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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Finger waren mit Ringen geschmückt. Es grenzte an ein Wunder, dass die Krieger nicht bei jedem Schritt schepperten. Jeden Morgen, wenn sie sich in die Sättel schwangen, waren ihre Wangen rasiert, ihre Bärte gestutzt und ihre Fingernägel gesäubert. Afdza machte in dieser Hinsicht keine Ausnahme.
    Ganelon und die Franken konnten, was das betraf, nicht mithalten, auch wenn zumindest Ganelon, wie Arima amüsiert bemerkte, im Lauf der Reise an Prächtigkeit zulegte. Zuerst hatte er beinahe täglich eine neue Tunika aus einer der Taschen gezogen, die sein Packpferd trug, bis er mit einer farngrünen, an den Säumen mit goldenen Stickereien verzierten Biaude den Höhepunkt seiner kleidungstechnischen Pracht erreicht hatte. Dann trug er statt der eisernen plötzlich eine goldene Fibel, die seinen Mantel über der rechten Schulter zusammenhielt, und die mit blauen Halbedelsteinen besetzte Spange, die wenig später sein linkes Handgelenk umschloss, trug maurisch wirkende Verzierungen – er musste sie einem der Mauren abgekauft haben. Dennoch sah er neben den maurischen Delegierten weiterhin aus wie ein Knecht und die übrigen Frankenkrieger wie eine Bande Halsabschneider. Arima begann sich zu fragen, wie Karl, der bei öffentlichen Auftritten viel Energie darauf verwendete, sich so prächtig wie möglich herauszuputzen, auf die Mauren reagieren würde.
    Arima hatte nicht übertrieben, als sie Afdza von der Qualität des fränkischen Straßenbaus berichtet hatte. Gewiss, hier im ehemaligen Gallien, dem Land zwischen dem Pirenéus-Gebirge und dem Rhein, hatten die fränkischen Herrscher einfach das Straßennetz der Römer übernehmen können, die für die Ewigkeit gebaut hatten. Östlich des Rheins würde sich die Reise etwas verlangsamen, weil sie den Umwegen würden folgen müssen, die der Hellweg beschrieb – die Nebenstraßen dort waren nicht mehr als Pfade, während hier, westlich des Rheins, selbst manche Querverbindung zwischen zwei Burgen noch gepflastert war. Selbst die Brücken waren in gutem Zustand, und wo nicht, hatte man mit fränkischem Pragmatismus Holzbohlen über die Lücken gezimmert, wenn Kriegshandlungen oder Hochwasser Brückenabschnitte zum Einsturz gebracht hatten.
    Von wenigen Ausnahmen abgesehen, nächtigten sie in den offiziellen Wegstationen – zuweilen eigens für Reisende gebaute Herbergen –, in denen Ganelon jedes Mal hektische Betriebsamkeit hervorrief, wenn er seine Tractoria hervorzog. Erstaunlicherweise waren stets genügend Vorräte vorhanden. Arima ging erst nach einer Weile auf, dass der umsichtige Ganelon bereits auf dem Herweg die Burgherren, Äbte und Wirte vorgewarnt hatte. Die Mauren waren sichtbar beeindruckt und entspannten sich immer mehr. Schon nach wenigen Tagen gingen sie dazu über, die nasebohrend und mit offenen Mündern am Wegesrand gaffenden Kinder mit Muscheln, geschliffenen Steinchen und anderem Tand zu beschenken, anstatt wie zuvor finster zurückzustarren.
    Erst in der Umgebung von Reims wurde das Land etwas weniger zivilisiert; die Wälder rückten an die Straße heran und umschlossen sie zum Teil auf mehrere Meilen Länge. In diesen Wegabschnitten schwärmten Ganelons Krieger aus, um den vorausliegenden Wegabschnitt zu sichern. Afdza übernahm nach kurzer Beratung mit Ganelon mit einer Handvoll maurischer Krieger einen Teil der Sicherungspflicht. Es gab Arima ein warmes Gefühl, wenn sie sah, wie die Krieger in Abständen von ihren Erkundungen zurückkehrten, die Mauren Seite an Seite mit den Franken, wie sie miteinander scherzten, sich Getränke anboten, sich gegenseitig mit der Qualität ihrer Waffen zu imponieren versuchten und gelegentlich Schmuckstücke tauschten. Noch wärmer wurde ihr, wenn Afdza ihr zulächelte, aber seit Ganelon den Kordon von Frankenkriegern um Arima herumgezogen hatte, hatte er keinen Versuch mehr unternommen, ihr nahe zu kommen.
    Bis auf die eine Gelegenheit, als eine von Arimas Truhen von einem Packtier gefallen war und ihr Inhalt sich über die Straße verstreut hatte. Afdza war sofort vom Pferd gesprungen und hatte Arima, die es selbsverständlich fand, ihrer Zofe beizuspringen, geholfen, ihre Kleider, Hemden und Mäntel zusammenzuraffen und zurück in die Truhe zu legen. Ihre Hände hatten sich ein paar Mal berührt. Arima glaubte, die Berührung immer noch zu spüren, wenn sie abends langsam in den Schlaf glitt.
    Zu keiner Zeit gab es Belästigungen oder gar einen Überfall durch Straßenräuber, und die einzigen wilden

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