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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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diejenigen seiner Männer, die den Angriff überlebten, nachher den zur Entlastung des Schildwalls herangaloppierenden Panzerreitern entgegentreten mussten – aber er wusste auch, dass dies die einzige Chance war, die fränkische Kavallerie von seinen Fußkämpfern abzuziehen und diesen die Chance zu geben, sich zu formieren.
    Er sah Roland aus dem Schildwall treten und auf ihn warten.
    Er musste daran denken, dass er nicht erneut gegen ihn kämpfen wollte , aber dass er ihn töten musste .
    Er ahnte, dass irgendetwas mit Suleimans Plänen nicht stimmte – oder dass sie sich in ihrer tödlichen Konsequenz genau so entfalteten, wie der Statthalter es insgeheim geplant hatte. Er dachte grimmig, dass er alles in allem doch nur eine Figur auf dem Shatranjbrett war.
    Dann sah er, dass das Schicksal oder der einzige, allmächtige Gott ihm eine Chance gab, diesen Kampf in eine andere Richtung zu lenken. Zwei fränkische Panzerreiter auf der anderen Seite des Flusses hatten ihren Pferden die Sporen gegeben und sie das steile Ufer hinuntergetrieben, an dem dort die Straße weiterlief. Das Pferd des einen war gestürzt und hatte seinen Reiter ins Wasser geworfen, aber das des anderen erklomm das diesseitige Ufer. Sein Reiter trieb es sofort wieder an und schlug einen Kurs ein, der den Angriffskeil Afdzas abfangen musste.
    Afdza erkannte Remi de Vienne, der, die Lanze eingelegt, in gestrecktem Galopp auf ihn zuhielt.
    »Keilformation beibehalten!«, brüllte Afdza seinen Reitern zu.
    Dann scherte er aus dem Verband aus, sah über die Schulter, wie einer der maurischen Decani seine Stelle an der Spitze des Keils übernahm, zog sein galoppierendes Pferd herum und jagte Remi entgegen.
    Er sah den jungen Paladin die Lanze einlegen, sah ihn näher kommen, glaubte den Donner der Hufe des schweren Pferds zu fühlen. Vernünftig wäre gewesen, das eigene Pferd so zu lenken, dass sie einander linksseitig passierten; dann hätte Remi die Lanze quer über seinen Gaul hinwegführen müssen. Aber Afdza behielt seinen Kurs bei, es kam ihm selbst so vor, als würde er direkt in die Spitze der Lanze hineinreiten. Er konnte Remis Gesichtszüge erkennen, die verzerrte Miene, den zu einem wütenden Angriffsgebrüll geöffneten Mund. Er wechselte das Schwert von der Rechten in die Linke, warf sich nach vorn über den Hals seines Pferds, statt die Lanze mit dem Scimitar abzuwehren. Die Lanze ging eine Handbreit über Afdzas Rücken hinweg. Er hörte Remi wütend aufschreien, während sein Gaul ihn im Galopp an dem Franken vorbeitrug. Er richtete sich auf und zog an den Zügeln, riss sein Pferd mit aller Macht herum. Auch Remi war dabei, sein Ross zu wenden, und Afdza erschrak, welch kurze Strecke der Paladin nur dafür benötigte. Schon legte er die Lanze wieder ein und gab seinem Pferd die Sporen.
    Afdza hob die Wurfaxt in die Höhe, die er beim Vorbeireiten aus Remis Sattelköcher gerissen hatte, und trieb sein Pferd dem herandonnernden Remi entgegen. Er sah, wie Remi sich überrascht aufrichtete und dann unwillkürlich den Kopf senkte, um den leeren Sattelköcher anzustarren.
    Afdza warf die Axt, als Remi nur noch zwanzig Schritte von ihm entfernt war. Der Paladin hatte keine Chance, auszuweichen. Sein eigenes Tempo machte die Aufprallwucht der Waffe nur noch schlimmer. Die Axt spaltete seinen Schädel, und Remi rollte nach hinten aus dem Sattel und überschlug sich auf dem Boden wie eine Gliederpuppe. Sein Pferd donnerte an Afdza vorbei, während sich vor dessen Augen das Bild des lachenden, fröhlichen, leutseligen Remi de Vienne mit dem Anblick vermischte, wie die Axt sein Gesicht in eine blutige Masse verwandelte. Er blickte über die Schulter. Er wusste, dass er nicht anhalten durfte. Er konnte dem gefallenen Gegner nicht die Ehre erweisen, sich vor seinem Leichnam zu verneigen. Er musste so tun, als sei der Tod Remis nichts weiter als eine Nebensache gewesen, die ihn nicht von seinem eigentlichen Ziel, Rolands Schildwall, ablenken konnte. Remi lag auf dem Boden, verrenkt, verdreht, so leblos wie ein Haufen Gewand.
    Afdza konnte es nicht hören, aber er wusste, dass Roland voller Entsetzen brüllte. Er sah, wie der junge Franke seine Position vor dem Schildwall verließ und dorthin rannte, wo Remi gefallen war. Seine Krieger hatten ungläubig die Niederlage eines Paladins mitansehen müssen, und jetzt wurden sie auch noch von ihrem Scharführer im Stich gelassen – während die feindliche Reiterei herangaloppierte, an deren Spitze

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