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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Möglichkeit, daß derjenige, der sich in den Zimmern aufhält, jemand anderer ist als die Person, die sie gemietet hat.«
      »Wie kommen Sie darauf?«
      »Nun – abgesehen von diesem Zigarettenstummel –, gibt es nicht zu denken, daß der Mieter nur einmal ausgegangen ist, und zwar gleich, nachdem er die Zimmer bezogen hatte? Er kam zurück – oder jemand kam zurück –, als alle Zeugen aus dem Weg waren. Wir haben keinen Beweis, daß der, der zurückgekommen ist, derselbe ist, wie der, der ausging. Und weiter, der Mann, der die Wohnung mietete, sprach ein gutes Englisch. Dieser andere schreibt in Druckbuchstaben ›Streichholz‹, wenn es richtig ›Streichhölzer‹ heißen müßte. Ich könnte mir vorstellen, daß das Wort einem Diktionär entnommen wurde, der die Singular-, aber nicht die Pluralformen angibt. Die knappe Art der Mitteilungen könnte gewählt worden sein, um Unkenntnis der englischen Sprache zu verbergen. Ja, Watson, für einen Verdacht, daß die Mieter gewechselt haben, liegen gute Gründe vor.«
      »Aber warum?«
      »Ja, das ist unser Problem. Es zeichnet sich ziemlich klar der Kurs ab, auf dem sich unsere Nachforschung bewegen muß.«
      Er nahm das große Buch herunter, in dem er Tag für Tag die ›Seufzerspalte‹ der verschiedenen Londoner Zeitungen ablegte. »Du lieber Himmel!« sagte er beim Durchblättern der Seiten, »welch ein Chor aus Stöhnen, Schreien, Meckerei! Was für ein Sammelsurium einmaliger Ereignisse! Mit Sicherheit aber auch der wertvollste Jagdgrund für einen Mann, der dem Unüblichen nachspürt. Dieser Mensch lebt isoliert, und brieflich kann kein Kontakt aufgenommen werden, ohne die geforderte Geheimhaltung zu durchbrechen. Wie kann man nun Neuigkeiten und Botschaften an ihn herantragen? Offensichtlich über Annoncen in einer Zeitung. Einen anderen Weg gibt es nicht, und zum Glück wissen wir, daß wir uns nur mit einer einzigen Zeitung zu befassen haben. Hier sind die Ausschnitte aus der ›Daily Gazette‹ der letzten vierzehn Tage. ›Dame mit schwarzer Boa vom Königlichen Schlittschuhclub‹ – das dürfen wir übergehen. ›Sicher will Jimmy seiner Mutter nicht das Herz brechen‹ – scheint mir nicht zur Sache zu gehören. ›Wenn die Dame, die im Bus nach Brixton ohnmächtig wurde…‹ – die interessiert mich nicht. ›Jeden Tag sehnt sich mein Herz…‹ – schrecklicher Quatsch, Watson. Ah! das wäre schon eher möglich. Hören Sie: ›Bleibe ruhig. Werde Mittel finden, Verbindung aufzunehmen. Bis dahin Inserate. – G.‹ Das war zwei Tage nach dem Auftauchen des Mieters von Mrs. Warren. Das scheint plausibel, nicht wahr? Es ist möglich, daß der geheimnisvolle Mann Englisch liest, auch wenn er es nicht schreiben kann. Wollen sehen, ob wir die Spur wiederfinden. Ja, hier haben wir’s – drei Tage später. ›Treffe erfolgreich Vorkehrungen. Ruhe und Vertrauen. Die Wolken werden sich verziehen. – G.‹ Danach eine Woche lang nichts. Dann etwas viel Bestimmteres: ›Der Weg zeichnet sich ab. Wenn ich Gelegenheit finde, signalisiere ich Botschaft. An vereinbarten Code denken – eins A zwei B, und so weiter. Melde mich bald. – G.‹ Das stand in der gestrigen Ausgabe, und heute ist nichts drin. Das alles kann auf Mrs. Warrens Mieter passen. Ich zweifle nicht, Watson, daß die Affäre durchsichtiger wird, wenn wir noch ein bißchen warten.«
      Und so war es denn auch; als ich am nächsten Morgen meinen Freund traf, stand er mit dem Rücken zum Feuer auf dem Teppich vor dem Kamin, sein Gesicht zeigte ein höchst zufriedenes Lächeln.
      »Wie finden Sie das, Watson?« rief er und nahm die Zeitung vom Tisch. »›Hohes rotes Haus mit Verblendziegeln. Dritter Stock. Zweites Fenster von links. Nach Einbruch der Dämmerung. – G.‹ Das ist deutlich genug. Ich denke, nach dem Frühstück sollten wir uns ein wenig mit Mrs. Warrens Nachbarschaft vertraut machen. Ah, da sind Sie ja, Mrs. Warren! Was für Neuigkeiten bringen Sie uns heute morgen?«
      Unsere Klientin war plötzlich in unser Zimmer geplatzt, ihre explosive Energie sprach für folgenschwere Entwicklungen.
      »Das ist eine Sache für die Polizei, Mr. Holmes!« rief sie. »Ich will damit nichts mehr zu tun haben! Er soll sich mit seinem Koffer davonscheren. Ich wollte schon schnurstracks hinaufgehen und ihm das sagen, ich dachte nur, es wäre Ihnen gegenüber fair, zuerst Ihre Meinung zu hören. Aber ich bin mit meiner Geduld am Ende, und wenn es dahinkommt, daß

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