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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bevorstehenden Umwälzungen in Magellangraben und Schlund – entkommen zu können, so gaben sie sich Illusionen hin. Der Konnektor über Bluestone befand sich längst unter der Kontrolle des Enduriums, und er bot die einzige Möglichkeit, das Inskeep-System zu verlassen.
    Es sei denn, man verfügt über einen Changer der Ayunn, dachte Xavius. Oder über ein mobiles Portal.
    Aber das einzige mobile Portal befand sich jetzt unter der Kontrolle des Enduriums, und was den Changer der Ayunn betraf: Bestimmt gab es inzwischen überall im Inskeep-System Sonden, die mit hochempfindlichen Sensoren nach verräterischen Karsow-Emissionen suchten, nach Hinweisen auf Transitfalten, in denen sich solche Ayunn-Schiffe manchmal versteckten. Hinzu kamen Modulationsdetektoren zur Vektormessung – Minerva durfte keine Hilfe von seinen nichtmenschlichen Verbündeten erwarten.
    »Der Irdische Frieden endet hier«, sagte Xavius leise und fügte in Gedanken hinzu: Und wenn er nicht mehr existiert, was ist dann mit meinen Sondervollmachten, die sich auf seine Bestimmungen beziehen?
    »Nicht einmal für uns wird eine Ausnahme gemacht?«, sagte Vandover enttäuscht, als sie den Konsulatsschweber auf der Landeterrasse erreichten und ein Gardist vergeblich versuchte, die Antigravitationssysteme zu aktivieren. Mehrere militärische Servitoren flogen über sie hinweg, und Jarqez Vandover duckte sich unwillkürlich. »Es bedeutet, dass wir durch die Stadt müssen. Ich hasse die Stadt!«
    Als sie die Stufen hinuntergingen, umgeben von den Gardisten, die ihre Waffen schussbereit in der Hand hielten und einen Sicherheitskordon bildeten, sagte Xavius: »Dies könnte für das Endurium sehr gefährlich werden.«
    Vandover schnaubte und warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Chronist. Diese … Primitiven sind ein Kinderspiel für unsere Streitkräfte. Sehen Sie nur! Sehen Sie sich um, Xavis Xavius! Unsere Soldaten stoßen hier praktisch nirgends auf Widerstand, und dies ist die Hauptstadt . In den anderen Städten von Bluestone sieht es ähnlich aus, wie ich gerade höre.« Er hob die Hand zum Komm-Modul an seinem Ohr, mit dem er Nachrichten über privilegierte diplomatische Kanäle empfing. »Um ganz ehrlich zu sein, mein lieber Xavius, ich habe den Irdischen Frieden immer für Unsinn gehalten. Für ein historisches Relikt. Veraltet und überholt. Die Streitkräfte hätten schon vor Jahrhunderten darangehen sollen, diesem Spuk ein Ende zu bereiten und die Menschheit endlich wieder zu einen. Gepriesen sei Er, Ruhm und Ehre dem Regenten.« Vandover lächelte. »Nehmen Sie das ruhig in Ihren Bericht auf, Chronist. Ja, ich bitte Sie darum. Dies sind die Worte des ersten Protektors von Bluestone: Gepriesen sei der Große Avedis für Seine weise Entscheidung, die Splitter der Menschheit ins Endurium zurückzuführen.«
    Dumme Rhetorik, dachte Xavius, obwohl er lächelte und nickte. Die Worte eines aufgeblasenen Egomanen, der Glanz und Gloria in Reichweite sah. Aber wichtiger war, was die Worte verrieten. Jarqez Vandover wusste nichts vom endgültigen Tod des Regenten. Wahrscheinlich wusste er auch nichts von der Ermordung eines gewissen Eugene V Salyard und den angeblichen Beweisen, die ihn, Xavius, als Mörder identifizierten. Wenn er darüber informiert war, spielte er die Rolle des Unwissenden mit meisterlicher Perfektion, und das traute ihm Xavius nicht zu.
    »Die Übernahme von Magellangraben und Schlund bindet einen großen Teil der Streitkräfte«, sagte Xavius. »Das Endurium könnte in große Bedrängnis geraten, wenn die Ayunn ausgerechnet jetzt mit ihrer dritten Inkursion beginnen.«
    Vandover wischte die Worte beiseite. »Ich bin sicher, dass der Große Avedis an alles gedacht hat. Die Morti haben einen besseren Überblick. Sie beherrschen das Situationskalkül mit einer Präzision, die wir Vivi uns nicht einmal vorstellen können. Wir haben gelernt, den Morti zu vertrauen, Chronist. Wir wissen, dass wir bei ihnen in guten Händen sind, seit zweitausend Jahren. Diese Leute hier werden es ebenfalls lernen.«
    Nur einige wenige Rauchwolken hingen über Klisski, der Hauptstadt von Bluestone, und für eine Welt, die gerade erobert wurde, blieb der Himmel erstaunlich leer. Auf den Terrassen und in den Straßen der Stadt herrschte bunter, chaotischer Aufruhr, und gelegentlich blitzten Entladungen von Pulsern oder knallten Projektilwaffen. Aber im Großen und Ganzen erfolgte der Machtwechsel mit einer

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