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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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nichts«, sagte Afdza. »Wenn Roland dem Hauptheer Boten hinterhergeschickt hätte, hätten wir sie abgefangen. Aber er hat es nicht getan. Er hat auch nicht in sein Horn gestoßen. Die Franken können sich damit meilenweit verständigen. Zumindest die hinteren Abteilungen des Hauptheers hätten das Signal gehört. Aber er hat auch das nicht getan. Er tut das, was er immer tut. Er versucht, nicht als Versager dazustehen.«
    Nach einer Weile fragte Arima: »Warum gibst du nicht einfach auf und lässt ihn und seine Männer ziehen?«
    Afdza kämpfte sichtlich mit sich, doch dann wandte er sich zu ihr um und sagte: »Bertha …«, er räusperte sich, »…  meine Mutter hat gesagt, er habe den Befehl, Roncevaux zu zerstören und dich mitzunehmen.«
    Arima glaubte, sich verhört zu haben. Afdza wandte sich wieder ab und trieb sein Pferd plötzlich an, bis er ein paar Mannslängen voraus war.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Arima. Tränen der Wut stiegen in ihre Augen. »Roland will meine Heimat zerstören? Ausgerechnet Roland?«
    Ealhwine betrachtete sie mit zusammengekniffenen Lippen. »Das Opfer des Krieges«, murmelte er. Arima hörte ihm nicht zu. Sie war starr vor Entsetzen, bis sie das Herz des fränkischen Lagers erreichten, und das Einzige, was sie aus der Erstarrung löste, war der Anblick Rolands.
    Er war schmutzig und blutverkrustet. Es war schwer zu erkennen, welches Blut von ihm stammte und welches von getöteten Gegnern. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Über eine Wange zog sich ein entzündeter Schnitt, wo eine Klinge oder ein Pfeil ihn geritzt hatte. Er sah aus, als habe er nicht mehr geschlafen, seit das Heer sich auf den Rückzug begeben hatte. Aber er stand ohne zu schwanken neben einem Feuer, das rauchte und qualmte, weil der Gewitterregen der vergangenen Nacht das Holz durchnässt hatte. Die verbliebenen Paladine Turpin, Beggo und Gerbert standen neben ihm, kaum voneinander zu unterscheiden in ihren blutbespritzten Panzern. Roland hatte das Lager am Flussufer aufgeschlagen, auf einem langgezogenen, schmalen Stück Wiese. Der Platz wurde auf einer Seite vom Fluss geschützt und auf der anderen durch die steilen Hänge des Kessels, der von hier an immer enger wurde. Die Berghänge waren dunkel von Wald. Nebelfetzen hingen in den Wipfeln. Rohe hölzerne Gerüste waren an einer Seite des Lagers aufgestellt. Auf zweien von ihnen lagen die aufgebahrten, leblosen Gestalten von Kriegern in ihren Kettenpanzern.
    Wenn Roland überrascht war, Afdza mit Arima hier zu sehen, dann zeigte er es nicht. Er schien nur mehr die Hülle seiner selbst zu sein.
    »Anskar und Otker?«, fragte Afdza mitfühlend.
    »Die Einzigen, die wir bergen konnten«, erwiderte Roland. Er hatte vermutlich zornig klingen wollen, wirkte aber einfach nur erschöpft. Er vermied es, Arima anzusehen.
    »Wir haben die anderen abseits unseres Lagers aufgebahrt«, sagte Afdza. »Wenn du ihre Leichen holen lassen möchtest, erhalten deine Männer freies Geleit.«
    »Auch …«, Roland zögerte, dann sprach er weiter: »… Remi?«
    Afdza nickte. »Es tut mir leid um ihn«, sagte er.
    Roland senkte den Kopf. »Mir tut es leid um deinen Knecht Chlodwig.«
    Arima schreckte auf. »Chlodwig ist tot?«, rief sie. Sie war so schockiert, dass ihr erneut die Tränen kamen. Sie fuhr zu Afdza herum. »Wann wolltest du mir das sagen!?«
    »Wenn Zeit genug gewesen wäre, um ihn zu trauern«, erwiderte Afdza.
    »Du solltest denselben Schmerz um Remi empfinden«, knurrte Roland.
    Arima war vom Pferd geglitten, bevor sie selbst wusste, was sie tat. Sie stürzte sich auf Roland, der erschrocken zurückwich, und hämmerte mit den Fäusten auf seinen Panzer ein. »Um Remi habe ich gestern geweint!«, schrie sie. »Heute weine ich um Chlodwig! Und morgen? Weine ich morgen um dich?«
    Jemand nahm ihre Hände und zog sie von Roland weg, der sich nicht gewehrt hatte. Tränenblind spürte sie, wie sie weggeführt wurde. Sie wischte sich über die Augen. Es war nicht Afdza, der sie aufrecht hielt, sondern Bischof Turpin. Er brachte sie zu Ealhwine, der sie in die Arme nahm.
    »Wenn du diesmal selbst gekommen bist, um mich zur Aufgabe zu bewegen, dann ist der Weg ebenso umsonst wie der deiner Unterhändler«, hörte Arima Roland sagen. »Und wenn du glaubst, dass es irgendwas ändert, dass sie mitgekommen ist …«
    »Arima und ich haben dir etwas mitzuteilen …«, begann Afdza.
    »Was? Dass ihr Roncevaux schon unter euch aufgeteilt habt, weil ja der

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