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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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siebzehn Jahren war er der älteste der Geschwister. Und genau das veranlasste Roman dazu, überhaupt an dem Münzewerfen teilzunehmen. Er war derjenige gewesen, der Yorkshire Falls hatte verlassen und seine Träume verwirklichen
können, während Chase zurückbleiben und seine Wünsche aufgeben musste.
    Roman und Rick betrachteten ihren ältesten Bruder als Vorbild. Wenn Chase glaubte, dass die angegriffene Gesundheit der Mutter und deren heftiger Wunsch nach einem Enkelkind ein Opfer rechtfertigten, dann musste Roman zustimmen, weil er es seinem Bruder schuldig war und weil er das Gefühl der Hingabe an die Familie mit ihm teilte.
    »Es handelt sich bei unserer Mutter nicht um eine Laune«, erklärte Roman. »Sie sagt, sie habe ein schwaches Herz, das keinen Stress vertragen könne.«
    »Oder keine Enttäuschungen«, erwiderte Rick. »Mama hat das Wort nicht benutzt, aber du weißt verdammt gut, dass sie so empfindet. Wir haben sie enttäuscht.«
    Roman nickte zustimmend: »Wenn Enkelkinder sie also glücklich machen, dann liegt es bei einem von uns, ihr eins zu verschaffen, das sie verhätscheln kann, solange sie es noch genießen mag, Großmutter zu sein.«
    »Wenn sie weiß, dass einer von uns glücklich verheiratet ist, wird sich der Stress verringern, den sie ja vermeiden soll«, ergänzte Chase. »Ein Enkelkind wird ihrem Leben einen neuen Impuls geben.«
    »Könnten wir ihr nicht einfach ein Hundebaby schenken?« , fragte Rick.
    Diesen Vorschlag konnte Roman gut verstehen. Er war mit seinen einunddreißig Jahren einen Lebensstil gewohnt, der es ausschloss, sich niederzulassen. Ehe und Familie waren ihm nicht bestimmt gewesen. Bis jetzt. Es war nicht so, dass er sich aus Frauen nichts machte. Im Gegenteil. Himmel, er liebte die Frauen – wie sie dufteten, wie ihre weiche Haut sich anfühlte, wenn sie seinen erregten Körper streifte. Aber er konnte sich nicht vorstellen, seine Karriere
aufzugeben, um für den Rest seines Lebens jeden Morgen dasselbe weibliche Gesicht über den Frühstückstisch hinweg anzusehen. Er war verblüfft, dass in diesem Moment eine Entscheidung fürs Leben fallen sollte, und ihn überlief ein Schauer.
    Er wandte sich an seinen mittleren Bruder: »Rick, du hast schon mal eine Ehe gewagt. Nicht nötig, das erneut zu tun.« Obwohl sich Roman durchaus nicht als der geeignete Kandidat vordrängeln wollte, konnte er es nicht zulassen, dass sein Bruder einen Fehler der Vergangenheit wiederholte – nämlich zu heiraten, um jemand anderem zu helfen, und dabei sich selbst zu opfern.
    Rick schüttelte den Kopf: »Falsch, kleiner Bruder. Ich werde mit dir eine Münze werfen. Das letzte Mal hat hiermit nichts zu tun. Jetzt geht es um die Familie.«
    Roman verstand. Die Chandlers waren Familiennarren. Damit war er wieder keinen Schritt weiter. Sollte er zu seinem Job als Auslandskorrespondent der Associated Press zurückkehren, weiterhin im Umfeld politischer Brennpunkte landen und dem Rest der Welt Geschichten aufdecken, von denen man noch nichts erfahren hatte, oder sollte er sich in Yorkshire Falls niederlassen, wie er es niemals vorgehabt hatte? Obwohl Roman sich manchmal nicht ganz im Klaren war, welchem Traum er eigentlich nachjagte – seinem eigenen, dem von Chase oder einer Kombination aus beiden – lebte er in der Angst, das unfreie Leben seines Bruders zu reproduzieren.
    Trotz seines aufgewühlten Magens war er bereit und nickte Chase zu. »Lasst es uns hinter uns bringen.«
    »Wie du meinst.« Chase warf die Münze hoch in die Luft.
    Roman nickte Rick zu, um ihm die Wahl zu lassen, und Nick rief: »Kopf!«

    Wie in Zeitlupe drehte sich die Münze und flog durch die Luft. Genau so zog Romans sorgloses Leben vor seinen Augen an ihm vorbei: Die Frauen, denen er begegnet war und mit denen er geflirtet hatte, die besonderen, mit denen er lange genug zusammen gewesen war, um eine Beziehung aufzubauen. Nie war es eine Frau fürs Leben gewesen, höchstens eine heiße, leidenschaftliche Bekanntschaft – in letzter Zeit seltener, seit er älter und kritischer wurde.
    Laut klatschte Chase eine Hand auf die andere, und benommen fand Roman in die Wirklichkeit zurück. Er begegnete dem ernsten Blick seines ältesten Bruders.
    Die Wende im Leben.
    Der Tod eines Traums.
    Der Ernst der Situation versetzte Roman einen Schlag in die Magengrube. Er straffte die Schultern und wartete ab, während Rick hörbar die Luft einsog.
    Chase hob die eine Hand hoch und blickte auf die Münze, ehe er

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