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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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unmöglich. Wenn Sie sich die Wagendächer genau ansehen, werden Sie finden, daß sie leicht gerundet sind, und an den Rändern gibt es keine Gitter. Demnach dürfen wir mit Gewißheit sagen, daß man den jungen Cadogan West dort oben plaziert hat.«
      »Und wie hat man das gemacht?«
      »Das war die Frage, die wir beantworten mußten. Es gibt nur eine Möglichkeit. Sie wissen, daß die Underground im West End an einigen Stellen aus dem Tunnel tritt. Ich erinnere mich undeutlich, daß mir beim Fahren gelegentlich über mir Fenster aufgefallen sind. Nehmen Sie nun an, ein Zug hält unter einem dieser Fenster: Wäre es da schwierig, die Leiche aufs Dach zu legen?«
      »Das scheint höchst unwahrscheinlich.«
      »Wir sollten auf den alten Grundsatz zurückgreifen, daß, wenn alle anderen Möglichkeiten nicht zutreffen, in dem, was übrigbleibt, so unmöglich es auch erscheinen mag, die Wahrheit liegen muß. Hier nun haben sich alle anderen Möglichkeiten als unmöglich erwiesen. Nachdem ich festgestellt hatte, daß der bedeutende internationale Agent, der soeben London verlassen hat, in einer an die Underground grenzenden Häuserzeile wohnte, machte mich das so fröhlich, daß Sie sich über meinen Anflug von Leichtsinn doch ein wenig überrascht zeigten.«
      »Das also war der Grund!«
      »Ja. Ich hatte mit Mr. Hugo Oberstein aus Caulfield Gardens 14 mein neues Ziel gefunden. Ich begann meine Arbeit bei der Gloucester Road Station. Ein überaus hilfsbereiter Bahnangestellter schritt mit mir die Strecke ab und gab mir dadurch Gelegenheit, mich befriedigt zu fühlen; denn ich fand nicht nur heraus, daß die Hinterfenster der Caulfield Gardens zur Underground hinausgehen, sondern entdeckte die sogar noch wesentlichere Tatsache, daß wegen einer Kreuzung mit der Eisenbahn die Züge der Underground an eben diesem Punkte häufig für mehrere Minuten halten.«
      »Glänzend, Holmes! Das ist die Lösung!«
      »Langsam – langsam, Watson. Wir machen Fortschritte, aber das Ziel ist noch fern. Nun, nachdem ich die Rückseite der Caulfield Gardens kennengelernt hatte, sah ich mir die Vorderfront an und vergewisserte mich, daß der Vogel tatsächlich ausgeflogen ist. Das Haus wirkt ansehnlich, und die oberen Zimmer stehen unmöbliert, soweit ich es beurteilen konnte. Hier wohnte Oberstein und mit ihm nur ein einziger Diener, ein wahrscheinlich enger Vertrauter. Wir müssen im Gedächtnis behalten, daß Oberstein nach dem Kontinent gereist ist, um über seine Beute zu verfügen, jedoch ohne Flucht auch nur zu erwägen; er braucht nämlich eine Verhaftung überhaupt nicht zu befürchten, und der Gedanke, daß jemand aus Liebe zur Sache einen Hausbesuch veranstalten könnte, fiele ihm niemals ein. Genau das ist es aber, was wir jetzt vorhaben.«
      »Könnten wir nicht eine Durchsuchungsvollmacht erwirken und den Besuch damit legalisieren?«
      »Schwerlich bei diesem Beweisstand.«
      »Was können wir zu finden hoffen?«
      »Wir wissen nicht, was es dort an Korrespondenz gibt.«
      »Mir gefällt das nicht, Holmes.«
      »Mein lieber Junge, Sie müssen auf der Straße Wache stehen. Ich übernehme den kriminellen Part. Jetzt ist nicht die Zeit, sich mit Lappalien herumzuschlagen. Denken Sie an Mycrofts Brief, an die Admiralität, das Kabinett, an die erhabene Person, die auf Nachrichten wartet. Wir müssen da einfach hingehen.«
      Meine Antwort bestand darin, daß ich mich vom Tisch erhob.
      »Sie haben recht, Holmes. Wir müssen hingehen.«
      Er sprang auf und schüttelte mir die Hand.
      »Ich wußte, daß Sie am Ende nicht zurückweichen würden«, sagte er, und für einen Moment sah ich in seinen Augen etwas wie Zärtlichkeit, wie ich es an ihm noch nie beobachtet hatte. Doch dann war er gleich wieder der gebieterische, praktische Holmes.
      »Wir haben nahezu eine halbe Meile Weg, aber wir brauchen uns nicht zu beeilen. Gehen wir zu Fuß«, sagte er, »und lassen Sie bitte das Werkzeug nicht fallen. Ihre Verhaftung als Verdächtiger würde eine sehr unglückliche Komplikation bedeuten.«

  Die Caulfield Gardens war eine jener Häuserzeilen, die mit ihren langweiligen, mit Säulen und Portiken versehenen Gebäuden so auffallend die mittelviktorianische Epoche im Londoner West End repräsentierten. In der Nähe schien ein Kinderfest gefeiert zu werden, aus dem fröhlichen Gewirr junger Stimmen und dem Klaviergeklimper zu schließen, das durch die Nacht hallte. Noch hing der

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