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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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wurde ich auf einmal gewitzt und ließ mich ein Stück zurückfallen, um sehen zu können, ohne gesehen zu werden. Bald fuhren sie beim Bahnhof vor. Am Fahrkartenschalter drängten sich viele Leute, und ich konnte ziemlich nahe an sie herankommen, ohne daß sie mich entdeckten. Sie lösten Fahrkarten nach New Brighton. Ich tat dasselbe, stieg aber drei Wagen hinter ihnen in den Zug. Nachdem wir angekommen waren, spazierten sie auf der Promenade. Nie war ich weiter als hundert Yard von ihnen entfernt. Schließlich sah ich, wie sie ein Boot mieteten und hinausruderten, denn der Tag war sehr heiß, und auf dem Wasser war es sicherlich kühler.
      Es war so, als sollten sie in meine Hand gegeben sein. Dunst lagerte über dem Wasser, und man konnte nicht weiter sehen als ein paar hundert Yard. Ich mietete auch ein Boot, sie ruderten fast so schnell wie ich, und wir mußten schon eine gute Meile vom Land weg sein, als ich sie einholte. Der Dunst hing wie ein Vorhang rings um uns, wir drei mittendrin. Mein Gott, werde ich jemals ihre Gesichter vergessen, als sie erkannten, wer in dem Boot saß, das zu ihnen aufgeschlossen hatte? Sie stieß einen Schrei aus. Er fluchte wie ein Verrückter und stieß mit einem Ruder nach mir. Er muß den Tod in meinen Augen gesehen haben. Ich ruderte vorbei und verpaßte ihm einen Schlag mit meinem Spazierstock, der seinen Kopf wie eine Eierschale zerschmetterte. Vielleicht hätte ich sie trotz meiner Raserei geschont, aber sie warf die Arme um ihn, schrie und nannte ihn Alec. Ich holte zu einem neuen Schlag aus, und sie lag ausgestreckt neben ihm. Ich war wie ein wildes Tier, das Blut geleckt hat. Wenn Sarah dort gewesen wäre, bei Gott, sie hätte ihr Schicksal geteilt. Ich riß mein Messer heraus und… Ach, ich habe genug erzählt. Ich spürte etwas wie wilde Freude, wenn ich daran dachte, was Sarah empfinden würde, wenn sie diese Zeichen dafür erhielt, wohin ihre Einmischung geführt hatte. Dann band ich die beiden Körper im Boot zusammen, zertrümmerte eine Planke und wartete, bis sie versunken waren. Ich wußte, daß der Bootseigner annehmen würde, sie hätten in dem Dunst die Richtung verloren und wären auf die offene See hinausgedriftet. Ich säuberte mich, ruderte zum Land zurück und ging wieder auf mein Schiff, ohne daß einer Menschenseele ein Verdacht kam, was passiert war. In der Nacht packte ich das Paket für Sarah Cushing und gab es dann am nächsten Tag in Belfast auf.
      Das ist die ganze Wahrheit. Sie können mich hängen und mit mir machen, was Sie wollen, Sie strafen mich nicht härter, als ich schon gestraft bin. Ich kann die Augen nicht schließen, ohne die beiden Gestalten vor mir zu sehen – sie starren mich an, wie sie mich angestarrt haben, als mein Boot aus dem Dunst auftauchte. Ich habe sie schnell getötet, sie aber bringen mich langsam um, und wenn das noch eine Nacht so weitergeht, dann bin ich morgen früh entweder verrückt oder tot. Sie wollen mich doch nicht in eine Einzelzelle sperren, Sir? Haben Sie Erbarmen mit mir und tun Sie es nicht. Sie sollen in Ihrer letzten Stunde so behandelt werden, wie Sie mich jetzt behandeln.‹

    Was bedeutet das alles, Watson?« sagte Holmes ernst, als er die Papiere hinlegte. »Wem nützt denn solcher Kreislauf aus Elend, Gewalt und Angst? Das muß sich doch auf ein Ende hin bewegen, sonst wäre unser Universum vom Zufall beherrscht, was undenkbar ist. Aber was für ein Ende wird es sein? Das ist das große, immerwährende Problem, von dessen Lösung der menschliche Geist so weit entfernt ist wie eh und je.«

    Der Rote Kreis

    I

    »Nun, Mrs. Warren, ich sehe keinen besonderen Grund zur Beunruhigung und verstehe auch nicht, warum ich, dessen Zeit ziemlich wertvoll ist, mich in die Angelegenheit einmischen sollte. Ich habe wirklich anderes zu tun.« So sprach Sherlock Holmes und wandte sich wieder seiner großen Notizsammlung zu, denn er war damit beschäftigt, einiges Material kürzlich behandelter Fälle zu ordnen und zu registrieren.
      Aber die Wirtin besaß die Hartnäckigkeit und die Schlauheit ihres Geschlechts. Sie behauptete standhaft ihren Platz.

  »Voriges Jahr haben Sie eine Angelegenheit für einen meiner Mieter geregelt«, sagte sie, »für Mr. Fairdale Hobbs.«
      »Ach ja – eine unbedeutende Sache.«
      »Aber er hat immer wieder davon erzählt – von Ihrer Freundlichkeit, Sir, und von der Art und Weise, wie Sie Licht in das Dunkel brachten: An seine Worte habe ich mich erinnert,

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