Der letzte Regent: Roman (German Edition)
stellte Xavius fest, hielt den Kopf hoch erhoben, fast wie jemand, der dem Regenten ebenbürtig war. Ein stolzer Mann, dieser General, und jemand, der sich seinen Stolz in vielen Kämpfen verdient hatte. Ruhm und Ehre auch ihm, dachte Xavius, und die Schwarmmaschinen, die den Assistenten bildeten, nahmen diese Worte und formten daraus den Kern einer Lobeshymne, die sie dem Bericht hinzufügten, der Teil einer epischen Biografie werden sollte.
»Ich bin sicher, dass wir bei Ihnen in guten Händen sind, General. Ich verlasse mich auf Sie.«
»Immer zu Diensten, SEE.«
»Und Ihr Begleiter dort … Es ist Xavis V Xavius, nicht wahr?«
Der Chronist erstarrte. Konnte er seinen Ohren trauen? War es wirklich möglich, dass der Regent seinen Namen genannt hatte? Sein Schwarm bestätigte es, und doch war es unglaublich.
General Izzad nickte. »Ja, das ist er, SEE. Er begleitet uns seit vier Jahren und arbeitet im Auftrag des Verteidigungsrats an meiner Biografie.«
»Was hoffentlich nicht bedeutet, dass Sie bald von uns gehen wollen, General.«
Von den beiden Adjutanten und selbst von Quintus Quiron kamen Geräusche, die vielleicht ein höfliches Lachen waren, und Xavius zweifelte allmählich an seinem Verstand. Humor? Bei einem sechshundert Jahre alten Geschöpf, das den größten Teil dieser Zeit als Toter verbracht hatte? Konnte der Regent, Avedis der Große, witzig sein? Es war eine Frage, die sich Xavis Xavius nie zuvor gestellt hatte.
»Ich bin fest entschlossen, Ihnen weiter zu dienen, SEE«, sagte General Izzad. »Und seien es tausend Jahre.«
Der Regent nickte kurz und sah Xavius an. »Ich habe von Ihnen gehört, Xavis V Xavius. In nur vier Jahrzehnten haben Sie es fast bis an die Spitze geschafft und sind einer von drei beim Gremium akkreditierten Chronisten. Ihre Berichte sind beliebt und haben ausgezeichnete Akzeptanzquoten im Mesh. Sie genießen eine hohe Glaubwürdigkeit und sind in den letzten Jahren zu einer wichtigen Stimme in unserem Endurium geworden.«
Stille folgte, tief wie eine Schlucht und schwer wie ein Berg. Xavius fühlte noch immer den Blick des Regenten auf sich: tote Augen, die ihn kühl musterten und alles zu sehen schienen, jeden einzelnen der aufgeregt hinter seiner Stirn tanzenden Gedanken. Er spürte, dass der große Avedis eine Antwort erwartete, und brachte krächzend hervor: »Ich bin glücklich, dass Er mit mir zufrieden ist.«
»Das bin ich tatsächlich«, sagte der Regent und nickte kurz. »Und General Izzad wird es ebenfalls sein, wenn Sie mit seiner Biografie fertig sind. Um Quintus Quiron keine Gelegenheit zu geben, auf die Idee zu kommen, Sie zum ersten akkreditierten Chronisten des Gremiums zu ernennen … Ich würde mich freuen, wenn Sie nach Fertigstellung der Biografie bereit wären, zu meinem persönlichen Berichterstatter zu werden.«
War dies ein Tag, an dem ihm seine Ohren einen Streich nach dem anderen spielten? »Zu Seinem … persönlichen …«
General Izzad räusperte sich demonstrativ.
»Ja«, stieß Xavius hervor. »Ja, natürlich bin ich dazu bereit! Es ist eine große Ehre für mich. Ich …«
»Gut.« Ein zweites akustisches Signal erklang, und die Aktivität in den lokalen Netzen der Zerberus nahm erneut zu. Mithilfe seiner Mikromaschinen nahm Xavius es wie ein insektenhaftes Summen wahr. Oder rauschte ihm nur das Blut in den Ohren? »Der Sifter hat mit seiner Arbeit begonnen. Welche Informationen das Gehirn des lebenden Ayunn auch enthalten mag, bald werden sie uns gehören. Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, General.«
Diesmal neigte Izzad den Kopf. »Ruhm und Ehre den Streitkräften.«
Und die beiden Adjutanten sagten wie aus einem Mund: »Gepriesen sei der Regent.«
Avedo M Avedis hörte es nicht mehr; er hatte den Konferenzraum bereits verlassen.
4
Xavis Xavius setzte wie im Traum einen Fuß vor den anderen, während das Gehirn mit ganz anderen Dingen beschäftigt war. Wände aus grauschwarzem Obsidian wichen zurück, und andere rückten näher, die der Liftkapsel. Ein Brummen ertönte, und für einige Sekunden wusste Xavius nicht, ob es aus seinem Innern stammte oder einen externen Ursprung hatte.
»Ich traue ihnen nicht«, grollte eine vertraut klingende Stimme. »Ich habe den Splitter-Leuten noch nie getraut. Seit zweitausend Jahren kämpfen wir auch für diese Feiglinge. Sie sind hinterhältig und durchtrieben, immer auf der Suche nach dem eigenen Vorteil. Lassen Sie sich nicht von ihnen täuschen, Xavis V Xavius. Der
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