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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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immer gefallen, Xavius. Wir warten darauf, dass Sie ganz zurückkehren.«
    »Sie meinen, die Kommission wartet darauf.«
    »Die auch.« Marta lächelte, aber ihre Augen blickten seltsam kühl. »Wir helfen Ihnen, Xavius. Haben Sie Vertrauen.«
    Das war ein seltsames Wort, hier, in dieser Umgebung. Es passte – noch – nicht zum Park, der ebenfalls zu warten schien.
    »Vielleicht brauche ich mehr Medizin«, sagte er.
    30
    Chaos herrschte in der Permanenten Konferenz von Bluestone.
    Xavius saß in einer der hochrangigen Besuchern vorbehaltenen Logen, begleitet von zwei medizinischen Assistenten, die ihm die Diplomatische Vertretung des Enduriums zur Verfügung gestellt hatte. Die Rede des Generalkonsuls Jarqez V Vandovers war gerade zu Ende gegangen – eine Rede, die Bluestone, das Zentrum der Splitter-Welten des Magellangrabens, zum Protektorat des Enduriums erklärt hatte –, und Hunderte von protestierenden Stimmen erklangen im ständig tagenden Parlament. Der Vorsitzende auf dem Podium an der gewölbten Wand schlug mit einem Signalgeber auf den Tisch, doch die Abgeordneten schenkten den hupenden Tönen ebenso wenig Beachtung wie den zur Ordnung rufenden Lichtblitzen und stärker werdenden Vibrationen, die selbst Xavius in der Besucherloge, fast zwanzig Meter über dem Boden des Parlaments, zu spüren bekam. Datenfolien wurden in die Luft geworfen, Männer und Frauen sprangen erzürnt auf und schüttelten die Fäuste, Bedienstete bemühten sich vergeblich, die Ordnung wiederherzustellen.
    Dies war nur der Anfang, wusste Xavius. Die Wogen des Zorns würden sich auf ganz Bluestone ausbreiten, auch die anderen Inselstädte des Planeten erreichen und anschließend zu den übrigen Splitter-Welten schwappen. Hier fand kein Angriff statt wie bei Pellegren, obwohl ebenfalls Schiffe der Streitkräfte aus dem Konnektor gekommen und in die Umlaufbahn geschwenkt waren. Hier sollte eine schlichte Erklärung vollbringen, was anderenorts Waffen verlangten: Unterwerfung.
    Das Endurium schickte sich an, die eigenen Vorstellungen von einer Wiedervereinigung der Menschheit zu verwirklichen, und Xavius nahm die jüngsten Vorgänge mit tiefer Zufriedenheit zur Kenntnis. Seiner Meinung nach hätte die Faust des Regenten schon vor vielen Jahren eingreifen sollen, nach den ersten schändlichen Aktionen der Minerva-Aktivisten, etwa nach dem Janka-Zwischenfall, als eine groß angelegte Sabotage von Konnektoren und Kommunikationsknotenpunkten einen Angriff der Ayunn auf drei Peripherie-Sonnensysteme ermöglicht hatte. General Izzad hatte bei jener Gelegenheit seinen ersten großen Sieg errungen, erinnerte sich Xavius, aber unter hohen Verlusten.
    Ja, die Maßnahme war zweifellos richtig und den Umständen angemessen – immerhin drohte eine dritte Inkursion –, aber sie erfüllte Xavius auch mit Unruhe, und nicht nur deshalb, weil der große Avedis beabsichtigt hatte, die einzelnen Gruppen der Menschheit friedlich zusammenzuführen. Die Ereignisse in jüngster Vergangenheit, die großen wie die kleinen … Es gab Verknüpfungen zwischen ihnen, einen Zusammenhang, mit dem er sich verbunden fühlte.
    »Wie fanden Sie meine Rede? Haben Sie alles aufgezeichnet?«
    Dort stand er, der Generalkonsul Jarqez Vandover, Vivus von Tibetian, ohne dass sich Xavius daran erinnerte, wie er hereingekommen war: ein Mann um die vierzig, ehrgeizig – oh ja, der Ehrgeiz leuchtete im wachen Blick seiner graublauen Augen – und voller Eifer. Aber Xavius argwöhnte, dass es ein Eifer war, der vor allem die eigene Person im Blick hatte und erst in zweiter Linie das Endurium. Vandover ließ keinen Zweifel daran, dass er angesichts der neuesten Entwicklungen seine große Chance gekommen sah.
    Xavius musterte diesen Mann, der die letzten fünf Jahre auf Bluestone verbracht hatte. Seine Kleidung ähnelte der Uniform eines Oberkommandierenden der Streitkräfte, was sicher kein Zufall war, und ein vager gelbweißer Halo umgab den haarlosen Kopf mit den tief in den Höhlen liegenden Augen: eine Wolke aus externen Mikromaschinen, die darauf hinwies, dass der Konsul über einen besonders teuren und leistungsfähigen Schwarm verfügte.
    »Sie haben die richtigen Worte gefunden«, sagte Xavius. »Mit dieser Reaktion war zu rechnen. Und ja, mein Chronass hat sie aufgezeichnet.«
    Das nahm Xavius zumindest an. Seit der Reaktivierung der Mikromaschinen fühlte er die Präsenz des Chronistenassistenten, aber der Chronass hielt sich im Hintergrund. Xavius nahm an, dass er

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