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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sich die Papierschnipsel, die ihm die Wirtin gegeben hatte, sehr aufmerksam an. »Das ist tatsächlich ein bißchen unüblich. Daß einer sich zurückzieht, kann ich verstehen; aber warum Druckbuchstaben? Lettern malen ist eine umständliche Arbeit. Warum schreibt er nicht? Was könnte das bedeuten, Watson?«
      »Daß er seine Handschrift zu verheimlichen sucht.«
      »Aber warum? Was kann es ihm ausmachen, wenn die Wirtin ein Wort in seiner Handschrift zu lesen bekommt? Trotzdem kann es so sein, wie Sie sagen. Andererseits, warum derart knappe Mitteilungen?«
      »Das kann ich mir nicht erklären.«
      »Es eröffnet dem Verstand ein erfreuliches Spekulationsfeld. Die Wörter stammen von einem Stift mit dicker violetter Mine einer nicht ungebräuchlichen Sorte. Ihnen wird auffallen, daß von dem Papier an der Seite etwas weggerissen wurde, nachdem die Buchstaben ausgeführt waren, denn von dem S bei SEIFE fehlt ein Stück, Bemerkenswert, Watson, nicht wahr?«
      »Eine Vorsichtsmaßnahme?«
      »Genau. Offenbar war da etwas, ein Daumenabdruck vielleicht, das einen Hinweis auf die Identität der Person hätte geben können. Nun, Mrs. Warren, Sie sagen, der Mann ist mittelgroß, dunkel, trägt Bart. Wie alt könnte er sein?«
      »Noch recht jung, Sir, nicht über dreißig.«
      »Können Sie mir weitere Angaben machen?«
      »Er sprach ein gutes Englisch, Sir, und dennoch dachte ich, er ist Ausländer, wegen seines Akzents.«
      »Und er war gut gekleidet?«
      »Sehr elegant gekleidet, Sir – ganz Gentleman. Dunkle Sachen – nichts Auffälliges dran.«
      »Er nannte keinen Namen?«
      »Nein, Sir.«
      »Und hat keine Briefe oder Besuche empfangen?«
      »Nichts.«
      »Aber gewiß sind Sie oder das Mädchen morgens mal in den Zimmern gewesen?«
      »Nein, Sir, er besorgt alles selber.«
      »Na, das klingt aber merkwürdig. Was ist mit seinem Gepäck?«
      »Er hatte eine große braune Tasche bei sich – sonst nichts.«
      »Nun, wir besitzen anscheinend wirklich nicht viel Material, das uns weiterbringen könnte. Würden Sie sagen, daß nichts aus seinen Zimmern herausgekommen ist – absolut nichts?«
      Die Wirtin zog einen Umschlag aus ihrem Beutel und schüttete zwei abgebrannte Streichhölzer und den Rest einer Zigarette auf den Tisch.
      »Das lag heute morgen auf dem Tablett. Ich zeige es Ihnen, weil ich gehört habe, Sie können große Dinge aus Kleinigkeiten herauslesen.«
      Holmes zuckte die Schultern.
      »Das führt zu nichts«, sagte er. »Die Streichhölzer sind natürlich zum Zigarettenanzünden verwandt worden. Das ist offensichtlich, da sie nur wenig abgebrannt sind. Ein halbes Streichholz verbraucht man, um eine Pfeife oder eine Zigarre anzuzünden. Aber, hallo! Dieser Zigarettenstummel ist doch aufschlußreich. Der Gentleman hat Kinn- und Schnurrbart, sagten Sie?«
      »Ja, Sir.«
      »Das begreife ich nicht. Ich würde sagen, die Zigarette kann nur ein glattrasierter Mann geraucht haben. Sogar ein bescheidener Schnurrbart wie Ihrer, Watson, wäre angesengt.«
      »Vielleicht eine Zigarettenspitze?« schlug ich vor.
      »Nein, nein, das Ende ist feucht gewesen. Können nicht zwei Personen in den Zimmern wohnen, Mrs. Warren?«
      »Nein, Sir. Er ißt sehr wenig, ich staune oft, wie das bißchen einen am Leben erhalten kann.«
      »Nun, ich glaube, wir müssen warten, bis wir ein wenig mehr Material in die Hand bekommen. Im Grunde können Sie sich ja nicht beklagen. Sie haben Ihr Geld erhalten, und der Mieter macht keine Umstände, wenn er sich auch gewiß ungewöhnlich verhält. Er zahlt gut, und wenn er es vorzieht, im Verborgenen zu bleiben, geht das Sie direkt nichts an. Wir haben keinen Vorwand, uns in sein Privatleben einzumischen, wenn nichts vorliegt, das darauf schließen läßt, daß er sich schuldig gemacht hat. Ich habe mich der Angelegenheit angenommen und werde sie nicht aus dem Auge verlieren. Berichten Sie mir, falls sich etwas Neues ereignet, und Sie können sich auf meinen Beistand verlassen, wenn er benötigt wird.«
      »Der Fall bietet mit Sicherheit einige interessante Aspekte, Watson«, bemerkte er, als uns die Vermieterin allein gelassen hatte. »Es kann sich natürlich um eine alltägliche Geschichte handeln – exzentrische Einfälle eines Mannes; vielleicht aber reicht das alles sehr viel tiefer, als es von außen den Anschein hat. Das erste, was einem dabei einfällt, ist ganz offensichtlich die

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