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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Hilflos gestikulierte sie hinter sich. »Hast du eben … äh … mitbekommen, dass ich …?«
    »Willst du mir den Grund für deinen Kummer verraten, Herrin?«
    Arimas erster Gedanke war: Niemals! Die maurische Delegation durfte nicht erfahren, dass es einen Konflikt auf fränkischer Seite gab. Diplomaten neigten dazu, jede Uneinigkeit auf der anderen Seite sofort für sich auszunutzen. Andererseits war Arimas Wutanfall wahrscheinlich im halben Lager zu hören gewesen. Und noch während sie dies überdachte, hatte sie schon damit begonnen, Afdza ihr Herz auszuschütten. Sie hörte sich selbst mit Erstaunen dabei zu.
    »Am Morgen nach eurer Ankunft nahm mich Ganelon de Ponthieu beiseite und eröffnete mir, dass ich zu König Karl nach Patris Brunna reisen müsse! Es sei eine Anweisung vom König persönlich! Er wünsche meine Gegenwart auf der Reichsversammlung. Und ich hätte genau einen Tag und eine Nacht, um meine Reisevorbereitungen zu treffen! Und das war alles. Mehr geruhte er mir nicht mitzuteilen! Keine zwanzig Worte dafür, dass ich meine Heimat für Monate verlassen muss.«
    »Du fühlst dich gedemütigt?«
    »Karl ist der König aller Franken. Seine Anweisung zu befolgen, ist nie eine Demütigung. Außerdem bin ich sein Mündel. Ich bin ihm zur Treue verpflichtet, und ich leiste sie gerne. Und Ganelon ist einer der Paladine. Einer wie er bräuchte nicht einmal den Wunsch des Königs dahinter, um Anweisungen zu geben.«
    »Dann fürchtest du um die Sicherheit von Roncevaux?«
    »Nein, auch das nicht. Meine Krieger sind gut in der Lage, die Burg auch ohne meine Anwesenheit zu verteidigen. Außerdem hat Ganelon eine Handvoll Männer, die er aus Patris Brunna mitgebracht hat, vorerst in Roncevaux zurückgelassen. Krieger, die ein Paladin als Begleitung aussucht, sind so viel wert wie drei normale Soldaten zusammen.«
    »Und warum dann die ganze Wut, Herrin?«
    »Weil …«, begann Arima, mühsam nach den richtigen Worten suchend, doch dann brach es plötzlich aus ihr hervor. »Natürlich bin ich verärgert, dass Karl mich so überstürzt zu sich rufen lässt, auch wenn er mir wie ein zweiter Vater ist.« Sie ballte die Fäuste. »Und selbstverständlich fürchte ich um Roncevaux. Und …«
    »… und nicht zuletzt bist du aufgebracht, weil Ganelon dir nicht gesagt hat, warum Karl dich nach Patris Brunna ruft.«
    Arima musterte Afdza misstrauisch. »Woher weißt du das?«
    »Du sagtest selbst: ›Mehr geruhte er mir nicht mitzuteilen‹ …«
    »Richtig«, stieß Arima hervor. »Ich weiß nicht einmal, was in Patris Brunna auf mich wartet. Dabei bin ich mir sicher, dass Ganelon die Hintergründe kennt. Er will sie mir nur nicht verraten. Was soll diese Geheimnistuerei? Wenn es etwas mit der strategischen Lage von Roncevaux zu tun hat, dann sollte die Herrin von Roncevaux doch die Erste sein, die davon erfährt! Aber Ganelon schweigt wie ein Stein. Ich kann nicht mal ahnen, ob er überhaupt damit einverstanden ist, dass ich Teil seiner Reisegruppe bin.«
    Afdza zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es auch nicht, Herrin.« Er nahm ihr den leeren Becher ab und stellte ihn sanft auf das Tablett. »Ich weiß nur, dass ich wünschte, die Straßen im Frankenreich wären nicht in so gutem Zustand, denn dann würde die Reise länger dauern.«
    Erneut wusste Arima nicht, was sie sagen sollte. Afdza verneigte sich und ging.
    Arima kehrte in ihr Zelt zurück, wo außer dem Geruch nach dem verschütteten Lampenöl nichts mehr an ihren Zornesausbruch erinnerte. Aus ihrem Herzen war der Zorn verschwunden. Stattdessen war da auf einmal der Wunsch, sie hätte die richtigen Worte gefunden, Afdza Asdaq mitzuteilen, dass auch sie auf eine längere Reisedauer zu hoffen begann.

    Er stolperte über die Ebene. Es war immer eine Ebene, dürres gelbes Gras bedeckte sie und wiegte sich dort, wo es nicht niedergetrampelt war, im Wind. Der Himmel darüber war blau, ein kaltes, unendliches Blau. Unter einem Himmel wie diesem konnte man erfrieren, während einen gleichzeitig die Sonnenstrahlen verbrannten. Ein Stück davon schien auf die Erde gefallen zu sein, aber es war nur ein stiller Tümpel, der den Himmel widerspiegelte. Überall war Blut, es sah schwarz aus unter dem blauen Himmel und im grellen Sonnenlicht. Die reglosen Bündel, die die Ebene bedeckten, waren Tote. Der Wind zerrte an zerfetzten Wimpeln und blutverschmierten Haarsträhnen und verwehte die Staubwolke, die die Reiter am Horizont aufwirbelten. Die Reiter

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