Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
mein Alter herumgeschubst wird…«
      »Mr. Warren wird herumgeschubst?«
      »Na, jedenfalls roh behandelt.«
      »Aber wer hat ihn roh behandelt?«
      »Ach, das möchten wir gerade wissen! Es war an diesem Morgen, Sir. Mr. Warren arbeitet als Kontrolleur bei Morton & Waylight in der Tottenham Court Road. Er muß vor sieben losgehen. Ja, und heute früh war er nicht einmal zehn Schritt weit von unserem Haus, da holten ihn zwei Männer von hinten ein, warfen ihm einen Mantel über den Kopf und packten ihn in eine Droschke, die am Straßenrand wartete. Sie fuhren mit ihm eine Stunde herum, dann öffneten sie die Tür und stießen ihn raus. Er lag völlig benommen auf der Straße und konnte nicht einmal sehen, was mit der Droschke wurde. Als er sich aufgerappelt hatte, merkte er, daß er sich in Hampstead Heath befand; er nahm einen Bus nach Hause, und dort liegt er nun auf dem Sofa, und ich bin sofort zu Ihnen gekommen, um Ihnen zu erzählen, was passiert ist.«
      »Höchst interessant«, sagte Holmes. »Hat er die Männer gesehen – hat er sie sprechen hören?«
      »Nein. Er war ganz durcheinander. Er weiß nur, daß er wie durch Zauber entführt und wie durch Zauber wieder freigelassen wurde. Es waren wenigstens zwei, vielleicht auch drei.«
      »Und Sie bringen den Überfall mit Ihrem Mieter in Verbindung?«
      »Also, wir wohnen hier schon fünfzehn Jahre, und solche Dinge sind noch nie geschehen. Ich habe die Nase jetzt voll von ihm. Geld bedeutet schließlich nicht alles. Ich will, daß er verschwindet, noch ehe der Tag um ist.«
      »Warten Sie ein bißchen, Mrs. Warren. Übereilen Sie nichts. Ich fange jetzt an, die Sache für wichtiger zu halten, als sie auf den ersten Blick aussah. Jetzt ist klar, daß Ihrem Mieter irgendwie Gefahr droht. Ebenso klar ist, daß seine Feinde, die vor Ihrer Tür lauern, Ihren Mann in dem nebligen Morgenlicht mit ihm verwechselt haben. Als sie den Fehler entdeckten, ließen sie ihn frei. Was sie getan hätten, wenn ihnen kein Fehler unterlaufen wäre, können wir nur vermuten.«
      »Und was soll ich machen, Mr. Holmes?«
      »Ich würde Ihren Mieter sehr gern sehen, Mrs. Warren.«
      »Ich wüßte nicht, wie man das anstellen sollte, außer Sie brechen die Tür auf. Ich höre jedes Mal, wie er aufschließt, wenn ich wieder auf der Treppe bin, nachdem ich das Tablett hingestellt habe.«
      »Er muß das Tablett ins Zimmer holen. Wir könnten uns verstecken und ihm dabei zusehen.«
      Die Vermieterin überlegte einen Augenblick.
      »Ja, Sir, gegenüber liegt eine Abstellkammer. Ich könnte Ihnen einen Spiegel geben, und wenn Sie hinter der Tür stünden…«
      »Hervorragend!« sagte Holmes. »Wann luncht er?«
      »Etwa um eins, Sir.«
      »Dann werden Dr. Watson und ich zur Zeit da sein. Für jetzt, Mrs. Warren, auf Wiedersehen.«
      Um halb zwölf standen wir auf den Stufen zum Hause der Mrs. Warren. Es war ein hohes, schmales Gebäude aus gelbem Backstein in der Great Orme Street, einer engen Gasse, die zur Nordostseite des Britischen Museums führt, unweit der Straßenecke gelegen. Man konnte von hier aus die Howe Street mit ihren anspruchsvolleren Häusern einsehen. Plötzlich wies Holmes kichernd auf eines der Bauwerke, ein mehrstöckiges ansehnliches Mietshaus, das den Blick anziehen mußte.
      »Schauen Sie, Watson!« sagte er. »›Hohes rotes Haus mit Verblendziegeln!‹ Da haben wir ja schon die Sendestation. Wir kennen den Ort, und wir kennen den Code, da wird unsere Aufgabe sicherlich einfach sein. In dem Fenster hängt ein Schild: ›Zu Vermieten‹. Offensichtlich eine leerstehende Etage, zu der der Komplize Zutritt hat. Nun, Mrs. Warren, wie geht es jetzt weiter?«
      »Ich habe alles vorbereitet. Wenn Sie beide hinaufkommen wollen. Ihre Stiefel lassen Sie hier auf dem Treppenabsatz stehen, ich bringe Sie nach oben.«
      Es war ein ausgezeichnetes Versteck, das sie vorbereitet hatte. Der Spiegel war so aufgestellt, daß wir von unserem Platz im Dunkeln die gegenüberliegende Tür genau sehen konnten. Kaum hatten wir uns niedergelassen und Mrs. Warren war wieder gegangen, als ein gedämpfter Ton anzeigte, daß unser geheimnisvoller Nachbar geläutet hatte. Sogleich erschien die Wirtin mit dem Tablett. Sie stellte es auf dem Stuhl neben der geschlossenen Tür ab und verschwand mit betont schwerem Schritt. Wir kauerten hinter der leicht geöffneten Tür und hielten den Blick auf den Spiegel gerichtet. Plötzlich,

Weitere Kostenlose Bücher