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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Armmuskeln zu beben begannen. Er zögerte. Eine kleine Lache mitten auf der Straße war seine gedachte Linie. Wenn Dado sie überschritt … Die Pfeilspitze wanderte mit dem näherkommenden Reiter mit, und Roland hob den Bogen unmerklich an. Das Pferd war wertvoll, und es konnte nichts dafür. Der Pfeil zielte jetzt auf Dado. Gleich würde er die Linie erreichen. Roland war wieder eingefallen, wer Dado war; er hatte schon mit ihm zusammen gejagt, getrunken und halb amüsiert, halb neidisch mitbekommen, wie der Krieger versucht hatte, der Tochter eines von König Karls Verwaltungsbeamten den Hof zu machen (neidisch deshalb, weil das Mädchen Dado genauso angeschmachtet hatte wie er sie). Halt an, Dado, beschwor er in Gedanken den Reiter, wenn es ein Scherz ist, dann ist er gleich nicht mehr lustig!
    Das Wasser in der kleinen Lache spritzte auf, als das Pferd hindurchstürmte. Die Sehne schlug gegen Rolands Unterarm und schürfte die Haut auf; der Bogen knallte, und der Pfeil traf Dado in die Schulter. Die Aufschlagwucht ließ den Krieger hochfahren, aber er fiel nicht aus dem Sattel und ließ auch die Lanze nicht los, die jetzt wieder senkrecht nach oben schaute. Dado starrte zu ihnen herüber, als wäre er empört über den Pfeilschuss, doch er galoppierte weiter. Ein paar der Männer auf dem Wehrgang fluchten und machten Zeichen zur Abwehr von bösen Geistern. Roland, ungläubig, aber nicht starr vor Erstaunen, riss Puvis einen zweiten Pfeil aus der Hand. Das Geschoss traf Dado in die Brust und brachte das Pferd ins Stolpern. Noch immer ritt der Krieger weiter, zwei Pfeile tief im Leib. Vom Tor trennten ihn noch fünfzig Schritte.
    »Macht das Tor zu!«, schrie Remi, der wie alle anderen zu spät erkannte, dass niemand daran gedacht hatte, es zu schließen. Er sprang vom Wehrgang in den Burghof hinunter, rollte sich über die Schulter ab und war schon auf dem Weg zu den beiden Torflügeln. Die Torwächter nahmen die Leiter. Keiner von ihnen würde es schaffen, das Tor zu schließen. Roland schnappte sich einen dritten Pfeil, lehnte sich weit über die Brustwehr und schoss, als Dado unter ihm hindurchdonnerte. Er hörte den metallischen Ton, mit dem der Pfeil den Helm des Kriegers durchschlug. Als das Pferd in den Burghof stürmte, hatte er den Bogen bereits Puvis zugeworfen und war wie Remi vom Wehrgang zum Boden hinuntergesprungen. Dado, mit drei Pfeilen im Körper eine groteske Gestalt, die immer noch die Lanze umklammert hielt, wippte auf dem wie rasend gewordenen Pferd auf und ab. Roland riss einen der Speere, die in Bündeln neben dem Tor lehnten, an sich und schleuderte ihn. Der Speer traf Dado in den Rücken und fuhr halb durch ihn hindurch. Das Pferd rutschte mit den Hinterbeinen über das regennasse Gras, keilte aus, machte kehrt und rannte dann plötzlich auf Roland zu. Dado saß aufrecht im Sattel, mit einem Gesichtsausdruck, als ginge ihn das alles nichts an. Der Pfeil, der seinen Schädel durchschlagen hatte, ragte unten beim Kinn wieder heraus, die vordere Hälfte des Speers wippte vor seiner Brust, die beiden anderen Pfeile staken in ihm wie bizarre Kriegszeichen. Als das Pferd Roland beinahe überrannte, wich er zur Seite und griff nach den Zügeln. Remi war neben ihm und packte ebenfalls mit zu. Das panische Tier schleifte die beiden Krieger ein paar Mannslängen mit, bis es direkt unter dem Tordurchgang endlich zum Stehen kam. Flocken lösten sich von seinem Maul, es schnaubte und zitterte. Von allen Seiten rannten Menschen heran.
    Roland richtete sich auf und starrte nach oben.
    »Es ist doch Dado«, hörte er Remi sagen. »Mausetot.«
    »Bei so vielen Treffern kein Wunder«, sagte Puvis, der seinen Wert als Krieger bewiesen hatte, indem er mit seinem Bogen nach draußen gestürmt war und sich auf dem Weg aufgestellt hatte, um eventuelle weitere Angreifer aus den Sätteln zu schießen.
    Roland schüttelte den Kopf. Er wies auf eine Fleischwunde in der Flanke des Pferds und dann auf Dados in den Steigbügeln festgebundene Füße, auf die Bruchstücke einer Lanze, die links und rechts an seinem Körper befestigt waren wie zwei Schienen und verhinderten, dass er in sich zusammensackte, auf die Lederbänder, die seine rechte Hand an seine Lanze fesselten.
    Puvis’ Augen wurden groß.
    »Jemand hat aus der Deckung heraus wahrscheinlich mit einer Schleuder auf das Pferd geschossen«, sagte Roland. »Das hat es dazu veranlasst, loszurennen. Dado konnte ihm keinen Befehl mehr erteilen. Dado war schon

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