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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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– TENTA. Da, nun hat er aufgehört. Das kann doch nicht alles sein, Watson? ATTENTA ergibt keinen Sinn. Oder vielleicht ist es besser in drei Wörtern – AT TEN TA; vielleicht stehen auch die Buchstaben TA für Initialen einer Person. Ah, es geht weiter. ATTE – so, es ist die gleiche Botschaft noch einmal. Seltsam, Watson, sehr seltsam. Jetzt hat er wieder geendet. AT – er wiederholt es zum dritten Mal. Dreimal ATTENTA! Wie oft wird er es noch signalisieren? Nun, das scheint das Ende gewesen zu sein. Er ist vom Fenster verschwunden. Was halten Sie davon, Watson?«
      »Eine chiffrierte Botschaft, Holmes.«
      Mein Gefährte lachte plötzlich in sich hinein wie einer, der etwas begriffen hat. »Und keine unauflösbare Chiffrierung, Watson«, sagte er. »Natürlich, das ist Italienisch! Das A am Schluß bedeutet, daß eine Frau der Empfänger ist, und dann kann die Mitteilung lauten: ›Vorsicht! Vorsicht! Vorsicht!‹ Wie finden Sie das, Watson?«
      »Ich glaube, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.«
      »Kein Zweifel. Die Botschaft ist dringlich, und die dreimalige Wiederholung verstärkt die Dringlichkeit. Aber wovor soll sie sich in acht nehmen? Warten Sie noch. Er kommt wieder ans Fenster.« Wieder sahen wir den undeutlichen Umriß eines hockenden Mannes, und der Schein der kleinen Flamme huschte wieder über die Scheibe, das Signalisieren begann aufs neue. Die Zeichen kamen schneller als beim ersten Mal – so schnell, daß man ihnen kaum folgen konnte.
      »›PERICOLO‹ – Pericolo – Was bedeutet das Wort, Watson? Gefahr, nicht wahr? Bei Gott, ja! Er signalisiert, daß Gefahr droht. Da setzt er wieder an:, ›PERI‹. Nanu! Was, zum Teufel…«
      Plötzlich war das Licht erloschen, das Fenster
    geviert vom Dunkel verschluckt, das dritte Stockwerk lag wie ein dunkler Gürtel um das hohe Haus mit seinen Reihen hellglänzender Fenster. Der letzte Warnruf war plötzlich abgeschnitten worden. Wie und von wem? Der Gedanke durchfuhr uns beide gleichzeitig. Holmes sprang auf.
      »Das ist ernst, Watson«, rief er. »Da ist eine Teufelei im Gange! Warum sollte jemand solch
eine Botschaft auf so unvermittelte Weise abbrechen? Ich sollte Scotland Yard in die Angelegenheit einbeziehen – doch die Sache ist dringend, wir können jetzt nicht davon lassen.«
      »Soll ich zur Polizei gehen?«
      »Wir müssen ein klareres Bild von der Situation gewinnen. Möglicherweise gibt es eine harmlosere Auslegung. Kommen Sie, Watson, lassen Sie uns hingehen und sehen, was sich tun läßt.«

    II

    Wir durchschritten eilends die Howe Street, und ich warf einen Blick zurück auf das Haus, das wir gerade verlassen hatten. Am oberen Fenster sah ich schwach den Umriß eines Kopfes, eines weiblichen Kopfes; starr, gespannt, in atemloser Ungewißheit hielt sie in die Nacht hinein Ausschau nach einer Wiederaufnahme der unterbrochenen Botschaft. Vor dem Torweg des Hauses in der Howe Street lehnte ein Mann, eingemummt in Schal und Mantel, am Geländer. Er zuckte zusammen, als Licht aus der Halle auf unsere Gesichter fiel.
      »Holmes!« rief er.
      »Gregson!« sagte mein Gefährte und schüttelte dem Detektiv von Scotland Yard die Hand. »Liebende treffen immer wieder zusammen. Was führt Sie hierher?«
      »Der gleiche Grund, der Sie hierher geführt hat, nehme ich an«, sagte Gregson. »Aber wie Sie an die Sache geraten sind, kann ich mir nicht vorstellen.«
      »Durch verschiedene Fäden, die alle zum selben Knäuel leiten. Ich habe die Signale aufgefangen.«
      »Signale?«
      »Ja, sie kamen aus dem Fenster dort. Mittendrin brachen sie ab. Wir gingen los, um den Grund zu erfahren. Aber da Sie die Geschichte fest in Händen halten, sehe ich für mich keine Veranlassung, sie weiter zu verfolgen.«
      »Warten Sie noch!« rief Gregson eifrig. »Ich muß Ihnen sagen, Mr. Holmes, daß ich nie mit einem Fall befaßt war, bei dem ich Sie lieber an meiner Seite gewußt hätte. Dieses Haus besitzt nur den einen Ausgang, so müßte er uns sicher sein.«
      »Um wen handelt es sich?«
      »Gut, gut, wir rechnen diesmal fest mit Ihnen, Mr. Holmes. Sie müssen uns nach besten Kräften helfen.« Er stieß seinen Stock hart auf den Boden; daraufhin schlenderte ein Kutscher, die Peitsche in der Hand, von einer auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehenden Droschke herbei.
      »Darf ich Ihnen Mr. Sherlock Holmes vorstellen?« sagte Gregson zu dem Mann. »Das ist Mr. Leverton von der

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