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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ducken uns dahinter, denn allein, ohne Ihren Schutz, könnten wir den Ayunn nicht widerstehen. So steht es auch in der Gründungscharta des Enduriums, wenn ich mich nicht irre.«
    »Sie irren sich nicht, Hektor Rogge«, erwiderte der Regent ruhig.
    »Und so haben es unsere Vorfahren vor zweitausend Jahren vereinbart, als sie in der Asche der Erde standen und den Irdischen Frieden unterschrieben.« Rogge zögerte kurz. »Wir können uns auch deshalb nicht gegen die Ayunn verteidigen, weil Sie uns militärische Technik vorenthalten und noch immer nicht bereit sind, Ihre Geheimnisse mit uns zu teilen.«
    »Es ist unsere Aufgabe«, sagte Quiron mit einer Stimme wie splitterndes Glas. Die alten Tätowierungen in seinem toten Gesicht schienen zu neuem Leben zu erwachen. Xavius hätte schwören können, dass sich einige Linien bewegten wie Schlangen. Oder wie Würmer. »Es ist unser Ruhm. Zwei Inkursionen haben wir abgewehrt.«
    Die rechte Hand des Regenten bewegte sich, und sofort schwieg der Vorsitzende des Gremiums und neigte kurz den Kopf.
    »Der Irdische Frieden hat uns den Auftrag erteilt, die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren«, sagte Avedo Avedis. »Und … sie wieder zu vereinen. Vielleicht ist es an der Zeit, aus den Splittern wieder ein Ganzes zu machen.«
    Xavius beobachtete, wie die Menschen auf der anderen Seite des Tisches – Rogge, Denslow und die anderen – erstaunte Blick wechselten. Sein Schwarm deutete erneut ihre Körpersprache, erkannte Hinweise von Besorgnis und sogar Furcht, vor allem bei Denslow, der möglicherweise glaubte, seine aggressive Rolle übertrieben zu haben. Fürchtet er einen bevorstehenden Versuch des Enduriums, die kleinen Mächte im und jenseits des Magellangrabens zu übernehmen?, fragte sich Xavius. Aber was sollten wir mit ihnen anfangen? Sie haben nichts, das für uns von Interesse wäre. Ganz im Gegenteil. Sie sind all das, was wir seit vielen Jahrhunderten verabscheuen.
    Einige Sekunden herrschte Stille, in ihr ein leises Summen, das von der Zerberus stammte und lauter zu werden schien, je länger die im Konferenzzimmer versammelten Personen schwiegen.
    »Bei allem Respekt, SEE«, sagte Quiron und wandte sich dem Regenten zu. »Das Endurium ist kein Splitter. Wir sind die Bastion der Menschheit. Wir …«
    Avedo M Avedis, seit fast sechshundert Jahren Regent des Enduriums, stand auf. Er war nicht besonders groß, aber Xavius hatte dennoch den Eindruck, dass er alle anderen überragte.
    »Wir sind gestorben, um das Überleben zu sichern«, sagte er mit einer Stimme, die im Tisch vor Xavius zu vibrieren schien, im Sessel, der seinen Körper aufgenommen hatte, im Boden unter seinen Füßen. »Unser Tod ist es, der das Leben schützt. Aber vielleicht …« Der Hauch eines Lächelns lag auf den Lippen des Regenten. »Vielleicht nähern wir uns dem Ende des Weges, den wir seit zweitausend Jahren beschreiten. Er teilt sich vor uns in zwei Richtungen, und wir müssen wählen.«
    Was sind das für Worte?, dachte Xavius verwundert. Welcher Plan verbirgt sich dahinter? Es muss sich ein Plan hinter ihnen verbergen, denn sie können nicht so gemeint sein, wie sie klingen.
    Rogge stand noch, aber er schien plötzlich Mühe zu haben, sich auf den Beinen zu halten – mit beiden Händen stützte er sich am Tisch ab.
    »Exzellenz … Unterbreiten Sie uns einen Vorschlag? Haben Sie uns deshalb hierhergebeten, nach Magrew, Hunderte Lichtjahre von Ihren und von unseren Welten entfernt?«
    War es Hoffnung, die Xavius da in seiner Stimme hörte? Und was erhoffte er sich? Schwäche des Enduriums, und schlimmer noch: Schwäche ihres Regenten? Glaubten sie im Ernst, das Chaos der Splitter-Welten ins Endurium tragen zu können?
    »Ich habe Sie hierhergebeten«, sagte Avedis der Große, »weil wir alle Menschen sind und weil …«
    » Sie sind es nicht!«, rief der Orioner Denslow. Die Orden auf seiner Brust klirrten. »Sie sind tot! «
    3
    General Izzad zischte etwas, doch das war seine einzige Reaktion – er blieb unbewegt wie eine Statue, zeigte die Art von Reglosigkeit, zu der nur Morti fähig waren. Von den beiden Adjutanten kam ein dumpfes Knurren, und Xavius’ Schwarm bemerkte eine höhere Aktivität ihrer militärischen Mikromaschinen – vielleicht hatten sie ihre Schwärme in Gefechtsbereitschaft versetzt. Weiter oben am Tisch saß die einzige Person, die sich in diesen Sekunden stiller Starre bewegte: Quintus M Quiron beugte sich langsam vor, und sein Blick durchbohrte Denslow auf

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