Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
sein.«
Laila und Nuri zogen sich zurück. Auch der Leibwächter Suleimans verschwand auf einen Wink des Statthalters. Adalric sackte in sich zusammen und versuchte hastig, seine geretteten Genitalien zu verstauen.
»Vor dreizehn Jahren hat mein Vater mir die Würde des Wali übertragen«, erklärte Suleiman. »Ich war jung, ich hatte keine Ahnung davon, wie ich meine Aufgabe erfüllen sollte, und ich hatte einen aufsässigen christlichen Bischof am Hals, der die Tatsache, dass meine Vorgänger die christliche Bevölkerung Barshalunas immer tolerant behandelt hatten, zum Anlass für freche Forderungen nahm. Kaum in Amt und Würden, erreichte mich auch schon eine Forderung von Emir Abd ar-Rahman aus Qurtuba, mich seinem Diktat vollständig zu unterwerfen. Fünfzig Jahre hatten die Statthalter von Medina Barshaluna so gut wie selbstständig regiert unter der Herrschaft der Fihriden-Emire, und jetzt kam dieser Usurpator aus der Familie der Umayyaden und verlangte die totale Kontrolle über al-Andalus. Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Weißt du, wie sich das anfühlt, Adalric de Gasconha?«
Adalric, mit der Hand in der Hose, als müsste er sich rückversichern, dass noch alles vorhanden war, nickte aus vollstem Herzen.
»Ich wandte mich an einen Mann um Hilfe, von dem ich glaubte, dass er sowohl die Christen in Medina Barshaluna als auch den Emir im Zaum würde halten können: den Frankenkönig Pippin jenseits der Berge. Doch ich erhielt eine Antwort von seinem ältesten Sohn Karl. Dieser sagte mir zu, eine Gesandtschaft über die Berge zu senden, um Bündnisgespräche zu führen. Mir war klar, dass dies nicht mit seinem Vater abgesprochen war und dass er es nicht zuletzt deswegen tat, um sich für den Fall der Nachfolge gegenüber seinem jüngeren Bruder Karlmann in Stellung zu bringen. Aber es verhandelt sich ja immer besser mit dem zukünftigen als mit dem alten König, wenn man vorausdenkt, nicht wahr? Was ich nicht in Betracht zog, war, dass der Frankenprinz ein doppeltes Spiel trieb – nicht nur mit seinem Vater und seinem Bruder, sondern auch mit mir. Seine Gesandtschaft sollte die Stärke Medina Barshalunas auskundschaften und dann mit dem Emir in Qurtuba Bündnisgespräche führen.«
Suleiman machte eine Pause, um Adalric Gelegenheit zu geben, die Frage zu stellen, von der er wollte, dass der junge Mann sie stellte.
»Warum erzählst du mir das alles, Herr?«, fragte er schließlich nach einer langen Denkpause, die Suleiman innerlich seufzend abgewartet hatte.
»Weil ich möchte, dass du weißt, warum ich König Karl hasse. Weil ich möchte, dass du weißt, dass ich eine dreizehn Jahre alte Rechnung mit ihm offen habe, die nun beglichen wird. Karl ahnt nichts davon, denn er glaubt noch heute, dass es die Krieger des Emirs waren, die seine Gesandtschaft überfallen haben. Weil ich möchte, dass dir klar wird, dass ich Karl gedemütigt und die Franken vernichtet haben will. Weil ich möchte, dass du dir immer darüber im Klaren bist, was ich von dir erwarte.«
»Tod den Franken?«, fragte Adalric.
»Ich gebe dir genügend Geld mit, um die vasconischen Krieger, die sich nach der Niederlage von Iruña in die Berge zurückgezogen haben, zu sammeln. Deine Aufgabe wird sein, die Franken aufzuhalten, wenn sie über den Pass ziehen. Dass sie das tun werden, dafür habe ich schon anderweitig gesorgt, ebenso, dass sie arglos sein werden, wenn du und deine Vasconen sie angreifen, so arglos wie ich damals war, als ich auf Karls Gesandtschaft wartete.«
»Wir werden das Frankenheer nicht allein besiegen können!«
»Du brauchst nur dafür zu sorgen, dass die Franken im Pass stecken bleiben. Afdza Asdaq wird mit meinen Kriegern nachkommen.« Suleiman amüsierte sich, dass Adalric unwillkürlich erschauerte, als Afdzas Name fiel. Noch mehr belustigte ihn, dass sich Adalrics Gier regte, obwohl der Gascogner gerade noch gefürchtet hatte, entmannt zu werden.
»Was ist mit Burg Roncevaux?«, fragte er.
»Die Gascogner und die Vasconen sind derselbe Volksstamm«, erwiderte Suleiman. »Warum sollten sie durch einen Pass getrennt sein, der nicht in ihrer Hand ist?«
Adalrics Augen begannen zu leuchten. Suleiman musste sich anstrengen, nicht über das ganze Gesicht darüber zu grinsen, wie leicht sich dieser Tölpel manipulieren ließ.
»Außerdem«, fuhr der Statthalter fort, »braucht die Burg einen neuen Herrn und die jetzige Burgherrin einen Mann.«
»Du weißt, dass schon dein Feldherr sein Auge auf Arima
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