«
»Geh und schau selber nach.« Ebenso wie Rick wollte Chase ihn ein wenig anschubsen. »Du kannst es ja als deine erste Chance betrachten, mögliche Kandidatinnen zu sichten.«
Als ob Charlotte interessiert sein würde! Nach ihrer einzigen Verabredung war sie mit Leichtigkeit davongegangen und hatte ihn anscheinend ohne eine Spur von Bedauern ziehen lassen. Aber Roman hatte ihr dieses Desinteresse niemals abgenommen, und das war sicherlich nicht nur selbstgefällig. Die Funken zwischen ihnen waren heftig genug gewesen, um die ganze Stadt anzuzünden, die chemischen Reaktionen zwischen ihnen waren so heiß, dass eine Explosion zu befürchten gewesen war. Aber sexuelle Anziehung war nicht das Einzige, was sie verbunden hatte.
Sie waren einander in einer tieferen Weise zugetan gewesen, und zwar derartig, dass er seine innersten Hoffnungen und Zukunftsträume preisgab, was er noch nie zuvor getan hatte. Dass er einen so intimen Winkel seiner Seele bloßgelegt hatte, machte ihn sehr verletzbar, und so hatte ihn ihre Zurückweisung besonders schmerzhaft getroffen. Das erkannte er jetzt mit der Einsicht des Erwachsenen, die ihm damals gefehlt hatte.
»Vielleicht schau ich mal bei ihr vorbei.« Roman verhielt sich mit Absicht etwas unbestimmt. Er wollte seinen Brüdern nicht noch mehr Anzeichen seines neuerlichen Interesses an Charlotte zeigen. Außerdem brauchte er eine ganz andere Art Frau, eine, die mit seinen Plänen einverstanden war.
Als er sich vergegenwärtigte, weshalb es überhaupt zu diesem Gespräch gekommen war, stöhnte er laut auf. Seine Mutter wollte Enkelkinder haben. Und Roman würde sein Bestes tun, sie ihr zu schenken. Aber das bedeutete nicht, dass er vorhatte seiner Gemahlin all die erstickenden Gefühlen und Erwartungen einer typischen Ehe zu bieten. Er war ein Mann, der seine Freiheit brauchte. Er war kein Ehemann für alle Jahreszeiten. Bei seiner Frau in Spe sollte der Wunsch nach Kindern größer sein als der nach einem Ehemann,
und sie musste es genießen, allein zu sein. Eine unabhängige Frau, die verrückt war nach Kindern, dürfte genau die Richtige sein.
Denn Roman hatte vor zu heiraten, seine Frau zu schwängern, wie der Blitz zu verschwinden und möglichst nicht mehr zurückzublicken.
Die Sonne schien durch das Schaufenster und brannte mit unglaublicher Wärme auf Charlottes Haut. Der perfekte Rahmen für die tropische Dekoration, die sie gerade arrangierte. Sie band die Träger eines String-Bikinis auf dem Rücken der Schaufensterpuppe zu, die den Mittelpunkt der Dekoration bilden würde, und drehte sich dann zu ihrer Assistentin um. »Wie findest du es?«
Beth Hansen, die auch Charlottes beste Freundin seit Kindertagen war, kicherte. »Ich wünschte, ich wäre so toll gebaut.«
»Bist du doch jetzt.« Charlotte betrachtete Beths zierliche Figur und ihre korrigierten Brüste.
Yorkshire Falls war eine kleine Stadt, vier Stunden von New York City entfernt – weit genug, um eine Kleinstadt zu bleiben, dicht genug, dass sich die Fahrt in die Großstadt lohnte, solange es der Anlass rechtfertigte. Und für Beth war eine Brustvergrößerung offensichtlich ein guter Anlass gewesen.
»Das könntest du auch haben. Da brauchst du gar nicht so viel Vorstellungskraft.« Beth deutete auf die Schaufensterpuppe. »Schau sie dir an und stell dir vor, du würdest genauso aussehen.« Sie zeichnete mit den Händen die kurvenreiche Form nach. »Liften wäre ein Anfang, aber eine Vergrößerung um eine Körbchennummer würde die Aufmerksamkeit der Männer noch mehr
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