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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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rechtsstaatlichen Verfahrensregeln mehrmals angepasst worden, und die Wahrheit ist, ich habe keine Ahnung, was in den neuen Bestimmungen steht. Was ist in der Aktenmappe, die Chief Ordler gerade in den Händen gehalten hat – was für Maßnahmen haben sie noch beschlossen, außer der Einstellung strafrechtlicher Ermittlungen auf der Ebene des gehobenen Polizeidiensts?
    Tief im Innern habe ich mich der Frage, was mit dem mutmaßlichen Mörder geschehen wird, nachdem ich ihn hergebracht habe, nie gestellt. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe wohl nicht geglaubt, dass ich jemals hier stehen würde.
    Aber jetzt … ich meine, welche Möglichkeiten bleiben mir? Das ist die Frage.
    Ich sehe Erik Littlejohn an, er sieht mich an, und dann sage ich: »Tut mir leid«, und übergebe ihn.

EPILOG
    Montag, 11. April
    Rektaszension 19 27 43,9
    Deklination 35 32 16
    Elongation 92,4
    Delta 2,705 AE

Mit einem Zehngangrad fahre ich die sonnenüberfluteten Bürgersteige von New Castle, New Hampshire, entlang und suche die Salamander Lane. Die Sonne schlüpft hin und wieder in eine lückenhafte Wolkendecke, der Wind ist warm und freundlich und riecht nach Salz, und ich denke, was soll’s, biege rechts ab und fahre im Freilauf eine Seitenstraße zum Wasser hinunter.
    New Castle ist eine bezaubernde kleine Sommerstadt außerhalb der Saison: die mit Ketten verschlossenen Andenkenläden, die Eisdiele, die Post, die historische Gesellschaft. Es gibt sogar einen Bohlenweg, der einen knappen halben Kilometer weit am Strand entlangführt, und draußen in den Dünen sind eine Handvoll fröhlicher Strandspaziergänger unterwegs. Ein älteres Paar, Hand in Hand, eine Mutter und ihr Sohn, die sich einen Football zuwerfen, ein Teenager, der mit einem Sprint einen klobigen Kastendrachen zum Fliegen zu bringen versucht.
    Vom anderen Ende des Strandes führt ein Weg zum Marktplatz, wo ein hübscher, mit Wimpeln und amerikanischen Fahnen geschmückter Pavillon aus dunklem Holz steht, umgeben von grünem Rasen. Offenbar hat am gestrigen Abend ein Fest stattgefunden, und für diesen Abend ist offenbar ein weiteres geplant. Gerade schlendern ein paar Einheimische auf den Platz, packen Blasinstrumente aus, plaudern miteinander, schütteln sich die Hände. Ich kette mein Zehngangrad bei einem überquellenden, von Papiertellern umgebenen Müllcontainer an; ungegessene Kekse ziehen glückliche Ameisenstraßen an.
    Auch in Concord hat es gestern Abend einen Umzug gegeben, sogar mit einem Feuerwerk, abgeschossen von einem Frachtkahn auf dem Merrimack aus, majestätische Explosionen und Lichtergefunkel um die goldene Kuppel des Kapitols herum. Wir wissen jetzt, dass Maia in Indonesien herunterkommen wird. Sie können oder wollen sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit auf einen Einschlagsort festlegen, aber die nähere Umgebung ist der indonesische Archipel, ein kleines Stück östlich des Golfs von Boni. Pakistan, dessen Ostgrenze nur viertausend Kilometer vom Einschlagsort entfernt ist, hat erneut angekündigt, den Felsbrocken vom Himmel zu sprengen, und die Vereinigten Staaten haben erneut Einwände dagegen erhoben.
    In Amerika indessen Umzüge, Feuerwerk und Feste, überall im Land. Und in einem Einkaufszentrum in einem Vorort von Dallas Plünderungen, gefolgt von Schüssen, die in Krawalle mündeten; sechs Tote. Ein ähnlicher Vorfall in Jacksonville, Florida, ein weiterer in Richmond, I ndiana. Neunzehn Tote bei einem Baumarkt in Green Ba y, Wisconsin.
    Four Salamander Lane sieht nicht wie die Zentrale eines Instituts aus, welcher Art auch immer. Es ist ein kleines Einfamilienhaus im Cape-Cod-Stil, altes Holz, pastellblau gestrichen, nah genug am Wasser, dass ich auf der Vordertreppe die salzige Brise riechen kann.
    »Guten Morgen, Ma’am«, sage ich zu der steinalten Frau, die auf mein Klopfen öffnet. »Ich bin Detective Henry Palace.« Aber das stimmt nicht. »Verzeihung, ich bin Henry Palace. Ist dies das Open Vista Institute?«
    Die alte Frau dreht sich schweigend um und geht ins Haus hinein, und ich folge ihr und erzähle ihr, was ich will, und endlich macht sie den Mund auf.
    »Er war ein komischer Vogel, nicht?«, sagt sie über Peter Zell. Ihre Stimme ist verblüffend kräftig und klar.
    »Ehrlich gesagt, ich bin ihm nie begegnet.«
    »Nun, er war einer.«
    »Okay.«
    Ich dachte mir einfach, es könnte nicht schaden, ein wenig mehr über diese Akte herauszufinden, diese letzte Anspruchsprüfung, die mein Versicherungsmensch vor seinem Tod

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