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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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verwirrte und verzauberte ihn gleichermaßen.
    Dann spürte er ihre Gegenwart hinter sich. Er saß stockstill, weil ihm auf einmal bewusst wurde, dass es dasselbe Gefühl war wie im Traum. Die Person, die er im Traum hinter sich gespürt hatte, war sie gewesen: Arima.
    »Es ist wunderschön«, sagte er nach einer Weile. »Der Morgen ist der herrlichste Teil des Tages.«
    »Das ist nur deshalb so, weil um diese frühe Stunde noch niemand Gelegenheit gehabt hat, den Tag mit irgendeiner Dummheit zu besudeln.«
    Afdza drehte sich um. Arima hatte sich wie er in einen Mantel gewickelt. Die Felsen waren nicht schwer zu erklimmen, und sie waren vom Lager aus gut sichtbar. Er fragte sich, ob dies der Grund war, dass sie heraufgestiegen war und ob ihr Treffen reiner Zufall war – oder ob sie ihn gesehen hatte und ihm gefolgt war. Er wagte jedoch nicht, sie danach zu fragen.
    Schließlich sagte sie leise: »Darf noch jemand hier heraufkommen?«
    Afdza, der erwartete, nun Ganelon de Ponthieu und eine Handvoll seiner Männer begrüßen zu dürfen, nickte mit einer Enttäuschung, die er sich selbst nicht eingestehen wollte. Zu seiner Überraschung kletterten Arimas Magd und der ältere Mann, der sich um ihr Pferd kümmerte, ungeschickt herauf und setzten sich abseits auf den Stein. Arima zögerte, dann ließ sie sich eine Armbreit von Afdza entfernt ebenfalls nieder. Sie gestikulierte zu den beiden Dienstboten.
    »Ihr Männer«, sagte sie, »habt einen Vorteil, der euch gar nicht bewusst ist. Ich wünschte, ich als Frau könnte irgendwo alleine hingehen.«
    »Wir Männer«, sagte Afdza, »würden manchmal lieber mit einer ganz bestimmten Frau als allein irgendwo hingehen.«
    Arima schnaubte. »Wieso bringst du mich dauernd in Verlegenheit?«
    »Verg…«
    »Nein, ich vergebe dir nicht. Außer, du bist einfach mal eine Weile still.«
    Afdza neigte den Kopf. Er lächelte sie an. Nach einer Weile gab sie seinen Blick zurück, warf ihr Haar in den Nacken und starrte dann demonstrativ in die beginnende Morgendämmerung. Als sie nach einer langen Weile vorsichtig wieder in seine Richtung schielte, schenkte er ihr ein breites Grinsen. Sie seufzte resigniert, dann zog sie die Knie an den Leib, schlang die Arme darum, wandte sich ab und beobachtete, wie das Land unter ihnen Gestalt annahm im Werden des neuen Tages. Afdza lächelte weiter; und er wusste, dass sie ebenfalls lächelte.
    UNTERWEGS

    Die Weiterreise nach Patris Brunna war, was die Erfüllung besonderer Wünsche anging, kein großer Erfolg. Weder wurden die Straßen schlechter, so wie Afdza es sich erhofft hatte, damit die Reise sich verlängerte, noch bekam Arima eine Chance, alleine an irgendeinen Ort zu gehen. Ab dem zweiten Tag waren immer ein paar von den Männern Ganelons um sie herum. Dem unbewegten Gesicht des Paladins war nicht anzusehen, ob es nur eine Vorsichtsmaßnahme zu Arimas Schutz bei einem eventuellen Überfall war, oder ob Ganelon gewittert hatte, dass zwischen Arima und Afdza Asdaq eine große Sympathie und Vertrautheit herrschte. Aber selbst wenn – es war nicht auszuschließen, dass der stets wachsame Ganelon mitbekommen hatte, wie Arima in der Morgendämmerung des zweiten Reisetags zu Afdza auf den Felsen geklettert war –, was ging es den Paladin an? Er war ja schließlich nicht als Brautwerber zu Arima gekommen, oder? Aber die Gegenwart der fränkischen Krieger in Arimas Nähe ließ sich nicht übersehen, und was immer den Paladin zu seinem Entschluss gebracht hatte, sie Arima zur Seite zu stellen, er würde seine Anweisung erst widerrufen, wenn ihm selbst danach war. Nicht, dass Arima nicht versucht hätte, Ganelon zu überzeugen, dass die Krieger sie irritierten und abgezogen werden mussten!
    Sie kamen zügig voran. Arima war Anstrengungen gewöhnt und hielt mit den Kriegern mit, und die maurische Delegation zeigte auch keinerlei Schwäche. Wenn es Arima möglich gewesen wäre, mit Afdza Asdaq zu sprechen, hätten sie sich über eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den Franken und den Mauren unterhalten können – beide Völker waren viel zäher, als es nach außen den Anschein hatte. War es bei den Franken ihre Stämmigkeit, derentwegen man sie zu unterschätzen neigte, so war es bei den Mauren die Pracht ihres Auftretens. Die Stoffe schimmerten, die Waffen blitzten, Schwertknäufe waren mit Juwelen besetzt, goldene Ortbänder hielten feinste Lederbezüge an den Spitzen der Schwertscheiden fest, an den Handgelenken glitzerten Armreife, und die

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